Schlafen statt helfen Bergsteiger lässt geschwächten Begleiter im Stich
22.08.2023, 17:19 Uhr Artikel anhören
Die beiden Männer starteten ihre Tour im österreichischen Weißbach im Pinzgau.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Erneut sorgt ein Fall von fehlender Unterstützung unter Bergsteigern für Aufsehen: Zwei Deutsche starten gemeinsam eine Tour in Österreich - bis es einem von ihnen nicht mehr gut geht. Statt ihm zu helfen, entscheidet sich sein Begleiter dazu, in der nächstgelegen Hütte schlafen zu gehen.
Ein Bergsteiger aus Niederbayern hat in Österreich seinen geschwächten Begleiter am Wegesrand liegen lassen und ist allein weitergegangen. Ein weiterer Bergsteiger entdeckte den geschwächten 64-Jährigen, der ebenfalls aus Niederbayern kommt, am späten Sonntagabend in rund 1950 Metern Höhe am Zustieg zum Ingolstädter Haus (Land Salzburg) auf einem Stein liegend. Er alarmierte die Bergrettung, wie es in einer Mitteilung hieß.
"Wir wurden am Sonntagabend gegen 22.00 Uhr alarmiert", schilderte der Saalfeldener Ortsstellen- und Einsatzleiter der Bergrettung, Markus Reichholf dem ORF. Der 64-Jährige erklärte den Bergrettern, dass er seinen Begleiter vermisse, woraufhin eine Suchaktion nach dem zweiten deutschen Bergsteiger gestartet wurde. Reichholf informierte auch den Wirt des Ingolstädter Hauses, der den Begleiter schließlich unverletzt in seiner Hütte fand - schlafend.
Für den Einsatz hatte der Mann kein Verständnis: "Wir haben ihn aufgeweckt, aber er hatte keinerlei Einsicht", sagte der Einsatzleiter. Der Mann sei der Meinung gewesen, dass sein Begleiter "auch alleine zurechtkommen müsse". Die Bergretter brachten den 64-Jährigen ins Tal. Insgesamt seien sie 16 Stunden lang im Einsatz gewesen.
Dass man jemanden zurücklasse, ohne sich zu kümmern und im Dunklen, sei schon ein ungewöhnlicher Fall, sagte der Sprecher. Die beiden Männer waren zusammen zum Bergsteigen nach Weißbach im Pinzgau gefahren und von dort zu ihrer Tour gestartet. Das Ingolstädter Haus liegt in 2119 Metern Höhe.
Quelle: ntv.de, spl/dpa