Vertrauter von Pablo Escobar Drogenbaron nach Deutschland ausgeliefert
16.06.2020, 18:16 Uhr
Carlos Lehder Rivas kümmerte sich um die Logistik des Medellin-Kartells.
(Foto: US State of Florida)
Der ehemalige Drogenhändler Carlos Lehder Rivas ist laut einem Medienbericht nach Deutschland abgeschoben worden. Der 70-jährige Deutsch-Kolumbianer organisierte für das Medellin-Kartell die Logistik und revolutionierte den Kokain-Transport in die USA.
Die USA haben einem Medienbericht zufolge den Ex-Drogenhändler Carlos Lehder Rivas nach Deutschland ausgeliefert. Wie der "Spiegel" berichtet, landete der ehemalige Mitgründer des Medellin-Kartells am Morgen im Beisein von zwei US-Marshalls mit einem Linienflug in Frankfurt, wo der 70-Jährige den deutschen Behörden übergeben wurde.
Lehder, der neben einem kolumbianischen auch einen deutschen Pass besitzt, war mehrere Jahre ein enger Vertrauter von Drogenboss Pablo Escobar. Zusammen führten sie das Medellin-Kartell, das in den 70er und 80er Jahren riesige Mengen Kokain in die USA schmuggelte. Lehder gilt als Erfinder der sogenannten Kokain-Jets. Mit einer Flotte aus Sportflugzeugen beförderte die kriminelle Organisation täglich große Mengen des Rauschgifts unbemerkt in die Vereinigten Staaten.
Mit seinem Reichtum erwarb Lehder eine Bahamas-Insel, die er als Zwischenlager für die Kokainlieferungen nach Florida nutzte. In Verbrecherkreisen erhielt er den Spitznamen "Crazy Charlie". Der Drogen-Logistiker verehrte sowohl Adolf Hitler als auch John Lennon.
1987 wurde Lehder in Kolumbien festgenommen und an die USA ausgeliefert, wo er zu 134 Jahren Haft verurteilt wurde. Später kooperierte er mit den Behörden und sagte gegen Panamas ehemaligen Machthaber Manuel Noriega aus. Anschließend kam Lehder in ein Zeugenschutzprogramm.
Laut "Spiegel" steht hinter der Auslieferung offenbar ein diplomatischer Deal. Kolumbien hatte viele Jahre die Auslieferung von Lehder gefordert, vermutlich um ihn erneut vor Gericht zu stellen. Da der Ex-Drogendealer schwer krank sein soll, erklärte sich Deutschland offenbar bereit, ihn aus humanitären Gründen aufzunehmen.
Lehder, dessen Vater Deutscher war, soll keine Verwandten in der Bundesrepublik haben. Er soll daher von einer gemeinnützigen Organisation betreut werden. In Deutschland hat er keine strafrechtlichen Konsequenzen wegen seiner Vergangenheit zu befürchten.
Quelle: ntv.de, jpe