Zeichen von Radikalisierung Angriff von Villach war "islamistischer" Angriff
16.02.2025, 11:08 Uhr Artikel anhören
Im österreichischen Villach greift ein 23-Jähriger Passanten mit einem Messer an. Ein 14-Jähriger stirbt, es gibt weitere Verletzte. Einen Tag später legen sich die Behörden fest: Die Attacke war ein "islamistischer" Angriff.
Die tödliche Messerattacke auf Passanten im österreichischen Villach war nach Angaben von Innenminister Gerhard Karner ein "islamistischer" Angriff. Bei dem mutmaßlichen Täter handele es sich um einen "islamistischen Attentäter", sagte er bei einer Pressekonferenz. "Es handelt sich hier um einen islamistischen Anschlag mit IS-Bezug", so Karner. IS ist die Abkürzung für die Terrormiliz Islamischer Staat. Der Täter habe sich offenbar in kurzer Zeit im Internet radikalisiert, sagte der Minister. Der Polizei zufolge fanden die Ermittler in der Wohnung des Mannes IS-Fahnen an der Wand. Offenbar liegt auch ein Treuebekenntnis gegenüber dem IS vor.
Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich demnach um einen 23-jährigen Asylbewerber aus Syrien, der ein Aufenthaltsrecht für Österreich hat. Er rief laut Zeugenaussagen bei seinem Angriff auf Passanten "Allahu Akbar" (Gott ist groß).
Bei dem Angriff am Samstag waren ein 14-jähriger Jugendlicher getötet und fünf weitere Menschen verletzt worden. Inzwischen ist bei keinem der Verletzten mehr eine intensivmedizinische Betreuung nötig.
Tatwaffe war Klappmesser
Nach Angaben der Polizei war die Tatwaffe ein Klappmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge. Der Angriff am Samstagnachmittag im Zentrum von Villach wurde von einem Essenslieferanten gestoppt, der den Verdächtigen mit seinem Fahrzeug anfuhr. Kurz darauf wurde der Angreifer von der Polizei festgenommen.
Im Tumult dachten andere Augenzeugen zunächst, dass der Essenszusteller ein Angreifer sei und schlugen auf sein Auto ein, wie er der "Kleinen Zeitung" erzählte. Der 42-Jährige stammt ebenfalls aus Syrien. "Natürlich habe ich jetzt Sorge, dass die Menschen Schlechtes über uns denken, aber wir sind nicht so", sagte er über seine syrischen Landsleute in Österreich.
Angriffe dieser Art sind in Österreich sehr selten. Im Jahr 2020 hatte ein Dschihadist in Wien vier Menschen bei einem Amoklauf getötet - der schwerste Anschlag in dem Land seit Jahrzehnten. "Also ich bin jetzt 20 Jahre im Pressedienst tätig und kann mich an so eine Tat nicht erinnern", sagte der Polizeisprecher aus Villach dem TV-Sender ORF. Villach liegt im südlichsten Bundesland Kärnten in einer Region, die im Sommer dank des Wörthersees ein touristischer Hotspot ist.
Der Anschlag fällt in eine Zeit des politischen Umbruchs in Österreich. Bei den Parlamentswahlen im vergangenen September wurde die rechte FPÖ stimmenstärkste Partei. Verhandlungen zwischen FPÖ und der konservativen ÖVP zur Bildung einer Koalitionsregierung waren Mitte der Woche gescheitert. Das Vorgehen gegen illegale Einwanderung und das Versprechen, Abschiebungen in Länder wie Syrien und Afghanistan, in die derzeit keine Menschen ausgewiesen werden dürfen, zu verstärken, stehen im Mittelpunkt des FPÖ-Wahlprogramms.
Quelle: ntv.de, sba/dpa