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Warum Neururer 96 nicht rettet"So blind kann ich nicht sein!"

23.04.2015, 10:02 Uhr
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Peter Neururer glaubt fest an ein neues Engagement in der nächsten Saison. (Foto: imago/Karina Hessland)

Lange sieht alles nach einem Comeback von Trainer Peter Neururer in der Fußball-Bundesliga aus. Doch dann sagt Hannover 96 ab. Für den Kult-Coach ist das kein Problem. Sagt er zumindest. Und verrät im Interview mit n-tv.de, wie es mit ihm weitergeht.

Bis zum späten Dienstagabend sieht alles nach einem Bundesliga-Comeback von Trainer Peter Neururer aus. Doch dann sagt Hannover 96 ab und gibt die Verpflichtung von Michael Frontzeck bekannt. Für den Kult-Coach ist das aber kein Problem. Warum? Wie es weitergeht und auf welche Aufgaben er so gar keine Lust mehr hat, verrät er im n-tv.de-Interview.

Herr Neururer, Sie sind nicht Trainer von Hannover 96, dabei schien am Dienstagnachmittag schon alles fix. Was ist passiert?

Neururer: Es ist nichts passiert. Ich war in Hannover. Wir hatten sehr gute Gespräche, zu deren Inhalt ich mich hier aber nicht äußern werde, das gehört nicht in die Öffentlichkeit. Nur so weit: Das Interesse an einem Engagement war von beiden Seiten da. Das war's.

Verschiedene Medien hatten Sie bereits verbal in den Trainerstuhl gehoben …

Ob und was zum Beispiel die "Bild"-Zeitung schreibt, interessiert mich nicht. Fakt ist: Ich hatte ein richtig gutes Angebot von Hannover 96. Aber der Verein brauchte sofort einen neuen Trainer und konnte nicht noch einen Tag warten. Ich habe einen noch bis zum 30. Juni laufenden Vertrag beim VfL Bochum. Deswegen war ich nicht sofort abkömmlich.

Sind Sie enttäuscht, dass es mit dem Engagement in Hannover nicht geklappt hat?

Nochmal: Hannover brauchte sofort einen Trainer. Deshalb hat es keine Einigung gegeben. Es ist alles gut und fair verlaufen. Und ich habe noch am Abend eine SMS an Michael Frontzeck (Anmerk.: Neuer Trainer bei 96) geschrieben und ihm alles Gute gewünscht.

Wie geht es denn nun bei Ihnen weiter, schon was Neues in Aussicht?

Wie soll es bei mir weitergehen? Ich habe noch einen laufenden Vertrag beim VfL Bochum, da kann ich nicht aktiv werden. Ich warte ab und gucke, was kommt.

Das heißt aber, Sie wollen weiter als Trainer arbeiten?

Natürlich, ich habe große Lust als Trainer oder aber auch als Sportdirektor zu arbeiten. Und ich gehe davon aus, dass ich zur neuen Saison einen Verein finden werde.

An Angeboten mangelt es Ihnen also nicht?

Nein, es gibt immer wieder Angebote. Aber ich mache mir nicht den Druck, dass ich sofort etwas Neues brauche.

Woran sind die Angebote denn gescheitert?

Es passte einfach nicht. Entweder von der Liga, von den handelnden Protagonisten bei den Vereinen oder einfach von der Zielsetzung des Klubs.

Was würde Sie denn reizen?

Sie wissen doch, das Fußball-Geschäft ist kein Wunschkonzert. Aber ich sage Ihnen, was mich überhaupt nicht reizt. Ich mag es nicht, wenn sich Personen mehr in den Vordergrund stellen als den Verein. Es gibt genug Menschen, die ihr Leben ohne Rücksicht leben. Ich habe gelernt, das zu akzeptieren und weiß, dass ich solche Dinge nicht beeinflussen kann. Und deswegen hätte ich keine Lust auf eine solche Aufgabe.

Spielen Sie da auf den VfL Bochum an, wo die Argumente für Ihre Freistellung doch sehr umstritten waren?

Ich spiele auf gar nichts an.

In Bochum hat Sie der VfL in einer Zeit verpflichtet, als der Verein in die 3. Liga abzustürzen drohte. In Hannover kam die Anfrage nun auch in der größten Abstiegsangst. Nervt es Sie eigentlich, auf die Rolle als "Retter" reduziert zu werden?

Das läuft eben so. Wir Trainer werden in Schubladen gesteckt. So wie es gerade passt. Wir können das nicht beeinflussen. Aber ganz ehrlich: Die Medien können nicht seriös beurteilen, wie ich arbeite. Ich weiß, dass ich ein Typ bin, der sehr polarisiert. Aber ich habe 619 Spiele als Trainer gemacht. Das bedeutet doch: So blind kann ich nicht sein!

Also nervt es Sie doch?

Nein. Ich finde einfach nur, dass viele Dinge überinterpretiert werden. Mal bist du als Trainer ganz oben und kannst nix dafür. Mal bist du ganz unten und kannst genauso wenig dafür. Der Trainer ist nicht immer der Schuldige.

Mit Peter Neururer sprach Tobias Nordmann

Quelle: ntv.de

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