Fußball

Kaiserslautern vor dem Aufstieg Kuntz: Euphorie ist einmalig

Nach Jahren der Tristesse klopft der 1. FC Kaiserslautern wieder an das Tor zur Bundesliga an. Mit einem Sieg heute gegen Hansa Rostock ist der Aufstieg perfekt, 50.000 Zuschauer werden dabei sein. Das Comeback des Vereins hängt maßgeblich mit der Person Stefan Kuntz zusammen. Mit viel Herzblut, so ist auch der Titel einer Kampagne des FCK, hat er den Klub nach jahrelangen Negativschlagzeilen wieder zu einem Sympathieträger für die Region gemacht und den sportlichen Erfolg zurück in die Pfalz gebracht. n-tv.de spricht mit dem Vorstandsvorsitzenden des FCK.

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(Foto: Fotoagentur Kunz)

n-tv.de: Herr Kuntz, müssen Sie sich manchmal zwicken, um sicher zu sein, dass Sie nicht träumen, wenn Sie auf die Tabelle der Zweiten Liga schauen?

Stefan Kuntz: Nein, denn wirklich alle im Verein haben in den vergangenen zwei Jahren einen sehr intensiven und zudem tollen Job gemacht. Von daher ist ein gewisser Lohn der harten Arbeit zu erkennen.

War Marco Kurz als Trainer ein Glücksgriff? Eigentlich war er damals ja nur dritte Wahl.

Marco Kurz war niemals dritte Wahl, sondern einer von drei Kandidaten, mit denen wir Gespräche geführt haben. Die gemeinsamen Vorstellungen aus den ersten Gesprächen werden von beiden Seiten gelebt und er hat es in kürzester Zeit verstanden, der Mannschaft ein sportliches und charakterliches Gesicht zu geben. Außerdem hat er sich zu einem wunderbaren Botschafter des FCK entwickelt und hat sich den Beifall der Fans ehrlich und hart verdient.

Vor zwei Jahren sind sie ja dem Abstieg in die Dritte Liga gerade noch von der Schippe gesprungen. Jetzt diese starke Saison. Welche Hebel wurden bewegt um den FCK wieder zu einem erfolgreichen Fußballverein zu machen? Wo haben Sie damals angesetzt?

Mit viel Herzblut ist Stefan Kuntz an die Aufgabe beim FCK gegangen. Nach dem verhinderten Abstieg in die Drittklassigkeit steht der Verein vor dem Aufstieg in die Bundesliga.

Mit viel Herzblut ist Stefan Kuntz an die Aufgabe beim FCK gegangen. Nach dem verhinderten Abstieg in die Drittklassigkeit steht der Verein vor dem Aufstieg in die Bundesliga.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Im wirtschaftlichen Bereich haben wir mit Unterstützung der Stadt und der Sponsoren eine Wettbewerbsfähigkeit aufbauen können. Unsere Mannschaft ist zudem sportlich und charakterlich sehr gut zusammengesetzt. Aber auch das Umfeld trägt einen immensen Teil dazu bei: Die Euphorie durch unsere Fans ist einmalig und das "Wir – Gefühl" zwischen Verein, Stadt, Fans, Sponsoren und Mannschaft ist wieder da. Die Entscheidungen im administrativen Bereich haben sich außerdem als richtig erwiesen und dem Verein zusätzliche Mittel gebracht.

Viele Jahre hörte man beim FCK neben dem Platz nur von Gerichtsverfahren gegen die ehemalige Vereinsführung, Steuerhinterziehung und Schuldenproblemen. Hat der Verein seine Altlasten abgearbeitet?

Was die Gerichtsverfahren anbelangt: Ja! Was die finanziellen Belastungen anbelangt: Nein.

Wie ist die Stimmung im Umfeld und unter den Fans heute?

Über 41.000 Zuschauer beim Samstagspiel um 13.00 Uhr gegen Union Berlin! Das sagt, glaube ich, alles.

Ihr Abschied beim VfL Bochum damals kam überraschend. Von Streit um Kompetenzen mit Präsident Altegoer war die Rede. Haben Sie in Kaiserslautern die idealen Arbeitsbedingungen gefunden?

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(Foto: dpa)

Ja. In der schwierigen Situation, in der sich keiner mehr für den FCK entscheiden wollte, hat es geholfen, weil ich das Amt nur annehmen konnte, wenn ich auch die Möglichkeit bekam, überwiegend bestimmen zu können, auf welchem Weg wir die schwierige Situation meistern können. Meine Vorstellungen vom FCK der Zukunft haben den Aufsichtsrat letztlich überzeugt, mir diese Verantwortung zu übertragen.

Noch immer ist der FCK finanziell nicht auf Rosen gebettet. Ist der Verein reif für die erste Liga?

Das Erreichen der Bundesliga und der Verbleib dort sind die Grundvorrausetzung für eine wirtschaftliche Gesundung des Vereins.

Sie haben viele geliehene Spieler, darunter Leistungsträger wie Sydney Sam vom HSV zum Beispiel. Da entstehen durch den Erfolg natürlich Begehrlichkeiten. Können Sie das Team zusammenhalten?

Erst einmal wollen wir unsere sportlichen Ziele erreichen. Anschließend habe ich genug Vertrauen in alle handelnden Personen, dass wir im nächsten Jahr eine wettbewerbsfähige Mannschaft stellen werden.

Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf für die Mannschaft? Mit Christian Tiffert haben Sie ja einen Spieler schon verpflichtet. Jetzt geistert der Name Benjamin Lauth durch die Medien.

Mit einem 2:1 Auswärtssieg in Bielefeld am letzten Wochenende haben die Lauterer die Tür zur Bundesliga weit aufgestoßen. Der Relegationsplatz ist schon sicher.

Mit einem 2:1 Auswärtssieg in Bielefeld am letzten Wochenende haben die Lauterer die Tür zur Bundesliga weit aufgestoßen. Der Relegationsplatz ist schon sicher.

(Foto: dpa)

Christian Tiffert hat sich sehr früh für uns entschieden und sogar ausdrücklich für beide Ligen unterschrieben. Die Gespräche haben uns überzeugt, dass wir genau ihn gerne bei uns im Verein haben wollen. Alle anderen Namen kommentieren wir grundsätzlich erst im Zusammenhang einer Vertragsunterzeichnung beim FCK.

Die Euphorie bei den Fans und im Umfeld ist jetzt schon kaum zu bremsen. Mit einem Zuschauerschnitt von mehr als 33.000 pro Spieltag würden sie in der Bundesliga fast auf Augenhöhe mit Bremen liegen und vor Vereinen wie Leverkusen oder Wolfsburg. Gehört der FCK in die Bundesliga?

In die Bundesliga gehören die Mannschaften, die sich sportlich und im Rahmen der Lizenzierung auch wirtschaftlich dafür qualifizieren. Sicherlich dient die Historie des FCK zu einer Grundsympathie bei neutralen Zuschauern. Und die Erfolge sowie Protagonisten, die der Verein im Laufe seiner Vereinsgeschichte hervorgebracht hat, haben zu dem positiven Erscheinungsbild des Vereins wesentlich beigetragen, aber Tradition allein garantiert keinen Erfolg. Den muss sich jeder immer wieder hart erarbeiten und eine gesunde Mischung aus Tradition und Innovation finden.

Mit Stefan Kuntz sprach Markus Mechnich

Quelle: ntv.de

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