Wirtschaft

Wie wird man so viel Gold los? "Haus des Geldes" im Realitätscheck

Spätestens beim Einschmelzen der Barren wird es für die Bande problematisch.

Spätestens beim Einschmelzen der Barren wird es für die Bande problematisch.

(Foto: imago/ZUMA Press)

In der dritten Staffel der Netflix-Serie "Haus des Geldes" will die Gang mit den Dalí-Masken die Goldreserven der spanischen Nationalbank erbeuten. Wäre jetzt tatsächlich ein guter Zeitpunkt für den Super-Coup?

"Haus des Geldes" ist die erfolgreichste nicht-englischsprachige Produktion bei Netflix. In den ersten beiden Teilen dringen die Diebe um das "Professor" genannte Mastermind in die spanische Banknotendruckerei ein und drucken sich 2,4 Milliarden Euro. In der dritten Staffel will die Bande die Goldreserve der spanischen Zentralbank plündern.

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 3.632,55

Beim Schauen der Serie stellen sich die Fragen: Wäre der Zeitpunkt jetzt überhaupt günstig, wie stark ist Gold gesichert und ist Spanien das richtige Land für den Coup?

Zunächst einmal: Die Bande hätte in der Realität ein gutes Timing an den Tag gelegt. Der Goldpreis liegt stabil über der Marke von 1400 Dollar je Feinunze und damit auf einem Sechs-Jahreshoch. In Euro umgerechnet ist Gold nicht weit vom Rekordkurs entfernt, weil der Dollar - Gold ist in der US-Währung notiert - in letzter Zeit gegenüber dem Euro gestiegen ist. Für Anleger in Europa ist der Wert in Euro entscheidend und so gesehen war Gold in den vergangenen Monaten eine gute Anlage. Hatte die Feinunze zu Jahresbeginn 1150 Euro gekostet, sind es jetzt rund 1270 Euro. Der Wert eines Barrens, auf die es die Bande zunächst abgesehen zu haben scheint, liegt damit bei etwa 41.000 Euro.

In "Haus des Geldes" liefert der "Berlin" genannte Halbbruder des Professors den Masterplan für den Einbruch. In der Realität stieße er aber wohl auf nahezu unüberwindliche Hürden. 90 Tonnen Gold zu stehlen, das ist doch ziemlich unrealistisch, wenngleich man 20 Tonnen eigentlich in einem Kubikmeter stapeln kann.

Hoher Energiebedarf

"Dazu sind 90 Tonnen kaum im Markt unterzubringen", sagt Önder Ciftci vom Goldhändler Ophirum. "Barren sind standardisiert und registriert. Muss Gold eingeschmolzen werden, dann passiert dies in Scheideanstalten. Kleinere Mengen kann man auch privat einschmelzen, aber keinesfalls 90 Tonnen. Der Energiebedarf beim Goldschmelzen ist hoch, es entstehen somit auch hohe Stromkosten. 90 Tonnen ließen sich somit ohnehin nur sukzessive über einen langen Zeitraum einschmelzen und verkaufen."

Auch in Sachen Gewicht hätten die Diebe ein großes Problem. Gold ist das drittschwerste Metall und das fünftschwerste Element, in einem unauffälligen Seat Ibiza kann man die Goldbestände kaum abräumen.

Zu all diesen praktischen Hürden kommt noch die Sicherheitskomponente. Den Tresorraum einer Zentralbank zu knacken, ist praktisch unmöglich. Die Räume werden durch tonnenschweren Türen mit Zeitschlössern gesichert, die Wände sind mehrere Meter dick. Bewegungs- und Erschütterungsmelder melden Einbruchversuche sofort. Die Polizei ist an das Alarmsystem einer Notenbank angeschlossen, darüber hinaus sichern Wachleute die Tresore rund um die Uhr ab. In der Serie zeigt sich dieses Sicherungssystem anfällig für um die Ecke gedachte, clevere Ideen. Doch in der Realität wird selbst das Kreativhirn des "Professors" nicht ausreichen.

Ein paar Nummern kleiner geht es aber doch: Dass man eine selbst große, schwere Goldmünze erbeuten kann, haben Diebe in Berlin bewiesen. Aus der Vitrine eines Museums klauten sie die Goldmünze "Big Maple Leaf" - mit einem Goldwert von 3,75 Millionen Euro und rund 100 Kilo schwer.

Übrigens - falls der "Professor" in der vierten Staffel in Deutschland vorbeikommen möchte und einen goldigen Überfall plant: Lediglich die Hälfte der deutschen Bestände lagern hierzulande. Der Rest findet sich im Ausland, vor allem bei der US-Notenbank Fed in New York. Aber das weiß er vermutlich schon.

Quelle: ntv.de

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