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Maria Nikolaevna hat den Zweiten Weltkrieg überlebt, zog danach zwei Kinder groß und arbeitete als Ingenieurin in der sowjetischen Luft- und Raumfahrtindustrie.Bild 1 von 23 | Foto: REUTERS
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Jetzt lebt die 92-Jährige seit etwa vier Monaten im Keller eines Bekannten in einem Wohnblock in Charkiw, ...Bild 2 von 23 | Foto: REUTERS
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... zusammen mit ihrer Tochter Natalya, ihrem Schwiegersohn Fedor und der Katze der Familie.Bild 3 von 23 | Foto: REUTERS
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Tageslicht sieht sie nur, wenn sie in der Tür am Fuß der Treppe sitzt, die hoch auf die Straße führt.Bild 4 von 23 | Foto: REUTERS
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Charkiw im Nordosten der Ukraine hielt den russischen Angriffen der ersten Kriegsmonate stand. In den letzten Wochen aber wird die Stadt nach einer vergleichsweise ruhigen Phase fast täglich bombardiert.Bild 5 von 23 | Foto: REUTERS
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Die 58-jährige Natalya, die ihren Nachnahmen nicht nennen möchte, wohnte in einem der am stärksten beschossenen Gebiete von Charkiw. Sie hatte geglaubt, dass ihre Mutter in der Wohnung in einem mehrere Kilometer entfernten Viertel sicherer sei. Nachbarn sahen nach der alten Dame und brachten ihr Lebensmittel.Bild 6 von 23 | Foto: REUTERS
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Eines Abends rief einer der Nachbarn an und berichtete, dass es ganz in der Nähe eine Explosion gegeben habe und der Strom ausgefallen sei.Bild 7 von 23 | Foto: REUTERS
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Als Natalya ihre Mutter per Telefon erreichte, versuchte die gerade weinend sich in ihrer stockdunklen Wohnung anzuziehen.Bild 8 von 23 | Foto: REUTERS
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Natalyas Mann Fedor fand einen Taxifahrer, der bereit war, die unter Beschuss stehende Stadt zu durchqueren, um Maria und die wenigen Habseligkeiten, die sie mitnehmen konnte, zu holen.Bild 9 von 23 | Foto: REUTERS
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"Der Taxifahrer trug sie die Treppe hinunter und fuhr schnell durch die Stadt, um sie in Sicherheit zu bringen", erzählt Natalya. Der Vorfall habe die Gesundheit ihrer Mutter beeinträchtigt: "Sie kann nicht mehr ohne uns leben."Bild 10 von 23 | Foto: REUTERS
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Die 92-Jährige leidet unter Mobilitätseinschränkungen und fortschreitendem Gedächtnisverlust, der sich seit dem Raketenangriff noch verschlimmert hat.Bild 11 von 23 | Foto: REUTERS
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"Sie hat vergessen, wie die Stadt aussieht, sie ist verwirrt und weiß nicht, wohin sie gehen soll, was sie tun soll, wie sie sich hinlegen soll, wie sie schlafen soll, wie sie sich verstecken soll", erzählt Natalya.Bild 12 von 23 | Foto: REUTERS
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"Sie hört nicht gut, also müssen wir alles aufschreiben. Es war sehr schwierig - und ist es immer noch. Aber wir haben einen Weg gefunden."Bild 13 von 23 | Foto: REUTERS
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Im Keller schläft Maria in einem Bereich, der mit drei Decken abgehängt wurde. In dem behelfsmäßigen Schlafzimmer liegt auf Holzpaletten eine Matratze.Bild 14 von 23 | Foto: REUTERS
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Gegen die Kälte ist Maria in eine Jacke mit dickem Kragen gehüllt und wartet auf Anrufe von ihrer Enkelin Masha, die in New York lebt.Bild 15 von 23 | Foto: REUTERS
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Bei einem der Anrufe fragt Maria die 31-Jährige, ob auch dort, wo sie lebt, geschossen werde. Lachend wirft Natalya ein: "Nein, Mama, dort ist es gut, es ist warm und ruhig. Masha will uns alle dorthin holen." Maria strahlt und küsst den Bildschirm des Mobiltelefons.Bild 16 von 23 | Foto: REUTERS
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Krieg ist für die 92-Jährige nichts Neues. Als sie ein Mädchen war, wurde ihre Familie während der Besetzung der Ukraine im Zweiten Weltkrieg gezwungen, einen deutschen Offizier aufzunehmen. Und ihr späterer Mann kämpfte im Zweiten Weltkrieg.Bild 17 von 23 | Foto: REUTERS
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Marias Ehemann ist inzwischen verstorben. Beide stammten aus demselben Dorf in der Region Poltawa, lernten sich aber nach dem Krieg im nahe gelegenen Charkiw kennen. Dort besuchten sie die Abendschule, teilten sich einen Schreibtisch und verliebten sich ineinander.Bild 18 von 23 | Foto: REUTERS
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Maria arbeitete dann als Ingenieurin in der staatlichen FED-Fabrik in Charkiw, die Teile für die Luft- und Raumfahrt herstellt. Das Paar heiratete, bekam einen Sohn und eine Tochter, kaufte eine Wohnung mit Garten und ein Motorrad. "Sie ließen die harten Zeiten hinter sich", erinnert sich Natalya.Bild 19 von 23 | Foto: REUTERS
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Heute verblasst ihr Gedächtnis und Maria verbringt viel Zeit damit, Zeitschriften voller Eselsohren zu lesen und die Medaillen ihres Mannes neu zu ordnen. Die Medaillen gehören zu den wenigen Dingen, die bei ihrer Flucht aus der Wohnung gerettet werden konnten.Bild 20 von 23 | Foto: REUTERS
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Sie dienen ihr als Talisman: eine physische Erinnerung an den Platz ihrer Familie in der Geschichte. Eine der Auszeichnung bekam ihr Ehemann für seinen Einsatz im Krieg gegen Japan 1945.Bild 21 von 23 | Foto: REUTERS
Natalya-und-Fedor
Was die Zukunft betrifft, so habe die Familie keine Antworten, sondern nur Fragen, sagt der 62-jährige Fedor: "Wann wird dieser Krieg enden? Und von wem hängt das ab? Von den Politikern? Von uns? Von den Militärs? ...Bild 22 von 23 | Foto: REUTERS
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... Es ist in unserer Zeit inakzeptabel, es ist eine Grausamkeit, dass meine Schwiegermutter und andere alte Menschen, die 95 oder 97 Jahre alt sind, ihr Leben unter solchen Bedingungen beenden müssen. Je früher der Krieg aufhört, desto besser." (kse/rts)Bild 23 von 23 | Foto: REUTERS

Charkiw unter Beschuss Krieg zwingt 92-Jährige zu einem Leben im Keller

11.08.2022, 08:06 Uhr

Die Welt von Maria Nikolaevna ist auf einen Keller zusammengeschrumpft. Dort lebt die 92-Jährige, seit eine russische Rakete nahe ihrer Wohnung in Charkiw eingeschlagen ist. Ein Reuters-Fotograf hat die betagte Dame in ihrem Versteck ohne Tageslicht besucht.