Stechender Schmerz im ersten Training Neureuther bangt um Olympia-Start
17.02.2014, 10:22 Uhr
Trotz Halskrause zeigte sich Neureuther nach seinem Autounfall noch optimistisch, was seinen Olympia-Start anbelangt.
(Foto: dpa)
Felix Neureuther muss bei den Olympischen Spielen um seinen Medaillentraum kämpfen. Beim Training in Sotschi zeigt sich, dass sein Autounfall schwerwiegendere Folgen hatte. "Alles probieren" will er trotzdem, doch bei den Offiziellen schwindet die Hoffnung.
Die Piste am "Rosa Peak" war weich und die Sicht wegen Nebels miserabel, als Felix Neureuther eine Spurrille erwischte, die seinen Traum von Olympia wohl endgültig zerstörte. Ein stechender Schmerz im Nackenbereich, es ging nicht mehr. Zwei Tage vor seinem geplanten ersten Rennen in Sotschi musste Neureuther sein erstes Training in Rosa Chutor abbrechen.
Beim Skirennfahrer wurden bei einer Kernspintomographie zwar keine neuen Verletzungen diagnostiziert. Wie der Deutsche Skiverband aber mitteilte, wurde das bei seinem Autounfall erlittene Schleudertrauma reaktiviert.
Am Vorabend hatte sich Neureuther in Sotschi noch als begnadeter Entertainer präsentiert. Es sieht so aus, als bliebe dies sein einziger großer Auftritt bei Olympia 2014. "Unter diesen Umständen sind die Chancen auf einen Start nicht besonders hoch", sagte Alpindirektor Wolfgang Maier.
Wenig Platz für Optimismus
Maier sprach nur vom Riesenslalom am Mittwoch (8.00 und 11.30 Uhr MEZ), für den Neureuther als aussichtsreicher Außenseiter gehandelt worden war. Nun soll es für den 29-Jährigen kein Skitraining geben. Erst kurz vor Rennstart will er am Mittwoch über seine Teilnahme entscheiden.
Für das Rennen in Neureuthers Spezialdisziplin Slalom am Samstag "werden wir alles versuchen, um ihm wenigstens eine Chance auf einen Start zu ermöglichen", meinte Maier. Er klang wenig optimistisch.
Er werde "alles probieren", um an den Start zu gehen, hatte Neureuther versichert. Und am Morgen ließ es sich zunächst gut an. Das freie Fahren klappte gut, also entschloss er sich zu einem Test in den Stangen, die für ihn die Welt bedeuten. Auch da hatte er beim ersten Versuch keine größeren Probleme. Beim zweiten Lauf erwischte Neureuther dann aber besagte Spur, sein Kopf wurde zur Seite gerissen, er brach das Training ab.
Eingemummelt in einen dicken Schal und mit hängendem Kopf verließ Neureuther den Trainingshang in Rosa Chutor. Er begab sich sofort wieder in Behandlung seines Physiotherapeuten Martin Auracher. Eine weitere Kernspinuntersuchung sollte überdies Aufschluss über mögliche Folgeverletzungen geben. Der ganze Fall Neureuther sei "extrem heftig", sagte Maier, dem es hörbar schwer fiel, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten.
Kein Start auf "Biegen und Brechen"
Neureuthers Autounfall am vergangenen Freitag hat nicht nur den besten deutschen Ski-Rennläufer, sondern den ganzen Skiverband durchgerüttelt. "Felix ist in der Form seines Lebens - und dann passiert ihm dieser Unfall", sagte Maier mit einem Schuss Verzweiflung. Es ist eine Situation eingetreten, in der Beobachter gerne das Wort "ausgerechnet" benutzen. Ausgerechnet jetzt! Ausgerechnet Neureuther!
Der 29 Jahre alte Partenkirchner ist im Spätsommer seiner Karriere stark wie nie. Sechs Rennen hat er in den vergangenen beiden Jahren gewonnen, weitere sechs Mal stand er im Weltcup auf dem "Stockerl". Bei der WM 2013 gewann er Slalom-Silber. In Sotschi sollte Neureuther als erster Deutscher seit Markus Wasmeier 1994 wieder eine Alpin-Medaille gewinnen. Schon im Riesenslalom rechnete er sich nach seinem historischen Sieg in Adelboden im Januar gute Chancen aus.
Im Slalom sollte sein Duell mit Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich einer der großen Zweikämpfe der Spiele werden. Und jetzt? Auf "Biegen und Brechen" wolle er nicht starten, hatte Neureuther am Vortag des Trainingsunfalls noch gesagt. Es sieht so aus, als müsste die Brechstange tatsächlich im Werkzeugkoffer bleiben.
Quelle: ntv.de, ame/sid/dpa