Seit Wochen Streiks in Kolumbien Feuer zerstört Justizpalast in Tulua
26.05.2021, 23:58 Uhr
Eine Feuerwehrfrau steht vor dem durch ein Feuer stark beschädigten Justizpalast in Tulua.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die Auseinandersetzungen zwischen der kolumbianischen Regierung und Demonstranten erreichen einen neuen Höhepunkt: In der Stadt Tulua brennt ein Gerichtsgebäude aus. Es wird ein Brandanschlag vermutet. Politiker sprechen von Terrorakten, das Streikkomitee weist Verantwortung zurück.
Nach rund einem Monat mit Protesten in Kolumbien ist der Justizpalast von Tuluá bei einem Feuer zerstört worden - mutmaßlich infolge von Brandstiftung. Das Gerichtsgebäude der nördlich von Cali gelegenen Stadt lag in Trümmern, wie auf Fotos zu sehen war. Die Stadt Cali war eine der Hochburgen von Demonstrationen gegen die Regierungspolitik.
"Vandalen wollen mit Brandstiftungen wie (...) in Tuluá die Justiz behindern", schrieb der kolumbianische Verteidigungsminister Diego Molano auf Twitter. Justizminister Wilson Ruiz sprach von "Terrorakten". Dem Nationalen Streikkomitee nahestehende Organisationen versicherten, dass das Feuer auf bewaffnete Zivilisten außerhalb der Protestbewegung zurückgehe.
Mindestens 42 Tote seit Beginn der Proteste
Seit Ende April gab es in verschiedenen Städten des südamerikanischen Landes immer wieder zahlreiche Proteste und auch Ausschreitungen wie am Ende des Protesttags in Tuluá. Bislang starben nach jüngsten Angaben der nationalen Ombudsstelle im Zusammenhang mit den Protesten mindestens 42 Menschen, viele durch Polizeigewalt. Aktuell forderte die Vertreterin der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte in Kolumbien, Juliette Rivero, die Aufklärung eines gewaltsamen Todes in Tuluá. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission zeigte sich alarmiert und forderte Kolumbien mit Nachdruck auf, Vertreter ins Land zu lassen.
Zunächst hatten die Demonstranten gegen eine inzwischen zurückgenommene Steuerreform protestiert. Der Widerstand gegen eine - nun ebenfalls verworfene - Gesundheitsreform und der Einsatz für den labilen Friedensprozess waren dann neu ausgerufene Ziele.
Kolumbien erholt sich derzeit von einem mehr als 50 Jahre langen Bürgerkrieg, in dem 220.000 Menschen starben. 2016 schloss die kolumbianische Regierung Frieden mit der Farc-Guerilla. Die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, der Tourismus boomte - doch der Frieden ist brüchig, die Polizeigewalt ein Rückschlag.
Quelle: ntv.de, als/dpa