Panorama

Ursachensuche in Bad Aibling Fahrdienstleiter verursachte Zugunglück

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Am Unglücksort sind noch immer Aufräumarbeiten im Gange.

(Foto: dpa)

Das Zugunglück von Bad Aibling ist auf menschliches Versagen zurückzuführen. Die Staatsanwaltschaft schließt eine technische Ursache aus. Ein Fahrdienstleiter hat sich nicht "regelgemäß verhalten". Gegen ihn wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

Eine Woche nach dem schweren Zugunglück von Bad Aibling mit elf Toten und mehr als 80 Verletzten steht fest: Nicht die Technik war für die Katastrophe verantwortlich, sondern menschliches Versagen. Gegen den zuständigen Fahrdienstleiter sei ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet worden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese in dem oberbayerischen Kurort.

Der Mann habe sich nach anfänglicher Aussageverweigerung inzwischen ausführlich geäußert, sagte Giese. Er wurde demnach mehrere Stunden vernommen. "Hätte er sich regelgemäß, also pflichtgerecht, verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß gekommen", betonte der Oberstaatsanwalt. Offenbar gab der 39-Jährige ein unerlaubtes Sondersignal, das dazu führte, das beide Züge auf der eingleisigen Strecke unterwegs waren. Dies sei jedoch nicht vorsätzlich geschehen, sondern fahrlässig. Dem Mann drohen bis zu fünf Jahre Haft.

"Furchtbares Einzelversagen"

Der erfahrene Mitarbeiter habe noch versucht, die Zugführer mit Notrufen zu erreichen, nachdem er seinen Fehler bemerkt hatte. "Doch die gingen ins Leere." Der Beschuldigte hatte am Unglückstag seinen Dienst um 5.00 Uhr morgens begonnen. Er stand nicht unter Alkohol. Der Fahrdienstleiter sitze derzeit nicht in Untersuchungshaft, sondern sei in Absprache mit seinen Verteidigern an einen sicheren Ort gebracht geworden, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Branz: "Ihm geht's nicht gut." Es handele sich um ein "furchtbares Einzelversagen". Die beiden Nahverkehrszüge des zwischen Holzkirchen und Rosenheim verkehrenden privat betriebenen Meridians waren am Dienstag vergangener Woche bei Bad Aibling frontal zusammengestoßen.

Zu Beginn der Pressekonferenz hatte Giese gesagt, man sei dabei, ein riesiges Puzzle zusammenzusetzen. Rosenheims Polizeipräsident Robert Kopp sagte, man habe sich für Gründlichkeit vor Schnelligkeit entschieden. Die Bilder des Unglücks seien für viele seiner Kolleginnen und Kollegen nur schwer zu verkraften.

Nach Angaben der Ermittler muss die Aussage des Mannes nun zunächst mit allen sichergestellten Daten und Unterlagen abgeglichen werden. Außerdem müsse geklärt werden, wer wann noch die Möglichkeit hatte, das Unglück zu verhindern. In den kommenden Tagen soll der Unglücksverlauf auf der Strecke noch einmal rekonstruiert werden. Dazu müssten die Aufräumarbeiten jedoch zunächst abgeschlossen werden. Auch die Wiederherstellung der beschädigten Strecke wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Auf einer Länge bis zu 120 Metern müssen Schienen und Schwellen teils erneuert werden. Noch ist nicht klar, wann dort wieder Züge verkehren können.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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