US-Ostküste hat's überstanden "Dämme müssen noch halten"
30.10.2012, 15:14 Uhr
Wie hier in West Babylon im US-Bundesstaat New York machen sich die Menschen nun daran, die entstandenen Schäden zu beseitigen.
(Foto: AP)
Die Millionenmetropole New York und die US-Ostküste haben eine heftige Sturmnacht hinter sich. Mindestens 16 Menschen verlieren ihr Leben, als "Sandy" über die Gegend zieht. n-tv Wetterexperte Björn Alexander erklärt, wie es mit dem Sturmtief jetzt weitergeht. Und warum die Gefahr noch nicht völlig gebannt ist.
"Sandy" ist über die Millionenmetropole New York hinweggezogen und macht sich jetzt auf den Weg Richtung Norden. Während im "Big Apple" die Winde abflauen, müssen sich nun die Menschen in den Regionen oberhalb der Stadt auf extremes Wetter gefasst machen.
"Die Zugbahn führt 'Sandy' in Richtung Kanada, bevor sie über die großen Seen ostwärts abziehen wird. Am Wochenende führt der Weg über Neufundland auf den Atlantik", sagt n-tv Wetterexperte Björn Alexander. Dabei hat "Sandy" allerdings an Kraft verloren. "Der Kerndruck steigt weiter an und die Winde werden schwächer", so Alexander weiter.
Wasser muss erst wieder abfließen
Mittlerweile hat "Sandy" auch keine Hurrikan-Stärke mehr. Meteorologen sprechen nun von einem außertropischen Sturmtief. Auch wenn das Schlimmste damit überstanden sein dürfte, ist die Gefahr nicht vollkommen gebannt.
"Neben Regen und Wind sind auf den Bergen noch Schneefälle möglich", sagt Alexander. Betroffen sind davon die Höhenlagen der Appalachen. Dieser Schnee sei nass und schwer. Dadurch sind Schneebrüche möglich. Zudem hat "Sandy" viele Oberleitungen und Bäume beschädigt, die in den kommenden Tagen noch einstürzen könnten.
Hinzu kommen die massiven Niederschläge, die die Ostküste der USA erlebt hat. "Die Regenmengen werden zwar nachlassen, bis etwa 100 Liter pro Quadratmeter sind aber nach wie vor drin", sieht Alexander voraus. Und: "Jetzt müssen Sturmflut und Regenwasser erst einmal wieder abfließen." Das könne im Falle der Flüsse aber noch einige Tage in Anspruch nehmen. "Solange müssen Dämme und Deiche halten."
Schäden in Milliardenhöhe
"Sandy" war zuvor mit voller Wucht auf die US-Ostküste gestoßen. Dabei verloren mindestens 16 Menschen ihr Leben. Sturmfluten und Regen ließen in den Küstenregionen und der Millionenmetropole New York Straßen wie Flüsse aussehen.
In einem Atomkraftwerk im Bundesstaat New Jersey gab es Hochwasser-Alarm. Am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) waren laut CNN mindestens 6,5 Millionen Menschen ohne Strom. Tunnel und Teile des New Yorker U-Bahn-Systems waren voll Wasser. Aus den Straßen floss die Flut am Morgen allmählich ab.
Erste Schätzungen gehen von Schäden bis zu 20 Milliarden Dollar aus. Erneut fielen Tausende Flüge aus, darunter Verbindungen nach Deutschland. Die Börse an der Wall Street und viele Schulen blieben erneut geschlossen. In New York brannten Häuser. Flammen zerstörten laut Feuerwehr mehr als 50 Gebäude im Bezirk Queens. Die Ursache blieb zunächst unklar.
Nahverkehr steht vor Riesenherausforderung
Im Bundesstaat New Jersey brach CNN zufolge ein Damm - Hunderte Menschen wurden in Sicherheit gebracht. In Pennsylvania starb ein Achtjähriger unter einem umstürzenden Baum. Zuvor waren zwei Kinder beim Spielen zu Hause im Landkreis Westchester bei New York gestorben, als ein Baum durchs Dach schlug. Im New Yorker Stadtteil Queens fiel ein Ast durch das Dach eines Holzhauses und tötete einen 29-Jährigen. In Toronto in Kanada erschlug umherfliegender Schutt eine Fußgängerin.
Das öffentliche Leben in Großstädten wie New York, Washington und Philadelphia war schon vor Eintreffen des Sturms zum Erliegen gekommen. Die Nahverkehrssysteme sowie Schulen, Behörden, Theater, Büchereien, Parks und zahlreiche Restaurants und Geschäfte blieben vielerorts geschlossen.
Auch die Vereinten Nationen und die Börse an der Wall Street in New York blieben zu. In das geschlossene U-Bahn-System der Millionenmetropole drang Wasser ein. Joseph J. Lhota von den New Yorker Verkehrsbetrieben nannte den Sturm die schwerste Zerstörung in der 108-jährigen Geschichte der U-Bahn. Wahrscheinlich dauert es mehrere Tage, bis die Bahn wieder fährt. In einem New Yorker Umspannwerk gab es eine Explosion. Bilder zeigten einen gewaltigen Feuerball in der Anlage in der Lower East Side von Manhattan.
Bereits Dutzende Tote in der Karibik
Eine Woche vor der US-Wahl wirkte sich der Sturm bereits auf den Endspurt zum 6. November aus. Präsident Barack Obama kehrte von einer Wahlkampftour in Florida nach Washington zurück und rief die Bevölkerung eindringlich dazu auf, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Für mehrere Bundesstaaten hatte er den Notstand ausgerufen.
Bei einer dramatischen Rettungsaktion brachten zwei Hubschrauber der US-Küstenwache 14 Besatzungsmitglieder des Filmschiffs "Bounty" in Sicherheit. Eine Frau, die Stunden später geborgen wurde, starb. Der Kapitän wird bislang vermisst.
Im Sturm "Sandy" waren bereits auf seinem Weg durch die Karibik mehr als 65 Menschen gestorben. Zusammen mit den Toten in Nordamerika stieg die Todesbilanz auf mindestens 80.
Quelle: ntv.de, jog/dpa