Angst vor dem Gerichtsurteil Angeklagter redet 14 Stunden
16.12.2010, 21:49 UhrUm sich am letzten Verhandlungstag noch einmal vor Gericht verteidigen zu wollen, zieht ein Angeklagter alle Register und spricht ein 14-stündiges Schlusswort. Den Richter kann er damit allerdings nicht beeindrucken.
Meist halten sich Angeklagte kurz, wenn sie vor Gericht das letzte Wort haben. Ganz anders verlief jedoch das Schlusswort eines Angeklagten in Freiburg, der mehr als 14 Stunden lang sprach. Für Oberstaatsanwalt Michael Mächtel lag der Fall klar auf der Hand: "Der 61-Jähre hat auf diese ungewöhnliche Weise versucht, die Entscheidung herauszuzögern".
Nach einem Bericht der "Badischen Zeitung" dürfte der redegewandte und juristisch vorgebildete Angeklagte – er hat nach eigenen Angaben ein Jurastudium abgebrochen – mit seinem 14-stündigen letzten Wort einen Rekord am Landgericht Freiburg aufgestellt haben. "Der letzte von 34 Verhandlungstagen begann um 9 Uhr", schreibt die Zeitung. Das Urteil sei gegen Mitternacht gesprochen worden. Sieben Befangenheitsanträge habe der Angeklagte gegen den Vorsitzenden Richter Wolfgang Peuster gestellt. Alle seien schließlich von einem anderen Richter geprüft und als unbegründet zurückgewiesen worden. Hinzu seien zahlreiche Beweisanträge gekommen, mit denen der Angeklagte schon längst gehörte Zeugen erneut habe vernehmen lassen wollen. Auch der Versuch, sich mit Hilfe eines psychiatrischen Gutachters als verhandlungs- und schuldunfähig erklären zu lassen, sei letztendlich gescheitert.
Der Angeklagte habe in diesem Prozess zahlreiche Beweisanträge gestellt, so die Zeitung. Insgesamt hätten seine Eingaben an das Gericht 4000 handgeschriebene Seiten umfasst. Auf die Ratschläge seines erfahrenen Pflichtverteidigers habe er nicht gehört. Vielleicht muss der 61-Jährige auch deshalb jetzt für drei Jahre und drei Monate einfahren.
Quelle: ntv.de, dpa