Nach Tod eines Bergträgers am K2 Augenzeugin: Auf Hilfe am Gipfel muss man tagelang warten
10.08.2023, 18:51 Uhr Artikel anhören
Vor rund zwei Wochen war der 35 Jahre alte pakistanische Bergträger Mohammed Hassan am Achttausender K2 gestürzt und schließlich ums Leben gekommen.
(Foto: IMAGO/Panthermedia)
Immer wieder kommt es zu tragischen Todesfällen am zweithöchsten Berg der Welt, dem K2. Der Tod eines jungen pakistanischen Trägers löst nun einen Aufschrei in der Branche aus. Es geht um unterlassene Hilfeleistung - dabei sagen Augenzeugen, dass diese nahe dem Gipfel fast unmöglich gewesen sei.
Nach dem Tod eines Bergträgers am K2 in Pakistan vor rund zwei Wochen haben sich nun Augenzeugen gemeldet und die Möglichkeit einer Rettung des pakistanischen Bergträgers Mohammed Hassan angezweifelt. Die bulgarische Bergsteigerin Silvia Azdreeva sagte dem Portal Explorersweb: "Es gibt niemanden, der dich so schnell retten kann, du musst tagelang warten."
Azdreeva war nach eigenem Bekunden selbst an jenem Tag auf den Gipfel des zweithöchsten Berges der Welt gestiegen und dabei am 35-jährigen Bergträger Hassan vorbeigekommen. "Ein Mensch starb vor meinen Augen", sagte sie. "Einen Moment lang war er noch am Leben und dann mussten wir auf dem Rückweg über seine Leiche auf der Eiskante springen, an der wir vorbeikamen", so die Bulgarin weiter.
Auch die Bergsteigerin Lakpa Sherpa äußerte gegenüber dem Portal Zweifel, dass eine Rettung möglich gewesen wäre: "Es gibt kein Rettungsteam auf dem K2." Einige Sherpas hätten Hassan zuvor mehrmals darauf hingewiesen, er solle umkehren, da seine Kletterausrüstung und Kleidung sehr schlecht seien. Der 35-Jährige sei den anderen Bergsteigern dennoch zum Gipfel gefolgt, so Lakpa Sherpa, die an der Expedition von Bergsteigerin Kristin Harila beteiligt war.
Sauerstoffmaske bei Sturz gebrochen?
Zur Unfallursache gibt es mehrere unterschiedliche Aussagen. Der Sherpa, der Hassan half, war Halung Dorchi Sherpa von 8K Expeditions. Er habe sich später bei seiner Expeditionsleiterin, Lakpa Sherpa, gemeldet und den Vorgang geschildert. "Hassans Sauerstoffmaske ist bei einem Sturz zerbrochen", sagte die Expeditionsleiterin. "Halung Dorchi Sherpa und einer von Kristin Harilas Kameraleuten halfen Hassan zurück auf den Pfad."
Nach dem Vorfall hatte sich Kritik wegen unterlassener Hilfeleistung gemehrt. Eine Untersuchung des Falls, der bereits viel Aufsehen ausgelöst hat, wird von den pakistanischen Behörden vorangetrieben. Dafür würden nun Zeugen gehört, sagte Rahat Karim Baig, Mitglied einer Untersuchungskommission. "Die wichtigste Aussage wäre die des anderen Höhenträgers." Dieser habe mit dem später verunglückten Mann das Seil befestigt und ihn fallen gesehen. Auch die Rolle professioneller Touranbieter solle untersucht werden.
Vor rund zwei Wochen war Mohammed Hassan am K2 gestürzt und schließlich ums Leben gekommen. Sein Tod löste einen Aufschrei auf, nachdem Videos bekannt wurden, die ihn am Unglücksort noch am Leben zeigten. Ausweislich der von einem Kameramann gemachten Drohnenaufnahmen sind rund 70 Bergsteiger an der engen Stelle in etwa 8300 Metern an dem Sterbenden vorbeigegangen.
Aufgrund von Zeugenaussagen und Drohnenaufnahmen lässt sich rekonstruieren, dass der Träger gegen 2.30 Uhr am 27. Juli abgestürzt und wohl zwischen 8 Uhr morgens und 12 Uhr gestorben ist. Der Grund für den Absturz ist unklar. Zuvor ist eine Lawine abgegangen, möglicherweise war auch eine Eisplatte weggebrochen.
Quelle: ntv.de, mba/dpa