Panorama

Menschliches Versagen die Ursache?27 Menschen sterben bei Zugunglück

13.07.2016, 04:24 Uhr
Video poster

Die Helfer arbeiten bis in die Nacht, um Opfer des schweren Zugunglücks in Italien zu bergen. War menschliches Versagen oder doch ein technischer Defekt die Ursache für die Katastrophe? Die Zahl der Toten steigt, die Politik in Rom reagiert.

Nach dem Zugunglück mit mindestens 27 Toten in Süditalien ist die Suche nach Schuldigen im vollen Gang. Die Staatsanwaltschaft in der Stadt Trani ermittelt wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung gegen unbekannt.

Zwei Züge waren am Dienstag mit hoher Geschwindigkeit auf eingleisiger Strecke nördlich von Bari zusammengeprallt. Etwa 50 Menschen wurden laut Medien verletzt, darunter auch Kinder. Premierminister Matteo Renzi versprach bei einem Besuch am Unglücksort eine vollständige Aufklärung.

Ausbau der Strecke immer wieder verzögert

Ermittler schlossen menschliches Versagen als Unglücksursache nicht aus, weil zumindest einer der Züge sehr schnell gefahren sei. Einer der beiden Züge hätte zudem an einem Bahnhof auf grünes Licht warten müssen, bevor er die eingleisige Strecke zwischen den Städten Corato und Andria befahren durfte. Von Seiten des privaten Betreibers der Zugstrecke, Ferrotramviaria, verlautete laut der Nachrichtenagentur Agi, es gebe noch keine Erklärung für den Unfall. Verkehrsminister Graziano Delrio kündigte am Unglücksort eine Untersuchung an.

Aufschluss soll die Blackbox der Züge geben. Ein geplanter Ausbau der Strecke auf zwei Gleise hatte sich immer wieder verzögert. Unklar war, wie viele Menschen in den Regionalzügen waren. Nach Angaben des Betreibers Ferrotramviaria waren die Züge mit etwa 100 Stundenkilometern unterwegs, als sie an einer Kurve zusammenprallten. Die Helfer arbeiten die Nacht hindurch, um Opfer aus den Trümmern zu bergen.

Das Unglück hatte Entsetzen in Italien ausgelöst. Die Tragödie müsse umfassend aufgeklärt werden, sagte Renzi und sprach von einem "Augenblick der Tränen". Auch Papst Franziskus sprach den Angehörigen sein Beileid aus.

Bundestagspräsident Norbert Lammert drückte in einem Schreiben an seine italienische Kollegin Laura Boldrini sein Mitgefühl aus. "Unsere Gedanken sind bei den Familien der Verunglückten, bei den vielen Verletzten und bei den Rettungskräften, die sich unermüdlich im Einsatz befinden, um Menschenleben zu retten", schrieb Lammert nach Angaben des Bundestages.

Ende Juni 2009 waren bei einem schweren Zugunglück in der toskanischen Küstenstadt Viareggio 26 Menschen ums Leben gekommen. Damals entgleiste ein Güterzug, ein mit Flüssiggas gefüllter Waggon explodierte. Es war das schwerste Zugunglück in Italien seit mehr als 20 Jahren.

Quelle: ntv.de, bad/dpa

ItalienZugunglück