Fußball

Uli Hoeneß' Rückkehr "Ich rege mich über vieles nicht mehr auf"

Uli Hoeneß spielte für den FC Bayern und wurde 1979 Manager des Klubs. 2014 wurde er wegen Steuerhinterziehung verurteilt, seit kurzem ist er wieder Vereinspräsident.

Uli Hoeneß spielte für den FC Bayern und wurde 1979 Manager des Klubs. 2014 wurde er wegen Steuerhinterziehung verurteilt, seit kurzem ist er wieder Vereinspräsident.

(Foto: dpa)

Er ist wieder da: Uli Hoeneß ist wieder Präsident des FC Bayern. In einem Interview spricht er ausführlich darüber, wie ihn die Haftzeit verändert hat. Außerdem erklärt Hoeneß, warum er es sogar gut findet, dass sein Verein nicht Erster ist.

Zweieinhalb Jahre war er weg, seit zwei Wochen ist Uli Hoeneß wieder Präsident des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München. In der Bild-Zeitung hat er jetzt sein erstes längeres Interview gegeben, in dem sich der 64-Jährige zu verschiedenen Themen äußert.

FC Bayern

Hoeneß gibt zu, den Arbeitsaufwand des Präsidentenamtes unterschätzt zu haben. Vorher habe er gedacht, das Amt vielleicht in zwei oder drei Tagen in der Woche ausüben zu können. Von wegen. "Das kann ich jetzt schon revidieren. Das ist nicht möglich. Auch wenn ich mal zuhause bin, geht es Tag und Nacht weiter, Telefon, E-Mails, Faxe." Ob er in den Zeit seiner Abwesenheit im Verein etwas anders oder besser gemacht hätte, will Hoeneß nicht sagen. "Man kann so etwas nur diskutieren, wenn man selbst dabei war", sagt er.

Als eine seiner Kernaufgaben sieht Hoeneß die Belange der Fans. Er lese jeden Brief von jedem Fan durch. Wenn ihm danach ist, antwortet er jedoch nicht schriftlich, sondern ruft an. "'Hier ist Uli Hoeneß. Sie haben mir doch geschrieben.' Die Reaktionen? 'Nein, nein. Das gibt es nicht. Der Hoeneß ist dran!"

Die Haft

Wegen Steuerhinterziehung war Hoeneß im März 2014 zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Anfang 2016 entschied das Landgericht Augsburg, dass er vorzeitig entlassen und der Rest der Haftzeit zur Bewährung ausgesetzt werden soll. Ausführlich spricht Hoeneß in dem Interview über seine Haft in der JVA Landsberg. In dieser schwierigen Zeit sei er von den Leuten, damit meint er wohl vor allem die Fans des FC Bayern, getragen worden. "Bei den 5500 Briefen, die ich während der Haftzeit bekommen habe, waren vielleicht fünf schlechte", sagt er. Beantwortet habe er die Briefe aber nicht. Die Briefe von Häftlingen würden komplett auf verdächtigte Inhalte kontrolliert. "Das wäre Stress pur gewesen." Stattdessen habe Hoeneß oft stundenlang auf seinem Bett gelegt und nachgedacht und Bücher gelesen, zum Beispiel die Biografie von Steve Jobs.

Einen Fernseher hatte Hoeneß auch in seiner Zelle, 20 Zentimeter Durchmesser. Er konnte nur die Bayern-Spiele schauen, die im Free-TV zu sehen waren. Fernsehen sei nicht nur bis 22 Uhr erlaubt gewesen. "Das sind so Märchen. Man hat Licht und Fernsehen die ganze Nacht", so Hoeneß. Er habe in seiner Haftzeit viel darüber nachgedacht, wie er die Zeit sinnvoll nutzen könne. Seine Antwort: anderen helfen. Auf der Krankenstation habe er Häftlinge mit Medikamenten versorgt, auf der Kleiderstation mit neuen Anziehsachen. "Damit sie ein bisschen ihrer Würde behalten, wenn Sie morgens in den Spiegel schauen." Jemand aus der Gefängnisleitung habe ihm am Schluss gesagt: "Sie werden der erste Gefangene sein, der hier rausgeht und einen Fanklub bei den Beamten und bei den Mitgefangenen hat." Das sei ein großes Kompliment gewesen.

Seiner Privilegien war sich Hoeneß dabei durchaus bewusst. "Viele verlieren durch die Haft ja nicht nur ihren Job und ihr Wohnung, sondern auch ihre Familie", sagt Hoeneß. "Ich war dort so reich – ich meine nicht an Geld, sondern an Perspektive."

Ein neuer Mensch?

Die Haft habe ihn verändert, da ist Hoeneß sich sicher. Was er zu schätzen gelernt habe? "Eine Butterbrezen kann schon etwas ganz Besonderes sein." Reue? "Ich habe einen großen Fehler gemacht. Aber außer diesem Fehler habe ich im Leben nicht so vieles falsch gemacht." Hoeneß glaubt auch, sich verändert zu haben. "Ich rege mich über so viele Dinge nicht mehr auf. Ich spüre, dass ich sehr viel mehr ruhe, dass ich nicht mehr so spontan die Sprüche raushaue. Ich denke sicherlich mehr nach." Doch so ganz wird die Fußball-Bundesliga auf den alten Hoeneß nicht verzichten müssen. "Wenn wir plötzlich alle Arm in Arm durch die Welt laufen, fehlt der Sache ein gewisser Reiz. Es muss schon Rivalität geben und zur Sache gehen."

Er sei demütiger und nachdenklicher geworden, sagt Hoeneß, aber in der Sache habe er sich nicht verändert. "Denn wenn man diese Position einnimmt, dann muss man das ganz machen. Ich bin deshalb zurückgekommen, weil ich das Gefühl habe, dass der FC Bayern mich brauchen kann."

Aktuelle Bundesligasaison

Über die Mini-Krise unter dem neuen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti spricht Hoeneß nur indirekt. Der Umbruchphase, wie er sie nennt, kann er sogar etwas Positives abgewinnen. "Ich finde es interessant, dass es jetzt wieder ein bisschen spannender wird." In den vergangenen Jahren habe man nach dem 1:0 Kaffee trinken gehen können. "Das hat den Reiz nicht mehr gehabt." In Anspielung auf das Spiel gegen Tabellenführer RB Leipzig sagt er: "So eine gewisse Situation wie jetzt, dass du denkst: Mensch, am 21. Müssen wir die aber wegputzen – das hat es ja lange nicht gegeben."

Quelle: ntv.de, cro

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