Stuttgarts Japaner liebt Milchreis Sakai, ein Kandidat für Löw?
19.04.2012, 15:24 Uhr
Beidfüßig, dribbelstark, frech: Gotoku Sakai.
(Foto: picture alliance / dpa)
Bundestrainer Joachim Löw muss ihn nur anrufen. Seit Januar spielt der Japaner Gotoku Sakai in der Fußball-Bundesliga, und in Stuttgart feiern sie ihn schon als den neuen Philipp Lahm. Und weil er eine deutsche Mutter hat, könnte er als Außenverteidiger auch der DFB-Elf helfen.
Das große Problem des deutschen Fußballs ist Außenverteidiger und heißt Philipp Lahm. Präziser formuliert: Das Problem ist, dass es ihn nicht zweimal gibt, geklont könnte er auf beiden Seiten spielen und Bundestrainer Joachim Löw müsste sich vor der Europameisterschaft im Sommer keine Gedanken mehr darüber machen, ob Philipp Lahm nun links, oder, wie seit einiger Zeit beim FC Bayern, nun doch rechts verteidigt. Denn egal, wie er sich entscheidet, herrscht am anderen Ende der Viererkette blanke Not.
Stand der Dinge ist, das Joachim Löw sich darauf festgelegt hat, Philipp Lahm in der deutschen Nationalmannschaft links einzusetzen, was die Position den rechten Außenverteidigers zu einem Versuchsfeld mit Aushilfskandidaten wie dem Münchner Jerome Boateng, dem Schalker Benedikt Höwedes oder dem Wolfsburger Christian Träsch macht. Doch es gibt Hoffnung. Die heißt Gotoku Sakai, ist 21 Jahre alt und hat seit Beginn des Jahres, bis 2013 ausgeliehen von Albirex Niigata, elf Bundesligaspiele beim VfB Stuttgart absolviert - erst als linker, seit vier Wochen als rechter Verteidiger. Und das so erfrischend, dass es die Menschen, die ihm regelmäßig dabei zusehen, schon davon schwärmen, hier spiele einer auf wie der junge Philipp Lahm, der zwischen 2003 und 2005 einst seine ersten 53 Bundesligapartien für den VfB bestritt. Beidfüßig, dribbelstark, frech. Bingo.
Deutsche Mutter und eine Oma in Nürnberg
Gotoku Sakai sagt: "Das Leben hier macht Spaß." Sein Trainer Bruno Labbadia schwärmt: "Es ist unglaublich, wie schnell sich Go eingefügt hat." Nun muss der Bundestrainer, der sich ja dem Vernehmen nach häufiger im Stuttgarter Stadion aufhält, Gotoku Sakai nur noch einladen, in der DFB-Elf mitzuspielen. Das Problem ist nur: Er ist Japaner. Allerdings ist das, im Gegensatz zur Zweifaltigkeit Philipp Lahms, kein unlösbares. Gotoku Sakai hat eine deutsche Mutter und eine Oma in Nürnberg. Mit der japanischen Nationalmannschaft war er bei der Asienmeisterschaft, spielte aber nicht, weil er verletzt war. Also kein A-Länderspiel. Und, vielleicht als zusätzliches Kriterium für eine Einbürgerung nicht unwichtig, er liebt Milchreis. Von wegen fernöstliche Laktoseintolerenz.
Der Sportjournalist Oskar Beck hat ihn für seine Kolumne in den Tageszeitungen "Die Welt" und "Stuttgarter Zeitung" gefragt: "Wie würden sie reagieren, wenn der deutsche Bundestrainer Sie anruft?" Was, wie Beck berichtete, erst für schlagartige Stille sorgte und schließlich, nach langem Überlegen, zu einer leicht ausweichenden Antwort führte, die der Dolmetscher so übermittelte: "Es wäre eine große Ehre für Go. Aber die Frage ist schwierig." Es kann also sein, dass Joachim Löw doch noch etwas länger überlegen muss.
Quelle: ntv.de