Fußball

72 Mio. von deutschen BundesligistenSpielerberater verdienen goldig

08.12.2010, 20:40 Uhr

Der deutsche Fußball bleibt für Spielervermittler ein äußerst lukratives Geschäftsfeld. Mehr als 71 Millionen Euro kassierte die Branche in der abgelaufenen Saison an Prämien von den 36 Profi-Klubs. Dass die Einnahmen der Vermittler ab 2012 gedrittelt werden soll, sorgt da natürlich für große Empörung.

dfl
(Foto: picture-alliance/ dpa)

Spielervermittler machen im deutschen Profi-Fußball weiter große Kasse. Die 36 Erst- und Zweitligisten haben in der abgelaufenen Saison 2009/2010 nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) insgesamt 71,6 Millionen Euro im Zuge von Transfers an die Berater überwiesen. Doch der Weltverband Fifa plant im kommenden Jahr eine Reform des Transferwesens. Zunächst wird die Lizenzpflicht für Berater abgeschafft. Und ab 2012 sollen die Spielervermittler bei Transfers nur noch drei Prozent und nicht wie derzeit noch üblich zehn Prozent der Ablöse kassieren.

"Drei Prozent sind der Oberwitz", sagte der lizenzierte Berater Lars-Wilhelm Baumgarten der "Sport Bild". Dass die Fifa die Lizenz abschaffen und damit unter anderem 14 Millionen Euro sparen will, bringt den Vermittler der Agentur "Stars and Friends" erst recht auf die Palme: "Ich hoffe, dass der DFB seinen Einfluss geltend macht und diesen Unfug verhindert. Man kann nur überrascht sein, wie der Fußball Korruption bei der Fifa beklagt und selbst alle Tore für den Wilden Westen aufmacht."

"Außerhalb jeglicher Regeln"

Die Bundesliga-Manager sehen indes Handlungsbedarf und begrüßen die Reform des Transferwesens. Denn wenn die Spielervermittler bei ihren Provisionen in Zukunft Abstriche machen müssen, bleibt den Vereinen mehr Geld für Einkäufe. "Man sieht ja, dass die Lizenzpflicht ständig umgangen wird. Das Problem mit den Spielervermittlern ist durch die Lizenz nicht gelöst worden. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist die Idee der Fifa, die Lizenzierung der Spielervermittler zu reformieren, deshalb absolut nachzuvollziehen", sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler dem Sport Informations-Dienst (SID): "Mir tun nur diejenigen leid, die schwer für die Lizenz gebüffelt und Geld dafür ausgegeben haben."

Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen ist allerdings nicht davon überzeugt, dass neue Fifa-Regularien zu einer Änderung der Marktlage führen. "Dieser Markt bewegt sich außerhalb jeglicher Regeln, das wird auch in Zukunft so sein. Aber eine Lizenz für Spielervermittler auszustellen ist so, als wenn man in der Sahara die Straßenverkehrsordnung einführen will", sagte Bruchhagen dem SID.

"Der falsche Schritt in die falsche Richtung"

Die lizenzierten Berater sehen das naturgemäß anders. "Die Abschaffung der Lizenz ist der falsche Schritt in die falsche Richtung. Auch wenn sie ihre Lücken hat, war es eine Möglichkeit, in der Branche die Spreu vom Weizen zu trennen", sagte Gregor Reiter, Geschäftsführer der Deutschen Fussballspieler-Vermittler Vereinigung (DFVV). Der gelernte Jurist fordert neben der Beibehaltung der Lizenz, für die es neben dem Bestehen einer Prüfung weitere Voraussetzungen gibt, ein bei den Zahlungsvorgängen zwischen Vereinen und Beratern zwischengeschaltetes Institut. Das mache Regelverstöße einzelner Berater zwar "nicht unmöglich, aber schwieriger".

Die Fifa hatte im Oktober bestätigt, dass eine Arbeitsgruppe an einer weitreichenden Reform arbeite, da maximal 25 bis 30 Prozent aller Transfers weltweit von lizenzierten Vermittlern abgewickelt werden. Der "Kicker" deckte ebenfalls im Oktober auf, dass die bisherige Spielervermittler-Prüfung auch ohne intensives Studium der 1000-seitigen Fifa-Regularien sowie der Satzungen von DFB und DFL bestanden werden können. Über einen Mittelsmann ließ sich ein Redakteur kurz vor der Prüfung die Antworten auf die Fragen per SMS zuschicken - für 2000 Euro.

Quelle: cwo/sid