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März-Musik Love is in the air

Beth Ditto: EP

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Obwohl sie "nur" die Frontfrau von Gossip ist, setzen viele Beth Ditto oftmals mit ihrer Band gleich. Das dürfte wohl an ihrer in jeder Hinsicht gewichtigen Erscheinung liegen - Stimme, Figur, Auftreten. Doch tatsächlich legt Frau Ditto erst jetzt erstmals ein Solo-Werk vor, in Form einer EP mit vier Liedern. Der Anfang vom Ende von Gossip? Wohl kaum. Zum einen arbeitet die 30-Jährige derzeit auch mit ihrer Gruppe an einem neuen Album, zum anderen beschreitet sie auf ihrem Solo-Debüt wirklich andere musikalische Wege als mit Gossip. So könnte man die komplette EP mit dem Etikett "elektronisch" versehen, was angesichts der Tatsache, dass für den Sound das britische Dance-Duo Simian Mobile Disco verantwortlich ist, auch kaum verwundern kann. "Wir versuchten, alles roh und einfach zu halten und uns auf Beths brillante Melodien zu konzentrieren", beschreiben die Elektropopper, die 2009 schon einmal für einen Song ("Cruel Intentions") mit der Sängerin zusammenarbeiteten, ihren Ansatz. Herausgekommen sind vier Songs, die allemal clubtauglich, aber nicht herausragend sind. Zumal Beth Ditto hier anders als bei Gossip-Klassikern wie "Heavy Cross" nicht wirklich stimmlich herausgefordert wird. Für die Tanzfläche o.k., aber nicht unbedingt der Knaller für den heimischen CD-Player. Schulnote: 3 (vpr)

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Nichts: Zeichen auf Sturm

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"Schaut mich an! Ich bin die Schönste! Schaut mich an! Ich tanz am Besten!" - cooler als der Song "Tango 2000" von "Nichts" ging es Anfang der 80er Jahre eigentlich gar nicht. Und so gehörte die Düsseldorfer Band seinerzeit auch zur Speerspitze der Neuen Deutschen Welle. Drei Platten (und damals waren es wirklich noch Platten) veröffentlichte die Gruppe, ehe sie sich 1983 buchstäblich in Nichts auflöste. Mit "Zeichen auf Sturm" erscheint nun knappe und schlappe 30 Jahre später ein neues Werk von "Nichts". Und natürlich ist jetzt alles anders: CD statt Platte (o.k., es gibt auch eine Vinyl-Version), exakt ein Originalmitglied (Gitarrist Michael Clauss) statt Originalbesetzung und alte statt neue deutsche Welle - "Heißer Scheiß", wie es ein Titel der insgesamt 19 (!) Songs und Soundcollagen auf dem Album suggeriert, sind "Nichts" 2011 jedenfalls nicht mehr. Stattdessen würde man wohl keine Sekunde daran zweifeln, wenn jemand einem weismachen würde, dass "Zeichen auf Sturm" eine Deutsch-Punk-Scheibe aus den 80ern ist - von der Musik her ebenso wie von der Produktion. Dazu passt irgendwie auch, dass bei den Albumaufnahmen Tote-Hosen-Drummer Vom Ritchie am Schlagzeug saß. Sängerin Sabine Kohlmetz liegt stimmlich zwar nicht allzu weit entfernt von der einstigen Frontfrau Andrea Mothes, doch in Ehrfurcht vor ihrer Coolness will man so gar nicht erstarren - auch wenn eine Songzeile wie "Schau her - das Leben ist schön ohne mich" schon was hat. Schulnote: 3 (mit Nostalgiebonus) (vpr)

Avril Lavigne: Goodbye Lullaby

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Als Avril Lavigne mit Songs wie "Complicated" und "Sk8er Boy" auf der Bildfläche erschien, war sie gerade mal 17 Jahre alt. Mittlerweile ist aus der Göre eine 26-jährige Frau geworden. Eine, die bereits ihre erste Ehe und seit November 2010 auch schon ihre erste Scheidung hinter sich hat. Doch ausgerechnet ihr Ex-Mann, Sum-41-Sänger Deryck Whibley, griff Lavigne bei "Goodbye Lullaby" unter die Arme. Drei Jahre ließ sich die Kanadierin für das Album Zeit. So lange, dass manche gar von einem "Comeback" reden. Der Grund für die Verzögerung ist nicht so ganz klar. Da heißt es sowohl, die Sängerin sei mit den Liedern selbst lange nicht rundum zufrieden gewesen, als auch, die Plattenfirma habe beharrlich auf Nachbesserungen gedrängt. Wie dem auch sei, am Ende herausgekommen ist - so abgedroschen das auch klingt – das reifeste Album, das Lavigne je gemacht hat. Egal, ob es am Alter, der zerbrochenen Liebe oder schlicht der musikalischen Fortentwicklung liegt – rocken tut Lavigne  auf "Goodbye Lullaby" so gut wie gar nicht mehr. Die Single "What The Hell" geht dabei noch am ehesten nach vorne. "Ich habe es diesmal zugelassen, meine verletzliche Seite zu zeigen", umschreibt die 26-Jährige selbst ihre jüngsten Song-Ergüsse, an denen sie samt und sonders zumindest als Co-Autorin mitgewirkt hat. Und tatsächlich ist das auch gar nicht schlimm. Dafür befindet sich auf dem Album nämlich so manche Pop-Perle ("Everybody Hurts", "Not Enough"), die dem erwachsen gewordenen Skater Girl durchaus gut zu Gesicht steht. Schulnote: 2 (vpr)

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Mirrors: Lights And Offerings

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Bei manchen Bands, die im Zuge des nicht enden wollenden 80er-Jahre-Revivals das Licht der Welt erblicken, fragt man sich mittlerweile schon, ob sie den Originalen nicht Tantiemen zahlen müssten. Die "Mirrors" aus dem englischen Brighton jedenfalls zitieren bei ihrem Debütalbum "Lights And Offerings" so ziemlich jede Synthie-Band, die einmal Rang und Namen hatte. Hier fühlt man sich an die alten Depeche Mode erinnert, da an Alphaville und dort an Ultravox. Insbesondere die ersten Stücke des Albums ("Look At Me", "Into The Heart") klingen wiederum dermaßen nach OMD, dass man beinahe kirre wird: Ist das unverschämt oder genial? Den musikalischen Vorläufern scheint es zu gefallen oder zumindest nichts auszumachen – jedenfalls waren es just OMD, die die "Mirrors" in ihrem Vorprogramm mit auf Tournee nahmen. Na dann: Flugs die Haare gescheitelt, nach hinten gelehnt und in die guten alten Zeiten zurückgebeamt. Schulnote: 2 (Das Album erscheint am 18.3.2011) (vpr)

Dominik Büchele: Again

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Büchele, Büchele, … hmm, irgendwie sagt einem der Name doch was … Richtig! Dominik Büchele machte vor zwei Jahren bei "Deutschland sucht den Superstar" mit. Wenngleich er damals als Viertplatzierter ausschied, gelang ihm das, was viele Sieger der Show nicht gebacken kriegen: Er schlug eine Musikkarriere ein und veröffentlicht nun mit "Again" sein zweites Album. Der gerade süße 20 gewordene Büchele ist mit seinem lockenköpfigen Bubi-Charme so etwas wie Kleinmädchenschwarm und Schwiegermamas Liebling in einem. Und so klingt auch die ihm weitgehend – immerhin zwei Stücke auf "Again" sind von ihm selbst - auf den Leib geschriebene Musik: Braver, schnörkelloser Pop, wie ihn James Blunt mit 20 vielleicht auch fabriziert hätte. Da möchte man sich nach Hören der Single "Hazle Eyes" aber ganz schnell die Ohren ausspülen, damit sie da ja nicht als Wurm drin hängen bleibt. Und den Sekundenkleber holen, wenn man seine Füße dabei ertappt, dass sie bei "This Summer" mitwippen. Nee, nee, wenn schon Musik von einem frischen Twen, dann doch lieber die Rock-Variante von Ex-Unser-Star-für-Oslo-Kandidat Christian Durstewitz. Das hier ist ja wohl mal für Mädchen. Schulnoten: 1 (als pubertierendes Mädchen), 5 (als pubertierender Junge), NOT again, please (als erwachsener Mann) (vpr)

Ghost Of Tom Joad: Black Musik

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Was fällt einem beim Albumtitel sofort auf? Richtig, "Musik" ist Deutsch geschrieben. Ein dezenter Hinweis auf die Herkunft der Band, denn "Ghost Of Tom Joad" stammen aus Münster. Zwei Alben hat das Trio seit 2006 schon eingespielt, mit dem dritten Longplayer "Black Musik" aber setzen die Jungs zum Sprung an, auch über die Grenzen eines erlauchten Independent-Fankreises hinaus bekannt zu werden. Manch eingefleischte Anhänger von "Ghost Of Tom Joad" - die sich übrigens nach einem Bruce-Springsteen-Song benannt haben - werden auf "Black Musik" die frühere Rauheit der Gruppe vermissen. Dafür ist das Album um einiges besser durchproduziert als die beiden Vorgänger. Der Star ist das von Christoph Schneider beackerte Schlagzeug, das nahezu durchgängig im Vordergrund steht. Vergleiche, die hier und da mit dem Drumsound des frühen Phil Collins gezogen werden, sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Gepaart mit Synthie-Klängen und der wehmütigen Stimme von Sänger Henrik Roger ergibt das einen düster-schwermütigen Bodensatz, der aber immer wieder auch von geradezu groovigen Lichtblicken durchbrochen wird. So könnten sich Fans von Coldplay und Anhänger von Interpol irgendwo in der Mitte bei "Ghost of Tom Joad" die Hand reichen. Deutscher Indie-Rock auf dem Weg zur Oberklasse. Schulnote: 2 (vpr)

"Black Musik" von Ghost Of Tom Joad im n-tv Shop bestellen

The Naked And Famous: Passive Me, Aggressive You

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Schon vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums hierzulande ("Passive Me, Aggressive You" erscheint am 18. März) werden "The Naked And Famous" mit Lorbeeren überschüttet: "Eine der vielversprechendsten Bands 2011", "neuseeländische Antwort auf MGMT" oder "2011 wird im Zeichen von The Naked And Famous stehen" - das sind nur einige der Umschreibungen, die die Plattenfirma für die Gruppe findet. Und nicht nur das: Die erste Singleauskopplung "Young Blood" sei zudem die "perfekte Jugendhymne", die einen "regelrecht auf die Tanzfläche zwingt". Nun ja, man sollte die Kirche im Dorf lassen. Dass sowohl Single als auch Album, die beide in Neuseeland schon im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden, in der beschaulichen Heimat der Band an die Spitze der jeweiligen Hitparade stürmten,  sagt noch keine Weltkarriere voraus. Doch eins stimmt: Eine gewisse Sound-Verwandschaft mit MGMT ist durchaus vorhanden, wenngleich "The Naked And Famous" mit einem Schlagzeuger aus Fleisch und Blut hier und da noch rockiger zu Werke gehen als die New Yorker auf ihrem einst umjubelten Elektro-Debüt "Oracular Spectacular". Und so könnten die Neuseeländer tatsächlich in die Fußstapfen von MGMT treten, die sich bekanntlich inzwischen lieber dem Prog-Rock hingeben als hippem Disco-Sound. Schulnote: 2 (vpr)

"Passive Me, Aggressive You" von The Naked And Famous im n-tv Shop bestellen

Rival Schools: Pedals

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Die "Rival Schools" sind so etwas wie eine Ex-Hardcore-Allstar-Band. Sänger und Kopf ist Walter Schreifels, der schon in den 80er und 90er Jahren bei Gruppen wie "Youth Of Today", "Gorilla Biscuits" oder "Quicksand" aktiv war. Doch auch die anderen "Rival Schools"-Mitglieder können auf eine umfassende Historie von Einsätzen in diversen Gitarrencombos zurückblicken (u.a. CIV, Burn, Limp Bizkit). Zehn Jahre ist es her, dass die Band mit "United By Fate" ihr erstes und bislang auch einziges Album veröffentlichte. Schon kurz darauf ging man wieder getrennte Wege, ehe Schreifels 2008 seine Mitstreiter abermals um sich scharte, um mit ihnen zu touren und schließlich das nun vorliegende Werk "Pedals" einzuspielen. Für manche gealterten Hardcore-Fans, für die es heute gern auch ein bisschen sachter zur Sache gehen darf, geht damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Sie bekommen dann auch genau das, was sie erwarten dürfen. "Pedals" ist ein durchweg akzeptables Rockalbum, bei dem insbesondere die beiden Singles "Wring It Out" und "Shot After Shot" herausstechen. Das Problem ist nur: Genau so hätte das Album auch schon vor zehn, um nicht sogar zu sagen vor beinahe 20 Jahren auf den Markt kommen können. Nett, aber leider auch ziemlich überraschungsarm. Schulnote: 3 (vpr)

Rumer: Seasons Of My Soul

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Besonders wunderbar ist es ja immer, wenn einem etwas Schönes widerfährt und man gar nicht damit rechnet: So ist es im Fall von Rumer. Vollkommen unvorbelastet also legt man eine CD ein und denkt sich: "Naja, kann ich mir ja mal anhören", und dann das! Der Frühling ist da! Und dann erinnert diese Rumer einen immer an jemanden, den man schon lange nicht mehr gehört hat und den man aber schon längst aus der Mottenkiste kramen wollte. Richtig, Karen Carpenter, die viel zu früh gestorbene Sängerin der Carpenters. Wie viele Künstler verarbeitet auch Rumer das, was sie erlebt hat, in ihren Songs. Das können Schicksalsschläge sein, das kann das Glück sein – und bei Rumer werden sogar aus Schicksalsschlägen musikalische Glückstreffer. Schulnote: 1 (soe)

"Seasons Of My Soul" von Rumer im n-tv Shop bestellen

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Ricky Martin: Musica + Alma + Sexo

Musik und Seele und Geschlecht: Wenn Ricky Martin singt, dann ist Sommer! Für Mädchen UND Jungs! Und egal, ob es sich so anhört, wie immer -wir wollen Sommer! Okay, Herr Martin könnte mal ein bisschen innovativer rangehen an sein nächstes Album, vielleicht versuchen, es nicht allen recht machen zu wollen, aber er zaubert doch dieses Latino-Flair in den Tag und das verheißt: Bauch rein, Brust raus, Strand, Meer und mehr. Ob Mädchen immer noch ihre T-Shirts hochreißen, werden wir ja beim nächsten Konzert sehen. Edita Abdieski, die Siegerin des Vox-Casting-Wettbewerbs 2010 singt mit ihm im Duett, auch Joss Stone hören wir, mit derselben Nummer komischerweise, aber das macht nichts, denn "The Best Thing About Me Is You" ist ja ganz flott. Ricky Martin ist angekommen, könnte man sagen: Seine Biographie "Ich" ist raus, sein Album verkauft sich bestens, seine Söhne wachsen und gedeihen und er eröffnet nun auch noch ein Zentrum gegen Menschhandel in seiner Heimat Puerto Rico. Dafür gibt’s ne 1+, ansonsten Schulnote: 2- (soe)

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Musica + Alma + Sexo von Ricky Martin im n-tv Shop bestellen

 

Bobby Bazini: Better In Time

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Eine alte Seele in einem jungen Körper? Klingt komisch, ist aber so. Zumindest bei einem schlaksigen Kanadier mit dem wohlklingenden Namen Bobby Bazini: Er spielt Musik so, dass man auf Jahrzehnte von Erfahrungen, ein Wohnzimmer in der Stammkneipe und eine Biographie voller Brüche tippen würde. Aber der einzige Bruch in seinem Leben war eigentlich der seiner Eltern: Da war da junge Bobby so traurig, als sie sich trennten, dass er sein Seelenheil in der Musik suchte. Und fand – wie er auf "Better  In Time" eindrucksvoll beweist. Seine Vorbilder sind Johnny Cash, Otis Redding, Ray Charles, Marvin Gaye und Al Green. Das Album des 1986 im malerischen Mont-Laurier bei Montreal Geborenen erreichte in seiner Heimat Platin und ganz sicher wird er auch in Europa durchstarten. Ach ja, ein bisschen Brian Ferry ist da auch noch drin. Aber davon, dass er dennoch einen einzigartigen Stil hat, sollten Sie sich selbst überzeugen. Schulnote: 2 (soe)

Better in Time von Bobby Bazini im n-tv Shop bestellen

 

The King's Speech: Original Motion Picture Soundtrack

Dazu kann man nicht mehr so viel sagen, außer vielleicht: G-g-g-gorgeous. Unbe-be-believable. Das ist wahrlich königliche Musik, und sie wird einen ähnlichen Siegeszug antreten wie der Film, dessen wunderbare Geschichte diese Kompositionen von Alexandre Desplat untermalt. Vier Oscars bekam "The King's Speech", erstaunlicherweise keinen für die Musik, aber die Konkurrenz war ja auch groß. Was sollten Sie wissen über Alexandre Desplat? Nur, dass er für die Musik in den Filmen "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", "Syriana",  "Die Queen", "Der seltsame Fall des Benjamin Button", "Coco Chanel", "Julie & Julia", oder auch "New Moon - Bis(s) zur Mittagsstunde" - um nur einige zu nennen - verantwortlich war. Ernster, großartiger Film, angemessene, heitere Musik. Schulnote: 1 (soe)

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Quelle: ntv.de

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