Gehaltseinbußen bis 50 Prozent Viele verdienen weniger
06.01.2010, 12:12 UhrDie Inflation frisst nicht nur unser angelegtes Geld, sondern ist auch dafür verantwortlich, dass wir trotz mehrerer Gehaltserhöhungen in Wirklichkeit unterm Strich weniger verdienen als vor 20 Jahren. Das ist das Ergebnis eines Einkommensvergleichs, den das Hamburger Institut Statista im Auftrag des "Stern" erstellt hat. Verglichen wurden Bruttoverdienste von Arbeitern, Angestellten, Beamten und Selbständigen aus dem Jahr 1990 mit dem Jahr 2008. Im Vergleichszeitraum hat die Inflation insgesamt 47 Prozent betragen.
Die größten Verlierer – allerdings auf hohem Niveau – sind die Ärzte. Sie sind zwar bei einem monatlichen Durchschnittseinkommen in Höhe von 6400 Euro immer noch Top-Verdiener, doch im Vergleich zu 1990 haben sie ein reales Minus von 50 Prozent zu verkraften. Schuld daran sind laut "Stern" die Gesundheitsreform und die niedrigeren Einstiegsgehälter bei Berufsanfängern.

Ärzte gehören - auf hohem Niveau - zu den größten Einkommensverlierern.
(Foto: dpa)
Ebenfalls schlecht stehen Werbefachleute, Informatiker und Zahntechniker da, die reale Einkommenseinbußen von mehr als 30 Prozent hinnehmen müssen. Auf der Gewinnerseite stehen hingegen unter anderem Makler, Verwaltungsfachleute sowie Bankkaufleute und Anlageberater. Auch Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst konnten ihr Einkommen deutlich steigern.
Die größten Verlierer und Gewinner
Beruf | Monatsverdienst (brutto) | Veränderung (inflationsbereinigt) | |
1990 | 2008 | ||
Ärzte | 8.780 € | 6.400 € | -50% |
Sportlehrer | 2.810 € | 2.500 € | -39% |
Förster | 3.590 € | 3.260 € | -38% |
Werbefachleute | 3.100 € | 2.780 € | -38% |
Informatiker | 3.400 € | 3.620 € | -34% |
Zahntechniker | 1.940 € | 1.930 € | -32% |
Künstler | 2.110 € | 2.220 € | -28% |
Psychologen | 3.700 € | 3.910 € | -27% |
Grund-, Haupt-, Real-, Sonderschullehrer | 2.740 € | 3.160 € | -21% |
Physiotherapeuten | 1.910 € | 2.230 € | -20% |
Bäcker | 1.760 € | 2.060 € | -20% |
Restaurantfachleute, Kellner | 1.300 € | 1.520 € | -20% |
Heilpädagogen | 1.650 € | 2.770 € | +15% |
Bürofachkräfte | 1.400 € | 2.370 € | +16% |
Kfz-Mechaniker | 1.650 € | 2.880 € | +20% |
Medizinisch-technische Assistenten | 1.590 € | 2.780 € | +20% |
Postboten, Postbeamte | 1.450 € | 2.570 € | +22% |
Bankfachleute und Anlageberater | 1.900 € | 3.570 € | +29% |
Köche | 1.190 € | 2.240 € | +29% |
Landwirte | 1.180 € | 2.350 € | +37% |
Makler | 2.010 € | 4.740 € | +62% |
Marketing- und Absatzfachleute | 1.530 € | 3.640 € | +63% |
Grafiker und Designer | 1.740 € | 4.690 € | +85% |
Quelle: Stern
Der Einkommensreport basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels, das zum Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gehört. Dieses befragt seit 1984 jährlich über 20.000 Personen in Deutschland zu Einkommensverhältnissen und vielem mehr. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass es nicht nur statistische Erhebungen über theoretische Tarifzahlungen gibt, sondern auch was faktisch in den Haushalten ankommt. Außerdem sind in die Auswertung von Statista Untersuchungen der Hans-Böckler-Stiftung zur Entwicklung der Tarifverträge und Daten des Statistischen Bundesamtes zur Einkommensentwicklung eingeflossen.
Eine deutliche Kluft herrscht zwischen jüngeren und älteren Arbeitnehmern. Die über 50-jährigen verdienen im Schnitt nicht nur rund 500 Euro mehr als die jüngeren Kollegen, sondern konnten ihr Einkommen auch deutlich steigern und die Kaufkraftverluste der letzen Jahre mehr als ausgleichen.
Auffällig ist zudem, dass immer weniger Arbeitnehmer Weihnachts- und Urlaubsgeld oder ein 13. Monatsgehalt bekommen. Diese Gehaltsbestandteile wurde von Arbeitgebern nicht zwangsläufig ersatzlos gestrichen. An die Stelle ist eine Gewinnbeteiligung getreten, die nur gezahlt wird, wenn es dem Unternehmen gut geht.
Quelle: ntv.de, akl