Winter vor Weichenstellung Arktische Luft bringt vielerorts Frost
03.02.2023, 08:40 Uhr Artikel anhören
Die nordwestliche Luftströmung drückt weiter die Wolken gegen die Berge. Das bringt dort auch in den kommenden Tagen viel Schnee oder Regen. Nach einem vergleichsweise ruhigen Wochenende wird es wieder ruppiger, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander erklärt. Anschließend fallen von Osten her die Temperaturen vermehrt in den Frostbereich.
ntv: Wie geht unser Wetter jetzt weiter?
Björn Alexander: Auf den Bergen hat es zuletzt teilweise schon geschneit und heftig gestürmt. Mit entsprechenden Behinderungen beispielsweise Richtung Harz, Erzgebirge oder Alpen. Aktuell mischt jetzt vorübergehend die Warmfront von Atlantiktief "Pit" mit. Einerseits eben mit relativ milder Luft und einer ansteigenden Schneefallgrenze bis gegen 1000 Meter. Andererseits fällt in den tieferen Lagen zum Teil ergiebiger Dauerregen - insbesondere in den Staulagen der Mittelgebirge.
Mit welchen Regenmengen müssen die betroffenen Regionen rechnen?
In der lebhaften bis strammen nordwestlichen Strömung werden die Wolken vom Sturm quasi an den Bergen ausgepresst. In den Hochlagen mit nassem Schnee durchsetzt. Oberhalb von 1000 Metern schneit es durchweg, darunter fällt reichlich Regen. Zunächst durchaus mal mit 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter oder mehr. Das ist ordentlich, wenn wir bedenken, dass der gesamte Februar im landesweiten Durchschnitt normalerweise um die 55 Liter bringt.
Besteht Hochwassergefahr?
Sorgen um größere Hochwasserlagen müssen wir uns glücklicherweise nicht machen. Denn in den Strömen und größeren Flüssen ist noch reichlich Platz - zumal auch der Wasserhaushalt sowie Mutter Natur reichlich Regen vor dem durstigen Frühjahr brauchen können.
Die Sturmgefahr bleibt aber wohl erhalten, oder?
Zuerst einmal ist es vor allem in Südbayern auf den Bergen der Alpen noch sehr stürmisch - mit Schneefall und -verwehungen und einer entsprechend ansteigenden Lawinengefahr, die in den kommenden Tagen auch die höchste Warnstufe 5 von 5 erreichen wird. Sonst gibt es einen vorübergehend nachlassenden Wind, bevor es anschließend von Nordwesten abermals ruppiger wird.
Was bedeutet das im Detail?
Am Freitag geht es tagsüber stürmisch weiter, mit starken bis stürmischen Böen und Sturmböen im Südosten sowie im Norden und Osten. Bevorzugt Richtung Ostsee und auf den Bergen sind schwere Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten bis um die 100 Kilometer pro Stunde drin. Stellenweise deutlich mehr mit Böen im Orkanbereich.
Und am Wochenende?
Erst einmal erwartet uns ein ruhigerer Start. Doch allzu lange hält die Ruhe nicht. Bereits am Sonntag knattert das nächste Tief mit stürmischen Böen heran. Parallel verlagert sich mit der Kaltfront Luft arktischen Ursprungs von Nordwest nach Südost. Das lässt die Schneefallgrenze bis herunter ins Flachland sinken und bringt erneutes Ungemach an der Windfront.
Was sagen die Prognosen für Sonntag?
An der Küste drohen abermals schwere Sturmböen - auch die Sturmflutgefahr bleibt bestehen. Und auf den Bergen ist zum Teil mit weiteren Schneeverwehungen und mitunter hochwinterlichen Straßenverhältnissen zu rechnen.
Wohin schwingt das Wetterpendel nächste Woche?
Sehr wahrscheinlich wird es von Osten kälter. Wie kalt genau, ist allerdings noch unsicher. Das heißt, nachts erwarten uns verbreitet frostige Werte, zum Teil ist über Schnee und unter Aufklarungen sogar wieder mäßiger oder strenger Frost möglich. Tagsüber klopft im Bergland sowie generell im Südosten ebenfalls der Dauerfrost mit teilweise nicht mehr als minus 3 Grad an, während es im Nordwesten noch für 5 oder 6 Grad reichen dürfte.
Was macht der Wind?
Der wird voraussichtlich schwächer werden. Auch die Niederschläge klingen zunächst einmal ab und räumen somit der Sonne ein paar Chancen ein. In Summe sieht es also nach ruhigem Winterwetter aus - allerdings mit enormen Unsicherheiten für die weitere Entwicklung.
Woran liegt das?
In den vergangenen Wochen zeigten die Wettercomputer wiederholt ein sogenanntes Major Warming in den Prognosen. Das ist eine Erwärmung in der höheren Atmosphäre, die sich auf die Stabilität des Polarwirbels auswirken kann. Diese Vorgänge können sich wiederum nachdrücklich auf den Verlauf des Winters in Europa und Deutschland auswirken. Allerdings ist es für die Wettermodelle generell problematisch, das korrekt zu bewerten und vorherzusagen.
Wie groß sind die Unterschiede?
Wenn wir auf die Modellläufe der letzten Tage schauen, dann liegen wir zwischen einer hochwinterlichen Eis- und Frostphase und deutlichen Plusgraden für die zweite Hälfte der kommenden Woche. Parallel ist es ebenfalls eine entscheidende Weichenstellung für den Übergang vom Winter zum Frühjahr.
Warum?
Weil sich im instabilen bis formlosen Polarwirbel ein Polarhoch etablieren kann. An dessen Flanke wären dann weiterhin nachhaltige Kaltluftvorstöße aus Ost bis Nordost bei uns denkbar. Und das sogar bis in den März hinein, wie uns der Märzwinter 2013 mit einer negativen Monatsabweichung von über drei Grad gezeigt hat. Unterm Strich geht der Winter 2022/23 damit wohl in seine letzte große Weichenstellung und wir dürfen gespannt sein, in welche Richtung sich die Wettermodelle in den kommenden Tagen entwickeln und einigen.
Quelle: ntv.de