Typisches Weihnachtstauwetter Festtage werden mild und feucht
22.12.2022, 15:30 Uhr
Die Temperaturen klettern an den Festtagen stellenweise locker in den zweistelligen Bereich.
(Foto: dpa)
Vor zwölf Jahren gab es zuletzt deutschlandweit weiße Weihnacht. In diesem Jahr stehen die Chancen dafür am besten nur in einem schmalen Streifen. Ansonsten dominiert mildes und feuchtes Wetter, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander weiß. Bliebe es bei dieser Wetterlage, könnte es im neuen Jahr an einigen Orten gefährlich werden.
ntv: Weihnachten steht vor der Tür: Wie ist der Wetterfahrplan zum Fest der Feste?
Björn Alexander: Der Freitag bringt reichlich Regen und viel Wind. Besonders nass ist es in der Mitte und im Süden. Im Südwesten sind 20 bis 40, im Schwarzwald sogar bis zu 80 Liter pro Quadratmeter drin. Einzig an der Küste und im Nordosten ist es meist trocken bei Tageshöchstwerten von 5 bis 8 Grad. Ansonsten werden es 9 bis 15 Grad. Dazu ist es windig, auf den Bergen stürmisch.
Wo stürmt es am meisten?
Am brisantesten ist die Lage auf dem Feldberg im Schwarzwald mit Orkanböen.
Gibt es denn an Heiligabend irgendwo noch einen Hauch vom Winter?
Am ehesten wie Winter fühlt sich der Heiligabend zwischen der Elbe und der Ostsee an, wo es trüb und nasskalt weitergeht. Teils ist bei Höchstwerten um die 3 Grad Schnee oder Schneeregen möglich. Im übrigen Land zeigt sich das Wetter bei milden 6 bis 12 Grad ebenfalls wechselhaft mit Schauern. Das ermöglicht nach dem zum Teil anhaltenden Regen zuvor aber auch der Sonne den einen oder anderen Gastauftritt.
Welche Trends erwarten uns an den Feiertagen?
Am ersten Feiertag zeigt sich die Südosthälfte trocken und freundlich - in Südbayern abseits vom Nebel sogar häufiger sonnig. Im Norden und Westen bleibt es unterdessen durchwachsen mit zeitweiligem Regen. Das Ganze bei 6 bis 14 Grad. Erfreulich: Der Wind lässt vorübergehend endlich mal nach.
Und anschließend?
Am zweiten Weihnachtsfeiertag rauscht bereits der nächste Tiefausläufer heran. Das bedeutet: neuer Regen und wieder mehr Wind. Gleichzeitig kommt ein Schwall milderer Luft zu uns mit 6 bis 16 Grad. Anschließend wird es zwar wieder etwas kälter. Aber vorerst einmal sind wahrscheinlich nur im Bergland Schneeflocken zu erwarten.
Grüne statt weiße Weihnacht - dabei sah es doch so winterlich aus. Ist solch ein Wetterwechsel ungewöhnlich?
Das berühmt-berüchtigte Weihnachtstauwetter tritt tatsächlich relativ regelmäßig auf und beschreibt, dass es - nach ersten Gehversuchen des Winters - gerne mal eine mildere Phase im letzten Dezemberdrittel gibt. Und auch wenn es im Dezember zuvor natürlich hochwinterlich war und die Wettercomputer wiederholt Chancen auf einen andauernden Winter gesehen haben, so hat sich das Tauwetter am Ende eben doch wieder durchgesetzt. Schade für alle Winterfreunde. Aber unterm Strich haben wir zu Weihnachten auch schon ganz andere Temperaturen erlebt.
Wie sind denn die Extreme an Weihnachten in Deutschland?
Sehr warme Weihnachten erlebte Deutschland zum Beispiel in den Jahren 1983 oder 2015. So verlief der Dezember 2015 mit gut 5,5 Grad überm langjährigen Durchschnitt extrem warm und gerade rund um Weihnachten hatten wir in vielen Regionen die höchsten Temperaturen des ganzen Monats mit zweistelligen Höchstwerten bis herauf auf die Berge. Selbst Spitzen von 16 bis 18 Grad waren damals locker mit im Rennen. Weiters war 2015 beispielsweise im Süden mit über 20 Sonnenstunden auch eines der sonnigsten Weihnachtsfeste. Wenig verwunderlich ist demzufolge ebenso, dass der Dezember 2015 in Deutschland nahezu komplett schneefrei verlief. Selbst der Brocken im Harz mit über 1000 Metern Höhe vermeldete als höchste Schneehöhe nur 16 Zentimeter - und das bereits am 1. Dezember.
Was war das kälteste Weihnachten?
Insbesondere zum Beginn der 1960er gab es teilweise extrem eisige Zeiten. Der Dezember 1961 brachte seine kältesten Nächte verbreitet an Weihnachten. Unter anderem das brandenburgische Müncheberg oder Hof in Bayern vermeldeten damals Tiefstwerte deutlich unter minus 20 Grad. Und um Weihnachten 1962 herum froren die Menschen nachts sogar vielerorts bei unter minus 20, zum Teil sogar bei unter minus 25 Grad. Kempten in Bayern verzeichnete am 26.12.1962 sogar minus 27 Grad. Besonders schneereiche Feste bescherten uns - je nach Regionen - unter anderem die Jahre 1981 oder 2010. Und im Jahr 2010 gab es ja ebenfalls die letzte, deutschlandweite weiße Weihnacht.
Doch jetzt scheint ja leider Regen eine besondere Rolle spielen zu wollen. Müssen wir ein Hochwasser befürchten?
Vorerst einmal gilt es, den Regen als Weihnachtsgeschenk für die Natur und den Wasserhaushalt insgesamt zu sehen. Bislang konnten uns in diesem Jahr nämlich nur der Februar und der September eine übererfüllte Regenbilanz liefern. Insofern ist Regen auf jeden Fall mal bitter nötig. Eine größere Hochwasserlage ist zunächst glücklicherweise nicht zu befürchten. Allerdings könnte es im neuen Jahr an den größeren Flüssen brenzlig werden. Entscheidend ist dabei, wie sich die Weichenstellung für den Jahresauftakt entwickelt. Sollte es bei der westlichen Wetterlage mit wiederholten Tiefausläufern bleiben, dann könnte es im ersten Januardrittel auch heißen: Hochwasser statt Hochwinter. Aber das ist natürlich noch lang hin.
Wie sind denn die Aussichten generell für den Januar 2023?
Die experimentellen Langfristprognosen bewerten den Januar in Summe derzeit zu warm. Insofern können wir auf Sparen bei den Heizkosten hoffen. Dabei wählen die Langfristvorhersagen aktuell - gegenüber anderen Wetterberechnungen - einen trockeneren Ansatz. Die bevorstehende Weichenstellung geht somit durchaus mit reichlich Spannung und einer großen Spannweite an den Start.
Quelle: ntv.de