Aus dem Schatten in das Licht: Steinmeier will Deutschland überzeugen
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"Ich will Kanzler aller Deutschen werden!"Bild 1 von 64 | Foto: ASSOCIATED PRESS
"Ich glaub, ich kann es. Und ich will es."Bild 2 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Selten musste ein Politiker so oft betonen, dass er das Zeug zum Kanzler hat. Und als Zuhörer weiß man nicht immer, ob er sein Publikum oder sich selbst überzeugen will.Bild 3 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Die Politik braucht unterschiedliche Typen: die Rampensau, den Nachdenklichen, den eher Bauchgesteuerten und hoffentlich auch den, der mit Augenmaß eine gerade Furche zieht", erklärte Frank-Walter Steinmeier in einem Interview mit dem "Stern".Bild 4 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Aber wollen sie auch einen Drögen als Kanzler haben?", ätzte der "Spiegel" später.Bild 5 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
„Die Welt muss damit fertig werden, dass ich Frank Steinmeier bin", lautet die Antwort des SPD-Kanzlerkandidaten auf solche Vorwürfe.Bild 6 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Steinmeiers Problem begleitet ihn seit dem ersten Tag, an dem er aus dem Schatten der politischen Hinterzimmer …Bild 7 von 64 | Foto: ASSOCIATED PRESS
… ins grelle Licht der ersten Reihe der Bundespolitik getreten ist: Kann dieser Mann als Politiker überzeugen?Bild 8 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Er weiß Bescheid, er kann Kanzler", hat SPD-Chef Franz Müntefering Steinmeier bescheinigt. Doch Zweifel bleiben.Bild 9 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Nicht fachlich: Als Kanzleramtschef, Vizekanzler und Außenminister hat er bewiesen, dass er höchste Ämter füllen kann. Steinmeier gilt als Architekt vieler wichtiger Projekte unter Rot-Grün und Schwarz-Rot, vom Atomausstieg über die Agenda 2010 bis hin zu den Regeln für die Finanzmärkte.Bild 10 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Durch seine fachliche Kompetenz und Zuverlässigkeit hat sich der studierte Jurist nach oben gearbeitet und durch seine Leistungen im jeweiligen Job überzeugt: ...Bild 11 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Als Kanzleramtschef nach Bodo Hombach, Außenminister unter Angela Merkel und Vizekanzler nach Franz Münteferings Rücktritt.Bild 12 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Steinmeier kommt, wenn Not am Mann ist, übernimmt die Aufgabe, leistet gute Arbeit und darf bleiben.Bild 13 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Doch nun kommt eine Aufgabe, bei der er nicht durch gute Leistung überzeugen kann. Für das Kanzleramt muss er sich beim Volk bewerben.Bild 14 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Zum ersten Mal in seiner politischen Karriere muss er um ein Amt öffentlich kämpfen. Das ist neu, ungewohnt – der Rollenwechsel verunsichert Person und Publikum.Bild 15 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Denn Steinmeiers Rolle ist seit seinem Eintritt in die niedersächsische Staatskanzlei 1991 unter Gerhard Schröder stets die des unauffälligen und effizienten Politikmanagers.Bild 16 von 64 | Foto: picture-alliance / dpa
Schröder, der niedersächsische Volkstribun, braucht einen verlässlichen Mitarbeiter, der die Ideen des Chefs in politische Konzepte und Gesetze gießt.Bild 17 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Und Steinmeier gießt und werkelt, erst als Büroleiter, dann als Leiter der Staatskanzlei (links sein Vorgänger Willi Waike) - eine perfekte rechte Hand. Der "Mann hinter Schröder", wie es bald darauf heißt.Bild 18 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Schröder nimmt seinen besten Mann auch mit nach Bonn und Berlin, als er 1998 ins Bundeskanzleramt einzieht.Bild 19 von 64 | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
Steinmeier wird erst als Staatssekretär Beauftragter für die Geheimdienste der Regierung, bevor er nach dem Rücktritt Bodo Hombachs 1999 Chef des Bundeskanzleramts wird.Bild 20 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Er sei kein Profilneurotiker, ist über den Mann an der Spitze des Kanzleramts zu lesen. Steinmeier sei ein besonnener, angenehmer Mensch.Bild 21 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
In der rot-grünen Regierungszeit erwirbt er sich den Ruf als Schröders "Spin-Doctor", der in den Hinterzimmern der Macht die Fäden zieht und die wichtigsten politischen Weichenstellungen vornimmt.Bild 22 von 64 | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
Deshalb ist die Überraschung groß, als nach der Wahlniederlage Schröders 2005 ausgerechnet der Mann aus dem Schatten Schröders das wichtige Amt des Außenministers für die SPD übernimmt. Bild 23 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Mit Steinmeier verschenke man die Gelegenheit, die Position zu benutzen, um einen Kanzlerkandidaten für 2009 aufzubauen", war im "Spiegel" 2005 über die sozialdemokratischen Vorbehalte zu lesen.Bild 24 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Steinmeier überzeugt aber einmal mehr in seinem neuen Job – und sorgt dank seiner verbindlichen Art für ein gesundes Arbeitsklima in der Koalition.Bild 25 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Er kann gut mit der Kanzlerin und steigt zu einem der beliebtesten Politiker des Landes auf.Bild 26 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Doch bleibt er ein Mann der zweiten Reihe, viel zu oft in Merkels Schatten – auch auf internationalem Parkett. Steinmeier arbeitet unter Merkel, nicht neben ihr - gleichberechtigt auf Augenhöhe.Bild 27 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Das ist auch lange Zeit in Ordnung so. Das Kabinett der Großen Koalition arbeitet relativ harmonisch und reibungsfrei.Bild 28 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Gesundheitsreform, Mehrwertsteuererhöhung und Föderalismusreform – gemeinsam setzt die schwarz-rote Koalition einige grundlegende Gesetzesänderungen durch.Bild 29 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Steinmeier rutscht in dieser Zeit in der Hierarchie mehr und mehr nach oben. Meist mehr erzwungen als gewollt: ... Bild 30 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
In der Regierung kommt zum Außenminister noch der Vizekanzler, als Müntefering sich aus privaten Gründen zurückzieht. Bild 31 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Und in der SPD mutiert er vom Außenseiter ohne Amt zum Vize-Chef der Partei (zusammen mit den anderen Stellvertretern Andrea Nahles und Peer Steinbrück).Bild 32 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Dann kommt der 7. September 2008, und plötzlich steht der Mann aus Brakelsiek ganz oben: ...Bild 33 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Parteichef Kurt Beck wirft nach wochenlangen Querelen und Medienberichten über Steinmeier als SPD-Kanzlerkandidaten bei einer Parteiklausur am Schwielowsee überraschend das Handtuch.Bild 34 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Eine ungewohnte Situation: Die rechte Hand muss nun selbst das Ruder packen.Bild 35 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Am 18. Oktober 2008 wird Frank-Walter Steinmeier zum Kanzlerkandidaten der SPD für die Bundestagswahl 2009 gewählt.Bild 36 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Vizekanzler, stellvertretender Parteichef und Kanzlerkandidat: Steinmeier ist nun die klare Nummer 1 in der SPD.Bild 37 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Nun steht er auch im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit: Wer ist dieser Mann, der aus Brakelsiek im Lipper Bergland stammt?Bild 38 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Den sie in seinem Fußballverein, dem TuS 08 Brakelsieg, "Prickel" nannten – und der auf allen Positionen einsetzbar war (vorne, 3. von rechts). Eine Allzweckwaffe. Nun auch für die SPD.Bild 39 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Und wer ist die Frau an seiner Seite - Elke Büdenbender, Richterin am Berliner Verwaltungsgericht – mit der er seit 1995 verheiratet ist und eine 13-jährige Tochter hat?Bild 40 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Das Private Steinmeiers wird nun öffentlich. Um sich, sein Leben und seine politischen Vorstellungen den Menschen näher zu bringen, schreibt der Kanzlerkandidat ein Buch: "Mein Deutschland – Wofür ich stehe".Bild 41 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
In der Politik warten Herkules-Aufgaben auf den neuen Star der SPD: Zusammen mit dem neuen alten Parteichef Franz Müntefering soll er der Partei Selbstbewusstsein wiedergeben, die Flügel einen und die Basis für die anstehende Bundestagswahl mobilisieren.Bild 42 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Unter den Sozialdemokraten herrscht nach dem Drama vom Schwielowsee riesige Erleichterung: Vorbei die unselige Zeit des Kurt Beck, der die SPD in ungeahnte Umfragetiefen geführt hatte.Bild 43 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Die Hoffnung: Von nun an soll es aufwärts gehen - es kann ja nur besser werden.Bild 44 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Es wurde aber nicht besser. Die von der SPD erhoffte Trendwende bleibt auch mit dem neuen Führungsduo Müntefering/Steinmeier aus.Bild 45 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Viele Wähler treibt die Frage: Wozu noch SPD wählen?Bild 46 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Der Architekt der Agenda 2010 präsentiert in seinem Regierungsprogramm sozialdemokratische Politik im aktuell linken Zeitgeist. Glaubwürdigkeitsprobleme sieht er dabei nicht.Bild 47 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Die acht wesentlichen Punkte seines Regierungsprogramms: Gerechte Arbeit, gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Uni, Klimaschutz, Familien durch steuerliche Entlastungen und Ausbau der Ganztagsbetreuung stärken, Integration verbessern, ein soziales Europa schaffen sowie die Soziale Marktwirtschaft durch die Regulierung der Märkte und stärkere Belastung der Vermögenden verbessern.Bild 48 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Was daran originäre Steinmeier-Positionen sind, bleibt genauso schwer greifbar wie das Profil seiner Konkurrentin Merkel.Bild 49 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Steinmeier möchte die "SPD als Partei der linken Mitte" positionieren, hat er in einem Interview gesagt.Bild 50 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Gerne verweist Steinmeier deshalb auch auf das fehlende Profil der Kanzlerin: Doch reicht das nicht, um die Menschen von sich zu überzeugen.Bild 51 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Ebenso wenig sein Hinweis, die Sozialdemokraten hätten die wesentlichen Projekte der Regierung zu verantworten. "Wer hat's erfunden? – Die SPD", wiederholt der Kanzlerkandidat Mantra-artig auf dem Parteitag zur Bundestagswahl.Bild 52 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Mit dieser Botschaft sollen seine Genossen durch die Lande ziehen und Stimmen einsammeln.Bild 53 von 64 | Foto: ASSOCIATED PRESS
Der Wähler mag aber keine rückwärtsgewandten Besserwisser. Er will sich bei einer Partei für die Zukunft aufgehoben fühlen.Bild 54 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Vielleicht ist auch das Problem: Heimlich sind sie in der SPD ganz zufrieden mit der Kanzlerin und ihrer Politik. Schließlich trägt die Große Koalition, wie alle Genossen stets betonen, im Wesentlichen die Handschrift der SPD.Bild 55 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Hinzu kommt: Während Merkel als Kanzlerin alles unternimmt, um möglichst viele Gruppen anzusprechen und zu integrieren, muss Steinmeier noch polarisieren, um die eigenen Wähler links der Mitte zu mobilisieren.Bild 56 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Damit spaltet der Kanzlerkandidat und verprellt mögliche Wählerschichten in der Mitte.Bild 57 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Nur wenn wir selbst überzeugt sind, dann können wir auch andere überzeugen", hat Steinmeier auf dem SPD-Parteitag im Juni 2009 in Berlin gesagt.Bild 58 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Dort hat er es geschafft, mit einer packenden Rede seine Partei hinter sich zu bringen, ja, zu begeistern.Bild 59 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Den Grundstein für einen Erfolg hat Steinmeier also gelegt – nun muss er den Rest des Landes überzeugen.Bild 60 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Politik ist keine Castingshow, es geht nicht um Mätzchen oder Gaukeleien", sagt der Kanzlerkandidat mit Blick auf seine schlechten Umfragewerte.Bild 61 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Abgerechnet werde am 27. September.Bild 62 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Aber dann werden sich die Wähler sehr wohl zwischen Merkel und Steinmeier entscheiden müssen. Bild 63 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
Politik ist nämlich doch eine Casting-Show – nur einer kommt am Ende ins Kanzleramt. (Text: Till Schwarze)Bild 64 von 64 | Foto: picture-alliance/ dpa
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