Dreigestirn beim 1. FC KölnVolker Finke, der neue Prinz
Beim 1. FC Köln meinen sie es offenbar ernst mit einer Neuausrichtung der Vereinspolitik. Nicht prassen, sondern mit eigenen Talenten prahlen. Der neue Sportdirektor Volker Finke ist dafür die Idealbesetzung - und bildet den wichtigsten Teil eines neuen Kölner Dreigestirns.
Der 1. FC Köln steckt in der Krise. Das verrät die Entlassung von Zvonimir Soldo, das verrät die Tabelle und das verrät auch die finanzielle Situation am Geißbockheim. Nach dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga vor zweieinhalb Jahren unter Trainer Christoph Daum versuchte man dem "Messias" - so sein Beiname in der Lokalpresse – seine Ansprüchen nach erfahrenen Spielern zu erfüllen. Doch Pierre Womé, Petit, Maniche und Lukas Podolski waren offenbar so teuer, dass der Verein nun mit etwa 24 Millionen Euro Schulden da steht. Das sind 24 Millionen mehr als zu der Zeit, bevor Trainer Christoph Daum kam.
Michael Meier, schon Manager in Köln, als der Klub unter Daum vor zwei Jahrzehnten die letzten beiden Deutschen Vizemeisterschaften holte, hatte den Trainer zurückgelotst. Er verpflichtete erfahrene Spieler von Rang und Namen. Die Mannschaft hielt die Klasse. Mehr nicht. Das Ziel, die internationalen Plätze anzugreifen, wie es Präsident Wolfgang Overath geplant hatte, lag seit dem bisher letzten Aufstieg im Jahr 2008 nie ferner als jetzt nach 17 Spieltagen. Meier wurde wegen Erfolglosigkeit entlassen. Nun also Volker Finke als Sportdirektor, unter finanzieller Aufsicht von Geschäftsführer Claus Horstmann. Neben der Entwicklung des Profikaders soll der Ex-Freiburger auch das Scouting und das Sportinternat der Kölner betreuen.
Meier war der falsche Mann
Vor der aktuellen Saison hieß es am Geißbockheim, nun werde auf junge, hungrige Spieler gesetzt. Wohl notgedrungen, gemessen am Schuldenstand. Nur: Michael Meier war der falsche Mann. Und wurde deshalb zurecht entlassen. Stürmer Alexandru Ionita hat 1,5 Millionen Euro gekostet, ist aber nur eingeschränkt bundesligatauglich. Konstantinos Giannoulis und Andrezinho sollten die Probleme auf den Verteidigeraußenbahnen lösen. Der Grieche stand kein einziges Mal im Kader, und sein Gegenüber ist in der Rückwärtsbewegung zu schwach. Mit anderen Worten: Alle sind Totalausfälle.
Dass Trainer Zvonimir Soldo gehen musste und Frank Schaefer an seine Stelle trat, war die erste Konsequenz. Dass Geschäftsführer Claus Horstmann nun völlig überraschend Volker Finke aus dem Hut zaubert, die zweite. Und eine, die aufhorchen lässt. Aufhorchen, weil es der 1. FC Köln offenbar ernst meint mit dem Umbau zum Verein für Talente. Finke hat in Freiburg ein solches Prinzip 16 Jahre lang erfolgreich praktiziert: Maximaler Erfolg mit minimalem finanziellen Aufwand. Unter seiner Regie schaffte es der Klub sogar in den Uefa-Pokal.
Potenzial ist größer als in Freiburg
In Köln ist trotz der angespannten Situation der finanzielle Spielraum und das Potenzial auf Dauer größer als in Freiburg. Und damit auch die Aussicht auf sportlichen Erfolg. Mit dem vom erfahrenen Jugend- zum jungfräulichen Cheftrainer beförderten Schaefer und dem nüchternen, bodenständig kalkulierenden Geschäftsführer Horstmann bildet Finke in Prinzenmanier ein Dreigestirn, dass mittelfristig mehr als ein bisschen Karneval in die Bundesligastadien bringen könnte.
Das System des Michael Meier mit teurem Trainer, teuren Transfers und teuren Spielern ist an seine Grenzen gestoßen. Auch ohne die "elitäre Arroganz", die der Ex-Manager bei seiner Rückkehr an den Rhein 2005 vermisste. Stattdessen diktiert die geschäftliche Vernunft die Vorgehensweise. Für Volker Finke ist das nichts Neues. Etwas Besseres hätte dem 1. FC Köln nicht passieren können.