Schmiergelder in Millionenhöhe Formel-1-Chef Ecclestone muss vor Gericht
16.01.2014, 10:50 Uhr
Bernie Ecclestone will "nichts Illegales" getan haben.
(Foto: REUTERS)
Das Imperium von Bernie Ecclestone droht zu fallen: Wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung wird dem Formel-1-Chef nun auch vor dem Landgericht München der Prozess gemacht. In seiner Heimat steht der 83-jährige Brite bereits seit 2013 vor Gericht.
Bernie Ecclestone muss sich nun auch in Deutschland wegen des millionenschweren Verkaufs der Formel 1 vor Gericht verantworten und mehr denn je um sein Lebenswerk bangen. Das Landgericht München habe die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den 83-jährigen Briten zugelassen, sagte eine Gerichtssprecherin. Der Prozess beginnt voraussichtlich Ende April. Als Angeklagter in einem Strafprozess muss Ecclestone dann persönlich vor Gericht erscheinen.
Überraschend kommt der Schritt nicht. Ecclestone selbst war zuletzt davon ausgegangen, dass er bald vor Gericht steht und hatte schon mehrfach seine Kooperation signalisiert. "Ich bin sicher, dass es zu einem Prozess kommen wird", sagte der Engländer in einem Interview mit der "Wirtschafts Woche": "Schließlich bin ich ja schon angeklagt worden. Es geht jetzt um den Termin."
Ecclestone soll dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld im Zuge des Verkaufs von Formel-1-Anteilen der BayernLB an den britischen Investor CVC gezahlt haben. Damit wollte Ecclestone nach Ansicht der Staatsanwaltschaft erreichen, dass Gribkowsky die Formel 1 an seinen Wunschinvestor verkauft. Gribkowsky wurde wegen der Annahme des Geldes 2012 zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
In seinem Prozess hatte Gribkowsky Ecclestone schwer belastet. Der hat die Vorwürfe stets bestritten und versichert, er "habe nichts Illegales" getan. Der Vorsitzende Richter Peter Noll hatte bei der Urteilsverkündung gegen Gribkowsky allerdings gesagt, Ecclestone habe den Banker "ins Verbrechen geführt". Auch den Prozess gegen Ecclestone wird Nolls Strafkammer führen.
Von Gribkowsky erpresst?
In einem Zivilprozess in London, in dem sich Ecclestone bereits seit Ende Oktober vergangenen Jahres verantworten muss, hatte er die Zahlungen an Gribkowsky zugegeben, wie früher aber darauf beharrt, dass dieser ihn unter Druck gesetzt habe. "Ich habe Dr. Gribkowsky bezahlt, weil er sagte, er würde mich mit Blick auf Steuerregelungen unserer Familien-Stiftung erpressen ... was sehr teuer geworden wäre", sagte Ecclestone. Er sagte dort aber auch aus, dass er Gribkowsky zehn Millionen Pfund gezahlt habe. Eine andere Version der Dinge stritt er ab.
In dem Prozess in Ecclestones Heimat geht es um eine Klage der Constantin Medien AG auf die Zahlung von 171 Millionen US-Dollar (rund 124 Millionen Euro) Entschädigung. Die Medien AG ist der Meinung, dass Ecclestone das Aktienpaket an die Investmentgesellschaft CVC zu billig verkauft habe. Auch die BayernLB hatte Mitte Dezember bestätigt, Schadenersatz von Ecclestone wegen der damaligen Vorgänge einzuklagen, sie will 400 Millionen Dollar fordern.
Ecclestone war nach dem Verkauf der Formel 1 an CVC von dem Investmentunternehmen weiter als Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse eingesetzt worden. In dieser Position hat sich der Brite praktisch unabkömmlich gemacht. Ecclestone handelt mit den Streckenbetreibern die zig-millionenschweren Verträge aus. Jüngst soll er sogar ein Kaufangebot für den Nürburgring abgegeben haben.
Was im Fall einer Verurteilung mit der Formel 1 passieren würde, ist offen. Einen potenziellen Nachfolger für Ecclestone, der Ende der 70er Jahre die Vermarktungs- und TV-Rechte gekauft hatte, gibt es bislang nicht.
Wegen des anstehenden Prozesses in München zieht sich Ecclestone aus dem Vorstand der Formel-1-Mehrheitseigner zurück. Er soll aber weiter die Geschäfte der Rennserie führen, teilte CVC mit. Ecclestone arbeite ab sofort unter verstärkter "Überwachung und Kontrolle", bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt seien. Ecclestone habe dieser Vereinbarung zugestimmt, hieß es weiter. Allerdings darf er nun nicht mehr wichtige Verträge "genehmigen oder unterzeichnen". Trotzdem sei man sich einig, dass es wirtschaftlich wie sportlich das Beste sei, wenn Ecclestone die Geschäfte weiterführe.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa