Qiagen zum Corona-Testmarathon "Wir produzieren rund um die Uhr"
10.11.2020, 17:10 Uhr
Das Biotechunternehmen Qiagen hat seine Produktionskapazitäten für Corona-Tests an seinem Standort Hilden bei Düsseldorf mit finanzieller Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen ausgebaut.
(Foto: picture alliance/dpa)
Labore und Testhersteller in Deutschland kommen bei Corona-Tests nicht mehr hinterher. Es sei wie eine "Tsunami-Welle", sagt Qiagen, ein Hersteller von PCR-Tests. "Wir wissen nicht mehr, wo das Virus ist", es sei "frei in der Gesellschaft unterwegs". Neue Strategien seien deshalb gefragt.
Die Hersteller von Tests im Einsatz gegen Covid-19 kommen kaum mit der Produktion hinterher: "Wir produzieren rund um die Uhr", sagt der Molekularbiologe Kai te Kaat vom Diagnostikhersteller Qiagen im Podcast "Die Stunde Null". Das MDax-Unternehmen habe die Kapazitäten massiv hochgefahren.
"Deutschland hatte in der ersten Welle die Testkapazitäten gut im Griff, derzeit sind sie überfordert, obwohl sie hochgefahren wurden", sagt te Kaat. Man sei "in einer Tsunami-Welle": "Wir wissen nicht mehr, wo das Virus ist, es ist praktisch frei in der Gesellschaft unterwegs."
Obwohl ein neuer Impfstoff zu Wochenanfang weltweit für Hoffnung gesorgt hat, wird das Thema Testen die Menschen noch einige Zeit begleiten. Seit Anbeginn der Krise sind PCR-Tests ein zentraler Baustein im Kampf gegen Covid-19: "Testen, Testen, Testen" lautete das Mantra seit Frühjahr. Derzeit führt Deutschland laut Daten des Robert-Koch-Instituts rund 1,5 Millionen Tests pro Woche durch, im Frühjahr waren es 300.000 bis 400.000. Seit einiger Zeit gibt es Berichte über Engpässe.
"Bei den Testkapazitäten lag Deutschland eigentlich immer an der Weltspitze", sagt te Kaat. "Wir könnten jede Person in Deutschland im Jahr einmal durchtesten - vielleicht sogar mehr. Was wir unterschätzt haben, ist die Vorbereitung, die wir im Sommer hätten machen können, um Hotspots in den Griff zu kriegen." Derzeit kämen Labore und Produzenten dem Bedarf nicht hinterher, berichtet te Kaat. Labore und Testhersteller müssten neue Strategien entwickeln.
Qiagen hat nicht nur die Produktion hochgefahren, sondern auch neue Produkte entwickelt. Eine neue Technologie reduziert den Verbrauch von Material, vor allem bei Pipettenspitzen, die für PCR-Tests benötigt werden - statt zehn pro Test werden nur noch drei benötigt. Auch ist die Produktion flexibler.
Das Unternehmen, das 2019 mit rund 5200 Mitarbeitern 1,5 Milliarden Dollar umsetzte und dessen Umsatz in diesem Jahr wohl um 20 Prozent wachsen wird, bringt diesen Monat zudem einen eigenen Antigen-Schnelltest, den te Kaat mitentwickelt hat, auf den Markt. Diese Tests, die innerhalb von 15 Minuten Ergebnisse liefern, gelten allerdings als nicht so zuverlässig, weil sie nur eine bestimmte Konzentration von Viren erkennen.
Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null"
- Was Schnelltests können - und was nicht (Und warum man da etwas von Donald Trump lernen kann).
- Wie lange und wie viel wir in Deutschland noch testen müssen.
- Was Kai te Kaat seinen Freunden und Bekannten rät.
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Quelle: ntv.de, ddi