Fans feiern ihre Borussia aus DortmundAus Jungs werden echte Kerle

Der FC Bayern ist Sieger der Champions League. Dieses Endspiel aber wird auch und gerade wegen der unterlegen Borussia aus Dortmund in die Geschichte eingehen. Die Fans feiern eine tolle Finalleistung. Einer erzählt für n-tv.de, wie das so war in jener Nacht .
Die Sonne ist längst untergegangen, Wembley ist in Dunkelheit gehüllt. Die Straßen sind wie leer gefegt. Die letzte Bahn im Londoner Metrosystem stellt die Motoren ab. Sperrstunde in den meisten Pubs. Nur hier und da sieht man noch vereinzelt Schatten in die Nacht entschwinden. Leere Bierdosen und Plastiktüten treibt der Wind vor sich her. Das Champions League Finale ist Geschichte.
Ganz richtig - dieses Spiel erzählt eine eigene, in sich geschlossene Geschichte für sich und über sich. Vielmehr ist es aber nur Teil einer größeren Geschichte in Schwarz und Gelb. Eine Geschichte, die in den kommenden Jahren noch zu Ende erzählt werden möchte und auch zu Ende erzählt werden wird. Sie hatte in Wembley nicht ihren Anfang gefunden - wenngleich aber ihren vorzeitigen Höhepunkt, dessen vorangestellter Spannungsbogen in den vergangenen 60 Monaten immer wieder in noch höheren Sphären definiert werden musste. Jürgen Klopp, der Trainer ist der Urheber dieser Geschichte, die sich eigentlich von allein erzählt und nun auch in ganz Europa die Runde macht.
Und ich liege in meinem Bett und denke genau darüber nach. Drei Stunden zuvor stand ich noch im Wembley-Stadion und blickte von meinem Platz hinter dem Tor, in das Ilkay Gündogan kurz zuvor seinen ersten BVB-Elfer so sicher verwandelt hatte, in unlesbare Spieler-Gesichter. Trauer, Enttäuschung, Wut, Ärger – alles war dabei. In meinem Gesicht spiegelte sich Stolz. Ich klatschte und riss gleichzeitig meinen schwarzgelben Schal in die Höhe.
Nach Wembley funkelt jeder Stern mattgelb
Borussia Dortmund hatte soeben einen weiteren Meilenstein in seiner Entwicklung gesetzt. Eine Entwicklung, die einen Verlierer eines Champions League Finales dennoch auf Europas Thron steigen lässt, weil man mit Einsatz, Wille, Leidenschaft und einer überragenden Europapokal-Saison den eigenen Fans mindestens genauso viel geben kann, wie mit einem weiteren Henkelpott in der Vitrine.
Der FC Bayern hat an diesem Abend verdient gewonnen. Auch darüber denke ich nach, in dieser Nacht von und nach Wembley, die mich in ihrer Faszination gefangen hält und nicht einschlafen lässt. Für den nun auch in Europa besten Klub schließt sich damit, nach zwei verlorenen Finalspielen innerhalb der letzten drei Jahre, ein Kreis. Ein Kreis, der sich für den BVB erst geöffnet hat und der in den nächsten Jahren nicht zwangsläufig rund verlaufen muss. Aus den ehemaligen "Young Guns" sind spätestens nach diesen atemberaubenden 13 Champions League Auftritten echte Kerle geworden, die auch in Zukunft auf Europas prächtigster Fußballbühne spielen werden.
Und vielleicht haben sie dabei ja auch schon Lissabon und Berlin im Blick. Ich erwische mich, wie ich bereits jetzt davon träume, nach wie vor im Wachzustand. Das Fenster weit geöffnet, strömt die kühle Londoner Nachtluft in mein Zimmer. Erst jetzt fällt mir der Sternenhimmel auf. Ich kann nicht sagen, wie das in Englands Hauptstadt sonst so ist, aber in dieser Nacht nach Wembley funkelt jeder Stern mattgelb. Und genau das hat sich dieser Verein verdient.
Stolz schlafe ich als Verlierer des Champions League Finales 2013 ein und weiß, dass am nächsten Morgen die Sonne wieder aufgehen wird.