Passanten in Hamburg bedroht Angeschossener wohl in "psychischem Ausnahmezustand"
17.06.2024, 07:54 Uhr Artikel anhören
Kurz vor dem Vorfall gab es in St. Pauli anlässlich der EM einen großen Fanmarsch.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli schießt die Polizei am Sonntag einen mit Hammer und Molotowcocktail bewaffneten Mann nieder. Die Ermittler sprechen von einem möglichen psychischen Ausnahmezustand des 39-Jährigen. Einem Medienbericht zufolge leidet er an Schizophrenie.
Der Mann, der am Sonntag in Hamburg-St. Pauli mit einem Hammer und einem Molotowcocktail gedroht hatte und von Polizisten angeschossen wurde, soll noch am heutigen Montag einem Haftrichter vorgeführt werden. Der werde im Laufe des Tages entscheiden, welcher Tatvorwurf dem Mann gemacht werde, sagte Hamburgs Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering. Im Raum stehe aktuell der Vorwurf eines versuchten Tötungsdeliktes.
Zudem müsse der Haftrichter entscheiden, ob der Mann vorläufig in einer Klinik untergebracht werden müsse oder in ein Untersuchungsgefängnis komme. Nach Angaben der Polizei vom Sonntag handelte der Deutsche möglicherweise in einem psychischen Ausnahmezustand. Der 39 Jahre alte Mann aus dem niedersächsischen Buchholz liege mittlerweile nicht mehr im Krankenhaus. Er sei in den Morgenstunden entlassen worden.
Bereits am Sonntag sei seine Wohnung in Buchholz auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft durchsucht worden. Dabei wurden Unterlagen sichergestellt. Die Ermittlungen zum Tatmotiv dauerten jedoch weiter an. Klar sei aber: "Es gibt keinen Zusammenhang zur organisierten Fußballgewalt", sagte Oechtering weiter.
Bericht über Facebook-Video
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll der Mann an Schizophrenie leiden. Noch am Sonntag habe er kurz vor seiner Tat ein Video auf Facebook hochgeladen. Darin ist ein spitzer Schieferhammer und eine Flasche mit unbekanntem Inhalt zu sehen. Dazu schreibt er: "Public Viewing Heiligengeistfeld". Das Heiligengeistfeld liegt in der Nähe des Tatorts.
Kurz vor dem Vorfall gab es im Stadtteil St. Pauli wegen des EM-Spiels Niederlande gegen Polen einen Marsch mit etwa 13.000 niederländischen Fans. Dieser sei aber während des Einsatzes bereits vorbei gewesen, teilte die Polizei mit. Es gebe keine Hinweise, dass die Tat in Bezug zur Fußball-Europameisterschaft stehe. Der Mann war laut Polizei am Sonntagmittag aus einem Imbiss in der Silbersackstraße gekommen. Mit einem Schieferhammer und einem Molotowcocktail in der Hand sei er bedrohlich auf Passanten und Polizisten zugegangen.
Der Aufforderung, beides fallenzulassen, sei er nicht nachgekommen, teilte die Polizei weiter mit. Auch der Einsatz von Pfefferspray stoppte ihn nicht. Schließlich hätten die Beamten geschossen. Der Mann sei getroffen worden und zu Boden gefallen. Er habe sofort medizinische Hilfe bekommen und sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Polizisten oder unbeteiligte Dritte seien nicht verletzt worden.
Während des Vorfalls waren noch einige niederländische Fans in unmittelbarer Nähe zum Tatort. Wie auf Videoaufnahmen, die in den sozialen Medien kursieren, zu hören ist, erhielten sie über Lautsprecher auf Niederländisch durchgesagte Anweisungen der Polizei, die wegen des Fanfestes von niederländischen Kollegen unterstützt wurden.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa