Sitzenbleiber und AbbrecherSchullaufbahn von Jungen
Zwischen dem Bildungsweg von Jungen und Mädchen gibt es deutliche Unterschiede. Jungs bleiben wesentlich häufiger sitzen und machen schlechtere Schulabschlüsse. Am stärksten zeigt sich das Gefälle in Ostdeutschland.
Jungs haben nicht nur die schlechteren Schulabschlüsse als Mädchen. Ihre Schullaufbahn verläuft auch weniger gradlinig. Das geht aus der Studie "Bildungs(miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen" hervor.
Die vom Bundesbildungsministerium herausgegebene Studie wies deutliche Differenzen zwischen Jungen und Mädchen auf. Schon bei der Einschulung gebe es Unterschiede: So werden elf Prozent aller Mädchen, aber nur sieben Prozent aller Jungen vorzeitig eingeschult. Von den vorerst von der Grundschule zurückgestellten Kindern sind 60 Prozent männlich.
Zweimal bleiben nur Jungen sitzen
Auch bei den Sitzenbleibern ist der Anteil der Jungen höher. Laut der PISA-Studie mussten bis zur 9. Klasse 35 Prozent der Schüler eine Klasse wiederholen, aber nur 26 Prozent der Schülerinnen. Zweimaliges Wiederholen finde sich ausschließlich bei Jungen, schreibt Jürgen Budde vom Zentrum für Schul- und Bildungsforschung der Universität Halle Wittenberg, der Autor der Studie. An Gymnasien sei der Abstand zwischen wiederholenden Jungen und Mädchen am größten. So blieben 14,8 Prozent der Jungen, aber nur 8,3 Prozent der Mädchen sitzen. Bis zum Abitur haben sogar 21 Prozent der Schüler, aber nur elf Prozent der Schülerinnen eine Klasse wiederholt.
Insgesamt erreichen mehr Mädchen als Jungen einen Schulabschluss. Von allen Schülern, die keinen Hauptschulabschluss schaffen, sind 64 Prozent männlich. Im Jahr 1967 lag ihr Anteil noch bei 55,7 Prozent. Gleichzeitig erreichen immer weniger Jungen die allgemeine Hochschulreife. Während 1967 63,5 der Abiturienten männlich waren, sind es heute 44,2 Prozent. Auffallend sei, dass Mädchen aus den ostdeutschen Bundesländern bei den Abschlüssen am erfolgreichsten abschneiden, männliche Jugendliche aus Ostdeutschland dagegen am schlechtesten.
Geringer Anteil an männlichen Lehrern ist schuld
Als ein Grund für den Bildungsmisserfolg von Jungen wird der hohe Anteil an Lehrerinnen und Erzieherinnen angeführt. Nur an Gymnasien sei fast jeder zweite Lehrer männlich. In Krippen sei dagegen nicht einmal jeder 100. Beschäftigte ein Mann, und im Kindergarten liege der Männeranteil bei zwei Prozent. Jungen würden heute mehrheitlich von Frauen unterrichtet, so Budde.