Frauen in DubaiUnternehmerinnen gewinnen an Einfluss
Dubai gilt als Stadt der Wolkenkratzer, Supercars und Mega-Projekte – doch im Schatten der Skyline entwickelt sich auch eine andere Geschäftskultur: Frauen, die eigene Unternehmen aufbauen und die Wirtschaft der Stadt spürbar mitgestalten, drängen auf den Markt– allerdings noch nicht in allen Bereichen.
Wer durch Dubais Freihandelszonen und Geschäftsviertel geht, trifft dort längst nicht mehr nur auf männliche Gründer und Manager. Hinter vielen Marken, Startups und Beratungsfirmen stehen mittlerweile Frauen, die Teams führen, Budgets verantworten und internationale Kunden betreuen. Sie kommen aus zwei Hauptgruppen: Emirati-Frauen, die tief in lokalen Strukturen verankert sind, und ausländische Unternehmerinnen, die mit globalem Know-how und internationaler Erfahrung nach Dubai ziehen.
Was viele der Frauen vereint, ist die Art der Kapitalbeschaffung, meint Loulou Khazen, erfolgreiche Unternehmerin und Investorin in Dubai. "Wenn ich männliche Gründer habe, die zum Pitch kommen, sprechen die über die Weltherrschaft und wie sie das Ding zum Unicorn machen werden. Und die Gründerin verlangt nur einen kleinen Betrag, wenn es ums Fundraising geht."
Viele Branchen, ein Schwerpunkt
Wie Untersuchungen zu Unternehmerinnen in den VAE zeigen, gründen Frauen in Dubai vor allem dort, wo die Stadt ohnehin stark ist – und setzen eigene Akzente. Besonders deutlich zeigt sich ihr Einfluss im Dienstleistungssektor: Über die Hälfte der von Frauen geführten Unternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten lässt sich diesem Bereich zuordnen. Das reicht von Beratungs- und Coachingbüros über den Gastro- und Eventbereich bis hin zu Gesundheits-, Beauty- und Wellnesskonzepten.
Weniger ausgeprägt, aber die klare Nummer zwei der weiblichen Betätigungsfelder in Dubai sind Handel und E‑Commerce. Ob Modeboutique, Lifestyle-Label, Kinder- und Familienmarken oder spezialisierte Online-Shops – viele dieser Konzepte werden von Unternehmerinnen entwickelt und betrieben. Wie im Fall von Oz Erbas Soydaner, die gebürtige Berlinerin hat ein Startup gegründet, das Baby- und Kleinkindnahrung vertreibt.
Auch sie muss um Investorengelder kämpfen, "Leider ist die Finanzierung von so traditionellen Segmenten wie der Lebensmittelbranche nicht so gut wie bei Fintech zum Beispiel. Aber ich glaube, die Winde drehen sich langsam und je weiter man vorankommt, desto mehr Türen öffnen sich. "
Mit einem Fuß in der Tür, aber bisher deutlich unterrepräsentiert: Gründerinnen in der Tech-Welt. Dabei gibt es immer mehr Unternehmerinnen, die Plattformen aufbauen, Apps entwickeln oder FinTech-Lösungen anbieten. Doch auch in diesem Bereich mangelt es an Investoren, sagt Wirtschaftsexpertin Heena Nazir. "Dubai möchte das schon gerne, das merkt man schon, dass die eben auch in Frauen investieren wollen. Es gibt auch Fonds und Netzwerk-Events, die wirklich nur spezifisch für Frauen und Gründerinnen gedacht sind. Die Realität, wenn ich mir die Zahlen anschaue, sieht aber etwas anders aus. Wenn wir uns anschauen, wie viel Risikokapital in Startups geflossen ist, wo reine Frauenteams waren, ist es weniger als ein Prozent."
Warum der Standort für Frauen trotzdem attraktiv ist
Dass Dubai für Gründerinnen- trotz zögerlicher Investoren - interessant ist, liegt an den Rahmenbedingungen. Die Emirate haben in den vergangenen Jahren rechtliche und wirtschaftliche Strukturen geschaffen, die Gründungen generell erleichtern: In vielen Freihandelszonen sind 100 Prozent Auslandsbesitz möglich, die Lizenzprozesse sind standardisiert und im internationalen Vergleich gelten die steuerlichen Bedingungen als attraktiv.
Gleichzeitig setzt die Regierung sichtbar auf die wirtschaftliche Rolle der Frau. Offizielle Stellen verweisen auf Zehntausende Emirati-Unternehmerinnen, die Projekte mit erheblichen Investitionsvolumina verantworten – ein deutliches Signal, dass weibliches Unternehmertum ausdrücklich gewünscht ist. Diese politische Unterstützung schlägt sich in Programmen, Sichtbarkeit und klaren Botschaften nieder: Frauen sollen nicht nur mitarbeiten, sondern mitgestalten.
Netzwerke, Programme, Kapital
Hinter vielen Erfolgsgeschichten steht ein dichtes Netz aus Organisationen und Initiativen. Der Dubai Business Women Council ist eine der zentralen Adressen: Er bietet Workshops, Mentoring-Programme und Netzwerkveranstaltungen speziell für Frauen an und bringt Gründerinnen mit Entscheidungsträgern, Investoren und Partnern zusammen. Wer wissen will, wie weibliches Unternehmertum in Dubai organisiert ist, kommt an diesem Council kaum vorbei, doch für Loulou Khazen ist gerade das ein Makel. Sie spricht von Schubladendenken und meint, stattdessen sollten "Frauen und Männer als eins betrachtet und integriert werden und an den gleichen Veranstaltungen und an den gleichen Gremien teilnehmen".
Befragungen zeigen, dass ein hoher Anteil der Frauen in den Emiraten mit dem Gedanken spielt, ein eigenes Unternehmen zu gründen – deutlich mehr, als in vielen anderen Regionen der Welt üblich ist. Zugleich steigt der Anteil von Frauen in qualifizierten Jobs im Privatsektor, was den Pool an potenziellen Gründerinnen weiter vergrößert.
Auch wenn nicht jede Statistik bereits im Detail zwischen Dubai und den übrigen Emiraten unterscheidet, zeichnet sich ein klarer Trend ab: Unternehmerinnen gewinnen an Zahl, Sichtbarkeit und wirtschaftlichem Gewicht. In einer Stadt, die sich als Labor für die Wirtschaft von morgen versteht, sind Frauen zunehmend nicht nur ein Teil der Geschichte – sie schreiben sie aktiv mit.
