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Graciano Rocchigiani war ein begnadeter Boxer. 49 Profikämpfe bestritt der Rechtsausleger mit dem linken Hammer, 41 davon gewann er.
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Er war Weltmeister im Supermittel- (1988/89) und zehn Jahre später im Halbschwergewicht. Box-Promoter Wilfried Sauerland schätzt sein Talent höher ein als das von Henry Maske.
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Schon als Kind träumte Rocchigiani vom großen Geld. Der Sohn eines sardischen Eisenbiegers erlernte im Westteil Berlins das Boxen, verschaffte sich Respekt, boxte sich durch, ...
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... wurde zweimal Weltmeister und scheffelte Millionen.
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Doch in den 20 Jahren seiner Profikarriere eckte "Rocky" immer wieder mit Gesetz und Zeitgenossen an: Er fuhr besoffen Auto, büßte seinen Führerschein ein, kokste, verprügelte Taxifahrer, ...
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... verstieß gegen Bewährungsauflagen und wanderte schließlich ins Gefängnis.
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Sein Leben glich lange Zeit einer Achterbahnfahrt: Für kurze Zeit ganz oben, als strahlender Sieger, und dann plötzlich ...
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... wieder ganz unten, am Boden zerstört.
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Am 11. März 1988 war der Stern des Profiboxers Graciano Rocchigiani aufgegangen. Der damals 24-Jährige prügelte in Düsseldorf Vincent Boulware (USA) im IBF-Titelkampf des Supermittelgewichts windelweich.
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Über Nacht war der Shooting-Star zum Champion geworden, Deutschland hatte nach Max Schmeling und Eckhard Dagge seinen dritten Weltmeister im Profiboxen.
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Schon damals zeigte sich sein typischer Stil: Sobald er sich bei einem Gegner festgebissen hatte, war "Rocky" nicht mehr zu halten und zeigte spektakuläre Schlagserien.
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Mit 24 Jahren hatte er sein wildes Leben noch auf eine einfache Formel gebracht: "Saufen, fernsehen, ficken." Das, so meint er, würde er heute anders umschreiben. "Ich war jung, hab' alles nicht so eng gesehen. Da ist man nicht so weise wie mit 50."
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Trotz Gefängnis sei er nie ein Verbrecher gewesen, beteuert er und berlinert: "Ick hab' nix Schlimmet jemacht. Det passiert nun mal Otto Normalverbraucher."
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Derzeit führt die Achterbahnfahrt wieder mal nach oben. "Rocky" hat einen neuen Job als Trainer, er betreut in Hanau die deutsche Staffel für die World Series of Boxing (WSB).
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Ein durchaus ansprechender Internet-Auftritt und eine eigene ...
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(Foto: www.Rocchigiani.de)
... Mode-Kollektion zeugen von weiteren Aktivitäten.
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Noch vor wenigen Monaten befand sich "Rocky" dagegen auf der Schattenseite des Lebens.
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Er war pleite, lebte von Hartz IV und hatte keine Wohnung. Unterschlupf fand er bei einem befreundeten Pensionsbesitzer in Großziethen vor den Toren Berlins.
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Die Millionen waren verprasst, falsche Freunde und der Hang, auch außerhalb des Rings Konflikte mit Fäusten zu lösen, warfen ihn immer wieder aus der Bahn.
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Das ganze Drama seines Lebens wurde vor einigen Wochen wieder deutlich, als Ex-Ehefrau Christine ihre Autobiografie ("K.o. nach zwölf Runden") veröffentlichte.
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Drogen, Prostituierte, häusliche Gewalt, Knast, Scheidung - Rocchigiani ließ keinen Skandal aus. Dreimal musste der Mann aus Berlin-Schöneberg hinter Gitter - wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und wiederholten Fahrens ohne Führerschein.
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Ehefrau Christine war auch dabei, als Rocchigiani einen der spektakulärsten Prozesse in der Geschichte des Profiboxens führte - und gewann.
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Am 22. März 1998 hatte sich der Rechtsausleger vor 9000 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle durch einen Sieg gegen den US-Amerikaner Michael Nunn ...
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... den WM-Titel der WBC im Halbschwergewicht gesichert. Als erster deutscher Boxer widerlegte er das Motto "They never come back" und wurde zum zweiten Mal in seiner Karriere Champion.
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Vier Monate später sorgte die WBC für einen Eklat. Der anerkannte Verband, in dem bereits Muhammad Ali Weltmeister war, ernannte plötzlich den US-Amerikaner Roy Jones zum neuen Champion.
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Rocchigiani fühlte sich betrogen und zog in den USA vor Gericht. Am Ende wurden ihm 31 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen. Die WBC drohte mit Konkurs, 2004 ging Rocchigiani auf ein Vergleichsangebot ein und bekam 4,5 Millionen Dollar.
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Es dauerte aber nicht lange, da war auch diese Summe durchgebracht.
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Zur tragischen Figur wurde "Rocky" zur Zeit des deutschen Boxbooms in den neunziger Jahren in Kämpfen gegen die damaligen TV-Lieblinge Henry Maske und Dariusz Michalczewski.
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Beide Weltmeister hatte er am Rande einer Niederlage, verlor aber jeweils umstritten. Die Rückkämpfe gab der Rechtsausleger klar ab, sodass ihm der Aufstieg zum nationalen Helden verwehrt blieb.
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Am 29. Dezember 2013 blickt "Rocky" auf 50 Jahre Leben zurück und "bereut nüscht" davon: "Ick hab' auf jeden Fall was zu erzählen. Langweilig war det nie."
"Saufen, fernsehen, ficken" "Rocky" Rocchigiani, Kult und Schrecken
Graciano Rocchigiani, der Boxer mit dem linken Hammer und der Berliner Schnauze, hat in seinem schillernden Leben keinen Skandal ausgelassen. Er fuhr besoffen Auto, kokste sich schwindelig, musste dreimal in den Knast und lebte von Hartz IV. Aber der "Bad Boy" war auch mal einer der besten Halbschwergewichtsboxer der Welt. Nun wird "Rocky" 50 Jahre alt.
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