Aschermittwoch im katholischen Bayern - gefastet wird hier nicht. Im Gegenteil: Ohne Bier, ohne viel Bier ist der größte politische Stammtisch der Republik nicht denkbar.Bild 1 von 33 | Foto: dpa
Fern vom katholischen Bayern, nämlich im protestantischen (wenn überhaupt) Mecklenburg-Vorpommern nimmt sich Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel "Zeit für deutliche Worte". So jedenfalls lautet das Motto des Politischen Aschermittwochs in Demmin. Zumindest Bier gibt's hier im Norden auch.Bild 2 von 33 | Foto: APN
Es ist in Demmin wie in Passau und Straubing: Ein bisschen Wackeln mit dem Zeigefinger, doch die Faust auf dem Tisch wie weiland zu Strauß's Zeiten bleibt in der Luft hängen.Bild 3 von 33 | Foto: REUTERS
Eigentlich wird am Aschermittwoch ausgeteilt, doch die beiden Streithähne, die sich in den vergangenen Wochen am heftigsten beharkt haben, enttäuschen das Publikum.Bild 4 von 33 | Foto: APN
In Passau bedenkt CSU-Chef Horst Seehofer den FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle nur mit mildem Spott: "Das ist kein Tsunami, das ist nur eine Westerwelle", sagt er über dessen Drohung, er könne "auch anders".Bild 5 von 33 | Foto: REUTERS
"Mein Freund Guido" sagt Seehofer über Westerwelle. Die SPD kommt nur am Rande vor: "Er wirft einen breiten Schatten, aber hinterlässt keine Spuren", sagt Seehofer über SPD-Chef Sigmar Gabriel.Bild 6 von 33 | Foto: APN
Seehofers konzentriert sich darauf darzustellen, dass CSU und Bayern auch weiterhin identisch sind. "Bayern kommt zuerst und dann die Koalition."Bild 7 von 33 | Foto: APN
Die CSU sei "putzmunter", sagt Seehofer vor den gut 4000 Zuhörern. Für Seehofers Stimme gilt das nur bedingt. Er ruft: "Deutschland, schau auf Passau! Hier kannst du etwas lernen!"Bild 8 von 33 | Foto: REUTERS
Inhaltlich gibt es durchaus Überschneidungen zur Rede des Vizekanzlers: "Wer Arbeit ablehnt, hat keinen Anspruch auf Solidarität." Wer aber wirklich Hilfe brauche, dem werde geholfen. Aber, an die Adresse der FDP: "Sozial ist das Gegenteil von Sozialismus"Bild 9 von 33 | Foto: dpa
Im niederbayerischen Straubing, rund eine Stunde Autostunde von Passau entfernt, verzichtet Westerwelle auf neue Polemik. Er verteidigt sich:Bild 10 von 33 | Foto: dpa
"Ich spreche nur aus, was in Wahrheit alle Politiker wissen, aber sie trauen es sich nicht auszusprechen, weil sie glauben, das Volk verträgt nicht die Wahrheit. Das Volk will die Wahrheit hören und nicht betuppt und beschummelt werden!"Bild 11 von 33 | Foto: dpa
"Wenn sich Leistungsbereitschaft nicht mehr lohnt, dann wird es keinerlei soziale Gerechtigkeit in dieser Republik mehr geben", ruft Westerwelle dem Publikum zu. "Man muss schon wirklich linksextremistisch in der Birne sein, wenn Leistungsgerechtigkeit als rechtsradikal gilt."Bild 12 von 33 | Foto: dpa
"Das Wort Steuergeschenk erinnert mich an Ludwig XIV. und die gepuderte Perücke. Um nicht weitere spätrömische Vergleiche hier einzuführen." Gelächter.Bild 13 von 33 | Foto: dpa
"Der Sozialstaat ist für die Bedürftigen da, für die zahlen wir auch gerne Steuern. Er ist nicht für die Findigen da, die es vorziehen, nicht zu arbeiten."Bild 14 von 33 | Foto: dpa
"Alles was man am Ende eines Lebens vererben möchte, ist doch mindestens schon 540 Mal versteuert worden in dieser Republik."Bild 15 von 33 | Foto: REUTERS
Die SPD lässt es sich natürlich nicht nehmen, den Streit innerhalb der Koalition zu würdigen. Im Wolferstetter Keller in Vilshofen sagt SPD-Chef Sigmar Gabriel, mit der "armseligen Debatte" über Hartz IV würden diejenigen zu Sündenböcken gemacht, die unverschuldet arbeitslos gewesen seien.Bild 16 von 33 | Foto: APN
"Die wollen vom eigenen Nichtstun ablenken", wirft er der Bundesregierung vor.Bild 17 von 33 | Foto: APN
Die "wahren Asozialen" seien jene, die wegen der dem Staat angebotenen CDs mit geheimen Schweizer Bankdaten nun einen Besuch vom Staatsanwalt befürchten müssen. Genau diese Menschen seien die Klientel von FDP und Union.Bild 18 von 33 | Foto: APN
Gabriel wirft Westerwelle vor, er betreibe die "Radikalisierung der Debatte", um seine Klientel anzusprechen und seine Macht zu erhalten. Nach seiner Rede sagt Gabriel bei n-tv, es sei der größte Fehler von Bundeskanzlerin Angela Merkel gewesen, "dass sie diesen verrückten Koalitionsvertrag unterschrieben hat".Bild 19 von 33 | Foto: dpa
Für das Land komme die Zeit unter Schwarz-Gelb vier verlorenen Jahren gleich. "Sie wollen einfach auf den Sesseln sitzen bleiben, das wird sie zusammenhalten bis zum Ende dieser Legislaturperiode."Bild 20 von 33 | Foto: APN
"Aus dieser Ehe wird nichts mehr", sagt die grüne Fraktionsvorsitzende Renate Künast beim politischen Aschermittwoch im oberschwäbischen Biberach.Bild 21 von 33 | Foto: dpa
Im niederbayerischen Landshut brachen die Grünen ein Tabu: Statt mit der üblichen Maß Bier stieß Grünen-Chef Cem Özdemir demonstrativ mit einem Glas Milch mit seinen Parteifreunden an. Damit wollen sie auf die prekäre Lage der Milchbauern in Bayern hinweisen.Bild 22 von 33 | Foto: dpa
Mit Spitzen gegen die FDP und ihren Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ("Die Bezeichnung 'Dampfplauderer' für Brüderle ist eigentlich eine Übertreibung: ich kann da gar keinen Dampf sehen") ...Bild 23 von 33 | Foto: dpa
... und die BayernLB-Misere der CSU ("Die Türkei muss nur die bayerische Landesbank übernehmen, dann klappt das schon mit der EU-Mitgliedschaft") - sorgt Özdemir für Begeisterung im Saal.Bild 24 von 33 | Foto: dpa
Auch die Linken wagten sich nach Bayern. In Tiefenbach bei Passau trat die EU-Abgeordnete Sahra Wagenknecht auf und schimpfte auf alle anderen Parteien.Bild 25 von 33 | Foto: APN
"Sie alle stehen für Steuergeschenke an Reiche, sie alle stehen für Plünderung der öffentlichen Haushalte, und sie alle stehen im Extremfall - wenn dann die Sparzwänge da sind - natürlich auch für rabiate Sozialkürzungen."Bild 26 von 33 | Foto: APN
Kehraus dann am Abend in Demmin mit der Kanzlerin. Nach den wenigen süffisanten Nickeligkeiten und leichten Ellenbogenremplern ihrer Koalitionäre Seehofer und Westerwelle dominiert auch bei Merkel das Bemühen, die Gräben nicht noch zu vertiefen.Bild 27 von 33 | Foto: APN
Sie bleibt maßvoll und wiederholt das, was sie schon ihre Sprecherin sprechen ließ, nämlich dass Westerwelles Widerworte in der Sozialstaatsdebatte nicht ihr Duktus sei. Das wissen aber schon alle.Bild 28 von 33 | Foto: dpa
Dann aber kommt doch noch ein Paukenschlag: Die CDU-Chefin sehnt sich nach Schwarz-Rot zurück! Nach reichlich 100 nervigen Tagen Schwarz-Gelb verkündet sie: "Die Große Koalition hat Wichtiges geleistet."Bild 29 von 33 | Foto: dpa
Union und SPD hätten Deutschland als Koalition durch die Zeit der Wirtschaftskrise "sehr gut hindurchgeführt", lobt die Kanzlerin die Vergangenheit. Das sollte man nicht vergessen, weil es in Stunden existenzieller Bedrohungen darauf ankomme, dass Parteien auch zusammenarbeiten könnten.Bild 30 von 33 | Foto: dpa
Und mit Blick auf die jetzige christlich-liberale Koalition sagt Merkel: "Kritisieren, schreien, schimpfen hilft uns nicht weiter."Bild 31 von 33 | Foto: REUTERS
Ob das die deutlichen Worte waren?Bild 32 von 33 | Foto: REUTERS
Irgendwie ist der politische Aschermittwoch heutzutage ein bisschen wie der politische normale Mittwoch. Der Unterschied: Alle dürfen sich betrinken.Bild 33 von 33 | Foto: APN