Greenpeace fordert neue IAEA-StrukturFukushima-Konferenz scheitert
Auf einer Konferenz der Atomenergiebehörde zur Atomkatastrophe in Fukushima bleibt es bei guten Absichten. Auf konkrete Beschlüsse einigt man sich nicht. Greenpeace fordert nun, die IAEA umzubauen. Sie soll für den Abbau nuklearer Gefahren zuständig sein. Die japanische Regierung nennt derweil neue Zahlen zu den Kosten der Tsunamikatastrophe.
Zu mehr Atomsicherheit ist es noch ein langer Weg: Eine internationale Fukushima-Konferenz in Wien ist ohne konkrete Beschlüsse zu Ende gegangen. Einig waren sich Regierungsvertreter der 151 Mitgliedsstaaten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA nur bei Absichtserklärungen und Empfehlungen, die nun weiter diskutiert werden sollen.
Umweltschützer reagierten enttäuscht - und forderten eine vollständige Umstrukturierung der Atomagentur. Ihr Ziel dürfe nicht länger Förderung und Verbreitung der Atomkraft sein, sondern deren schrittweiser Abbau sowie die Reduzierung nuklearer Gefahren, verlangte Greenpeace.
Ergebnisse der IAEA-Konferenz sind eine Ministererklärung und eine Zusammenfassung der einwöchigen Diskussion, die viele Punkte ansprechen, die verbessert werden könnten. Atomchef Yukiya Amano soll auf dieser Basis einen Aktionsplan entwickeln, der im September bei der IAEA-Generalkonferenz diskutiert werden soll. Zeitgleich ist die weltweite Atomsicherheit dann auch Thema bei einer Konferenz der Vereinten Nationen in New York.
Drohne muss in Fukushima notlanden
In Fukushima ging derweil der Kampf gegen die radioaktive Verseuchung weiter. Eine zur Messung von Radioaktivität eingesetzte Drohne musste auf dem Dach eines Reaktors des havarierten Atomkraftwerkes notlanden. Wie der Kraftwerksbetreiber Tepco mitteilte, richtete das außer Kontrolle geratene unbemannte Flugzeug, ein 7,7 Kilogramm schwerer T-Hawk der US-Firma Honeywall, offenbar keinen Schaden an. Über dem Reaktor 2 sei weder Feuer noch Rauch zu sehen.
Der japanische Atomchef hatte zu Beginn des IAEA-Treffens unter anderem weltweite AKW-Stresstests, ein bindendes Kontrollsystem für Meiler und strengere Sicherheitsstandards gefordert. Zudem möchte er im Bereich nukleare Sicherheit mehr Kompetenzen für seine Atomwächter. "Das wichtigste Ziel ist, Atomkraftwerke so schnell wie möglich so sicher wie menschenmöglich zu machen", appellierte Amano in seiner Abschlussrede an die Mitgliedsländer. Für die Übernahme weiterer Aufgaben fehle der IAEA jedoch das Geld, sagte Amano. "Ich denke nicht, dass wir ausreichend finanzielle Mittel haben, um zusätzliche Aufgaben als Folge des Fukushima-Unfalls zu bezahlen."
Bisher gibt es weltweit keine verpflichtenden Sicherheitsstandards für Nuklearanlagen, und die IAEA kann Atomkraftwerke nur auf Einladung des betreffenden Staates kontrollieren. Auch nach der Atomkatastrophe im japanischen Meiler Fukushima scheuen sich viele Länder vor konkreten Verpflichtungen und wollen ihre Atomsicherheit lieber weiter selbst regeln. Nach Einschätzung des Bundesumweltministeriums in Berlin, das sich für weltweit verbindliche Standards und Kontrollen einsetzt, ist noch einige Überzeugungsarbeit nötig.
Japan gibt Zahlen zu Kosten bekannt
Die japanische Regierung hat derweil neue Zahlen zu den Schäden des schweren Erdbebens und des anschließende Tsunamis vom 11. März vorgelegt. Demnach entstanden direkte Kosten in Höhe von umgerechnet 147 Milliarden Euro. Bei den veröffentlichten konkretisierten Behördenschätzungen wurden allerdings nicht die Kosten der Atomkatastrophe von Fukushima berücksichtigt. Um den Wiederaufbau soll sich nun Katastrophenschutzminister Ryu Matsumoto kümmern.
Bei der vorläufigen Schadenssumme von umgerechnet 147 Milliarden Euro wurden die Schäden an Häusern, Fabriken und der Infrastruktur wie Straßen und Brücken berücksichtigt, wie die japanische Regierung mitteilte. Nicht eingerechnet sind die indirekten Kosten der Katastrophe, die etwa durch Produktionsausfälle in der Wirtschaft entstanden. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden die Kosten, die durch die Atomkatastrophe von Fukushima entstanden und noch entstehen.
Am 11. März hatten ein Beben der Stärke 9,0 und eine Tsunamiwelle im Nordosten Japans verheerende Schäden angerichtet. Mehr als 23.000 Menschen starben oder gelten als vermisst. Beben und Tsunami lösten am Atomkraftwerk Fukushima zudem die größte Atomkatastrophe seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl vor 25 Jahren aus.