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"Kulturrevolution" lautet der Euphemismus, mit dem Chinas Kommunisten ab Mai 1966 ein zehn Jahre währendes Verbrechen zu verdecken versuchten.
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"Kulturrevolution" lautet der Euphemismus, mit dem Chinas Kommunisten ab Mai 1966 ein zehn Jahre währendes Verbrechen zu verdecken versuchten.

Denn was am 16. Mai vor 50 Jahren in Peking seinen Lauf nahm, ist kaum anders zu beschreiben als als kollektiver Massenmord.
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Denn was am 16. Mai vor 50 Jahren in Peking seinen Lauf nahm, ist kaum anders zu beschreiben als als kollektiver Massenmord.

Bei einer erweiterten Tagung des Politbüros ruft Staatsgründer Mao Tsetung eine "Gruppe für die Kulturrevolution" ins Leben.
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Bei einer erweiterten Tagung des Politbüros ruft Staatsgründer Mao Tsetung eine "Gruppe für die Kulturrevolution" ins Leben.

Ihr obliegt fortan der Kampf gegen "Konterrevolutionäre" und "Vertreter des Kapitals". Maos Ziel: 17 Jahre nach Beginn seiner Herrschaft mit Hilfe der Massen seine Macht in der Kommunistischen Partei zu sichern.
4 / 29 (Foto: AP)

Ihr obliegt fortan der Kampf gegen "Konterrevolutionäre" und "Vertreter des Kapitals". Maos Ziel: 17 Jahre nach Beginn seiner Herrschaft mit Hilfe der Massen seine Macht in der Kommunistischen Partei zu sichern.

Willfährige Helfer sind Millionen Jugendliche, die vom Maoismus indoktriniert in ihrem Eifer kaum zu stoppen sind.
5 / 29 (Foto: picture alliance / dpa)

Willfährige Helfer sind Millionen Jugendliche, die vom Maoismus indoktriniert in ihrem Eifer kaum zu stoppen sind.

Ziel ihres Zorns sind neben Maos direkten Feinden in der Partei alle "bourgeoisen und reaktionären Elemente" in Politik, Kultur und im Bildungssektor – Lehrer, Universitätsprofessoren, Künstler.
6 / 29 (Foto: picture alliance / dpa)

Ziel ihres Zorns sind neben Maos direkten Feinden in der Partei alle "bourgeoisen und reaktionären Elemente" in Politik, Kultur und im Bildungssektor – Lehrer, Universitätsprofessoren, Künstler.

Es bricht die Zeit der Roten Garden an. Die ersten gründen sich Ende Mai 1966 in Peking und verbreiten sich rasch im ganzen Land.
7 / 29 (Foto: picture alliance / dpa)

Es bricht die Zeit der Roten Garden an. Die ersten gründen sich Ende Mai 1966 in Peking und verbreiten sich rasch im ganzen Land.

In kleinen, festen Organisationsstrukturen nehmen sie den Kampf gegen die vermeintlichen Feinde des "Großen Vorsitzenden" auf.
8 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

In kleinen, festen Organisationsstrukturen nehmen sie den Kampf gegen die vermeintlichen Feinde des "Großen Vorsitzenden" auf.

Nicht nur das: Der Kampf gilt auch den "vier Alten". Gemeint sind alle alten Denkweisen, Kulturen, Gewohnheiten und Sitten.
9 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Nicht nur das: Der Kampf gilt auch den "vier Alten". Gemeint sind alle alten Denkweisen, Kulturen, Gewohnheiten und Sitten.

Damit geht es auch gegen Vertreter der Religionen und deren Einrichtungen – hier ein buddhistischer Tempel.
10 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Damit geht es auch gegen Vertreter der Religionen und deren Einrichtungen – hier ein buddhistischer Tempel.

Mao legitimiert die Bewegung: In einem Brief an Rotgardisten schreibt er, "zu rebellieren" sei gerechtfertigt.
11 / 29 (Foto: AP)

Mao legitimiert die Bewegung: In einem Brief an Rotgardisten schreibt er, "zu rebellieren" sei gerechtfertigt.

Es wird als Ermutigung für Millionen verblendeter Menschen aufgefasst. Und in ihrer Verblendung sind die Jungen zu vielem bereit.
12 / 29 (Foto: AP)

Es wird als Ermutigung für Millionen verblendeter Menschen aufgefasst. Und in ihrer Verblendung sind die Jungen zu vielem bereit.

Es wird denunziert, öffentliche angeprangert und gemordet.
13 / 29 (Foto: AP)

Es wird denunziert, öffentliche angeprangert und gemordet.

36 Millionen Menschen werden damals direkt politisch verfolgt, bis zu 1,8 Millionen Menschen umgebracht.
14 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

36 Millionen Menschen werden damals direkt politisch verfolgt, bis zu 1,8 Millionen Menschen umgebracht.

Die "Kulturrevolution" schlägt Schneisen in die Gesellschaft: Kinder verraten ihre Eltern, Freunde schwärzen einander an.
15 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die "Kulturrevolution" schlägt Schneisen in die Gesellschaft: Kinder verraten ihre Eltern, Freunde schwärzen einander an.

Besonders schlimm ist es in den ersten beiden Jahren. Dann sind die politischen Säuberungen weitgehend abgeschlossen.
16 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Besonders schlimm ist es in den ersten beiden Jahren. Dann sind die politischen Säuberungen weitgehend abgeschlossen.

In den Provinzen übernehmen Revolutionskomitees die Macht. In den Schulen wird der Unterricht wieder aufgenommen, er wird von Arbeitern geleitet.
17 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

In den Provinzen übernehmen Revolutionskomitees die Macht. In den Schulen wird der Unterricht wieder aufgenommen, er wird von Arbeitern geleitet.

Schulstoff fortan: die Werke des "Großen Steuermanns", Mao Tsetung, und die Kritik an den alten Büchern.
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Schulstoff fortan: die Werke des "Großen Steuermanns", Mao Tsetung, und die Kritik an den alten Büchern.

Im Sommer 1968 pfeift Mao die Roten Garden zurück. Wer jetzt noch mordet, wird als "Bandit" angesehen und muss Folgen fürchten.
19 / 29 (Foto: AP)

Im Sommer 1968 pfeift Mao die Roten Garden zurück. Wer jetzt noch mordet, wird als "Bandit" angesehen und muss Folgen fürchten.

Armee und Milizen führen die Arbeit der Roten Garden fort. Millionen Menschen müssen zur "Umerziehung" aus den Städten aufs Land ziehen.
20 / 29 (Foto: picture alliance / dpa)

Armee und Milizen führen die Arbeit der Roten Garden fort. Millionen Menschen müssen zur "Umerziehung" aus den Städten aufs Land ziehen.

Die Kulturrevolution, die eigentlich nur wenige Monate dauern sollte, währt ganze zehn Jahre. Sie endet erst mit dem Tod Maos im September 1976.
21 / 29 (Foto: AP)

Die Kulturrevolution, die eigentlich nur wenige Monate dauern sollte, währt ganze zehn Jahre. Sie endet erst mit dem Tod Maos im September 1976.

Die Wunden sind bis heute nicht verheilt. Das liegt auch daran, dass die Zeit nie richtig aufgearbeitet wird.
22 / 29 (Foto: AP)

Die Wunden sind bis heute nicht verheilt. Das liegt auch daran, dass die Zeit nie richtig aufgearbeitet wird.

Nach Maos Tod wird den Ultralinken von der sogenannten "Viererbande" die Schuld zugeschoben. Tatsächlich sind Maos Frau Jiang Qing, Zhang Chunqiao, Yao Wenyuan und Wang Hongwen an der Radikalisierung der Kulturrevolution nicht unschuldig.
23 / 29 (Foto: AP)

Nach Maos Tod wird den Ultralinken von der sogenannten "Viererbande" die Schuld zugeschoben. Tatsächlich sind Maos Frau Jiang Qing, Zhang Chunqiao, Yao Wenyuan und Wang Hongwen an der Radikalisierung der Kulturrevolution nicht unschuldig.

Bis heute ist ihr Einfluss aber schwer von dem zu trennen, was Mao selbst diktiert hat. Doch der "Große Vorsitzende" ist bis heute unantastbar.
24 / 29 (Foto: AP)

Bis heute ist ihr Einfluss aber schwer von dem zu trennen, was Mao selbst diktiert hat. Doch der "Große Vorsitzende" ist bis heute unantastbar.

Anfang der 1980er-Jahre wird der "Viererbande" der Prozess gemacht. Maos Witwe und Zhang Chunqiao werden zum Tode verurteilt, die beiden anderen erhalten Freiheitsstrafen.
25 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Anfang der 1980er-Jahre wird der "Viererbande" der Prozess gemacht. Maos Witwe und Zhang Chunqiao werden zum Tode verurteilt, die beiden anderen erhalten Freiheitsstrafen.

Nur zögerlich werden in dieser Zeit einige Opfer rehabilitiert, in manchen Fälle gibt es Kompensationen.
26 / 29 (Foto: AP)

Nur zögerlich werden in dieser Zeit einige Opfer rehabilitiert, in manchen Fälle gibt es Kompensationen.

Näher befassen sich Staat und Justiz in all den Jahren nicht damit. Mit gutem Grund: Die Wahrheit würde das System, das sich bis heute auf Mao beruft, hinwegfegen.
27 / 29 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Näher befassen sich Staat und Justiz in all den Jahren nicht damit. Mit gutem Grund: Die Wahrheit würde das System, das sich bis heute auf Mao beruft, hinwegfegen.

Tausende Familien müssten sich eingestehen, im ideologischen Wahn die eigenen Verwandten ans Messer geliefert zu haben.
28 / 29 (Foto: AP)

Tausende Familien müssten sich eingestehen, im ideologischen Wahn die eigenen Verwandten ans Messer geliefert zu haben.

In China wird die Periode der "Kulturrevolution" bis heute nur lapidar als "zehnjährige Katastrophe" bezeichnet – als sei sie ein Naturereignis gewesen.
29 / 29 (Foto: AP)

In China wird die Periode der "Kulturrevolution" bis heute nur lapidar als "zehnjährige Katastrophe" bezeichnet – als sei sie ein Naturereignis gewesen.

Sonntag, 15. Mai 2016

Morden im Namen des "Großen Steuermanns" Wie Maos "Kulturrevolution" China veränderte

Mit einem Aufruf an die Massen sichert sich Chinas Staatsgründer Mao im Sommer 1966 die Macht: Alles Alte und alles, was dem "Großen Vorsitzenden" zuwiderläuft, muss zerstört werden. Die Jugend des Landes nimmt den Appell ernst - und beginnt millionenfach zu morden.
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