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Ermittlungserfolg in Cold Case Anklage im Münchner "Silvestermord" nach 44 Jahren

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Am Tatort gesicherte Fingerspuren konnten zunächst keiner Person zugeordnet werden: Erst kriminaltechnischer Fortschritt machte die Bestimmung der DNA aus dem Beweismaterial möglich.

Am Tatort gesicherte Fingerspuren konnten zunächst keiner Person zugeordnet werden: Erst kriminaltechnischer Fortschritt machte die Bestimmung der DNA aus dem Beweismaterial möglich.

(Foto: picture alliance/dpa)

Kurz nach dem Jahreswechsel 1978/79 findet die Münchner Polizei einen 69-jährigen Rentner erschlagen in seiner Wohnung in Giesing. Als "Silvestermord" sorgt der Fall für Schlagzeilen. Die Polizei stellt am Tatort Beweismaterial sicher, doch vom Täter fehlt jede Spur – bis jetzt.

44 Jahre nach der Tat hat die Münchner Polizei einen Verdächtigen im sogenannten Silvestermord von 1978 ermittelt. Die Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft Juliane Grotz teilte auf einer Pressekonferenz mit, dass bereits am 22. März 2023 ein heute 70-jähriger Tatverdächtiger in England festgenommen wurde.

Im April überführte die Münchner Polizei den Beschuldigten dann nach Deutschland, wo der Rentner mit britischer Staatsbürgerschaft einem Ermittlungsrichter vorgeführt wurde. Seitdem sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den mutmaßlichen Täter wegen eines vorsätzlichen Tötungsdeliktes Anklage erhoben. Wie Grotz mitteilte, sieht die Staatsanwaltschaft mehrere Mordmerkmale als erfüllt an: unter anderem Heimtücke und Habgier.

Nachdem das Opfer Josef B. nicht wie vereinbart zu einer Messe erschienen war, hatten Angehörige am 2. Januar 1979 die Polizei gerufen. In seiner Wohnung in Giesing fand die Polizei den pensionierten Buchhalter, nur in Unterwäsche bekleidet, mit eingeschlagenem Schädel tot in der Badewanne, berichtete Stephan Beer vom Kriminalkommissariat 11 zu dem Fall. B. starb durch wiederholte Schläge auf den Kopf mit einem Mörserschlüssel aus Messing, wie die Ermittlungen ergaben. Demnach ließ der Tatort darauf schließen, dass in der Wohnung intensiv nach Wertgegenständen gesucht worden war.

Rätselhafte Fingerspuren

Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass mindestens 1000 Mark, ein Münzring, andere Wertgegenstände und ein Wohnungsschlüssel entwendet wurden. Die Ermittler vermuteten, dass der Rentner in der Silvesternacht von 1978 auf 1979 Opfer eines Raubmords geworden war. Das Opfer war damals am 30. Dezember 1978 das letzte Mal lebend gesehen worden, in Begleitung eines jungen Mannes. Doch vom Täter fehlte bis jetzt jede Spur. Drei gesicherte Fingerspuren konnten damals keiner Person zugeordnet werden.

Im Zuge von "Altfallermittlungen" wurden diese Fingerspuren 2005 neu untersucht, wobei DNA-Spuren ermittelt wurden. Die Münchner Polizei teilte mit, dass bereits 2021 eine Treffermeldung zu einer in England lebenden Person auf die eingesendete DNA-Spur vorlag.

Der Polizeisprecher Damian Kania führt den Ermittlungserfolg in dem Cold Case auf hartnäckige Ermittler und kriminaltechnischen Fortschritt zurück. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Anklage am Landgericht München I erhoben, Verhandlungstermine stehen aber noch nicht fest.

Quelle: ntv.de, rwe

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