Mietminderung möglich Zu viel Blei im Wasser ist Mangel
27.01.2014, 11:27 UhrTrinkwasser in Deutschland muss gesundheitlich unbedenklich sein. Gefahr droht aber nach wie vor durch alte Bleirohre. Ist die Belastung des Trinkwassers durch diese zu hoch, kann der Mieter handeln.
Zu viel Blei im Trinkwasser ist ein Wohnungsmangel, der eine Mietminderung rechtfertigen kann.
(Foto: dpa)
Zu viel Blei im Trinkwasser ist ein Mangel. Daher ist in einem solchen Fall eine Mietminderung gerechtfertig t. Das Amtsgericht Hamburg hielt fünf Prozent für angemessen.
Ein Vermieter klagte vor dem Amtsgericht Hamburg gegen die von der Mieterin vorgenommene Mietminderung. Ein Sachverständigengutachten ergab, dass die Höchstmenge von Blei im Trinkwasser der Mieterin überschritten war. Erst nach einem Ablaufenlassen des Wassers für 10 bis 15 Minuten seien die Werte nicht mehr zu beanstanden gewesen.
Ein Ablaufenlassen des Wassers als Methode zur Senkung der Bleikonzentration sei zwar für einige Sekunden zumutbar, nicht jedoch für einen Zeitraum von 10 bis 15 Minuten. Das sei eine Verschwendung von Trinkwasser und ein nicht zu rechtfertigender Zeitaufwand. Seit dem 1. Dezember 2013 sind nach der Trinkwasserverordnung höchstens 10 Mikrogramm Blei pro Liter zulässig. Auf das Urteil (Az.: 910 C 117/10) weist der Deutsche Mieterbund (DMB) in Berlin hin.
Grundsätzlich müssen Wasserversorger und Vermieter, die ihre Bleirohre zum Stichtag nicht vollständig ausgewechselt haben, müssen schriftlich oder per Aushang darüber informieren. Diese Regel ziele auf kleine Reste von Bleirohren, die noch vorhanden seien und eine nur geringe Konzentration mit sich brächten, heißt es im Gesundheitsministerium.
Das besonders stark belastete Standwasser morgens erst einmal eine Weile ablaufen zu lassen, verringert zwar die Bleikonzentration. Doch das bietet langfristig keinen sicheren Schutz vor Gesundheitsschäden.
Das Nerven- und Blutgift Blei beeinträchtigt die Entwicklung des Nervensystems. Kinder nehmen im Vergleich zu Erwachsenen wesentlich mehr Blei auf. Selbst Konzentrationen von 0,01 bis 0,025 Milligramm beeinträchtigen Blutbildung und Intelligenzentwicklung vor der Geburt und während der ersten Lebensjahre. Ungeborene im Mutterleib und Kleinkinder sind besonders gefährdet. Sorgen macht Experten vor allem eine schleichende Belastung durch die Aufnahme kleiner Mengen.
Quelle: ntv.de, awi/dpa