Panorama

Teichert im ntv-Interview"Gesundheitsämter beim Impfen einbeziehen"

23.06.2021, 15:48 Uhr
245861897
Das Wichtigste bleibt ausreichend Impfstoff. (Foto: picture alliance / SvenSimon)

Impfen ist ein wichtiger Schlüssel im Kampf gegen die Delta-Variante. An der Kampagne sollten sich auch die Gesundheitsämter beteiligen, sagt Ute Teichert. So ließen sich auch Menschen erreichen, die ansonsten nicht zum Impfen gingen. Zudem plädiert sie für den Erhalt der Impfzentren.

Impfen ist ein wichtiger Schlüssel im Kampf gegen die Delta-Variante. An der Kampagne sollten sich auch die Gesundheitsämter beteiligen, sagt Ute Teichert. So ließen sich auch Menschen erreichen, die ansonsten nicht zum Impfen gingen. Zudem plädiert sie für den Erhalt der Impfzentren.

ntv: Frau Teichert einerseits sind die Zahlen richtig gut, es gibt weitergehende Lockerungen. Andererseits ist die Delta-Variante auf dem Vormarsch. Für wie gefährlich halten sie diese?

Teichert: Es ist ganz dringend erforderlich, dass wir sehr wachsam sind und weiter beobachten, wie sich die Delta-Variante entwickelt und das nicht nur bei uns, sondern auch im Ausland. Wir haben gehört, wie es in Portugal war. Wir sehen, was in England und auch in Indien geschieht. Das muss uns zu einer hohen Wachsamkeit aufrufen.

Was sollten wir also tun? Sollten wir weitere Lockerungen anstreben oder trotz der sehr guten Zahlen lieber strenger bleiben?

Man muss sehr vorsichtig sein mit den Lockerungen. Vor allen Dingen, das ist mir ganz wichtig, muss man weiterhin auf die bewährten Hygiene- und Abstandsregeln setzen. Wir sollten nicht alles auf einmal sozusagen lockern, denn dann haben wir das Problem, dass wir keine Kontrolle mehr haben. Und das hatten wir schon im letzten Jahr.

Welche Herausforderungen glauben Sie, werden in den nächsten Monaten auf die Gesundheitsämter zukommen?

Die massive Arbeitsbelastung ist etwas runtergefahren. Die Aufgaben, die liegengeblieben sind, werden jetzt wieder aufgenommen. Aber wir müssen auch damit rechnen, dass die Zahlen wieder ansteigen könnten und da gibt es gerade im Bereich der Gesundheitsämter noch viel zu tun. Stichwort Digitalisierung und Personalaufrüstung. Wenn wir das jetzt einläuten, dann sind wir gut vorbereitet, um weitere Wellen auch überstehen zu können.

Das Wichtigste im Kampf gegen die Delta-Variante ist das Impfen. Wieso sind die Gesundheitsämter noch nicht in die Impfkampagne miteinbezogen worden?

In manchen Bundesländern sind die Gesundheitsämter aktiv beteiligt, in anderen Bundesländern überhaupt nicht. Das liegt in der Hoheit der Länder. Grundsätzlich finde ich es sehr wichtig, dass die Gesundheitsämter ihre Aufgaben in dem Bereich Infektionsschutz und auch Impfung wahrnehmen. Die Gesundheitsämter müssen Impfungen und Impfberatung anbieten. Ich halte es für sinnvoll, die Gesundheitsämter mit einzubeziehen wie auch die Arztpraxen.

Inwiefern können Sie Impfskeptiker besser erreichen und möglicherweise auch überzeugen?

Wir haben bisher eine Komm-Struktur. Das heißt, wir bieten Impfungen an, und die Menschen müssen sich anmelden und und dann zum Impfen gehen. Es gibt aber Menschen, die es nicht mehr schaffen, diese Hürden zu überwinden. Das heißt, wir müssen rausgehen in die Stadtteile und in die Umgebung, wo sich Menschen aufhalten, die gar nicht erst zur Impfung kommen können. Da haben die Gesundheitsämter eine große Erfahrung mit, weil wir schon seit vielen Jahren auch solche mobilen Impfangebote machen, etwa in Kindertagesstätten, in Schulen und in verschiedenen Einrichtungen. Es ist ganz sinnvoll, das in der nächsten Stufe mit auszurollen, wenn genügend Impfstoff da ist. Wir sollten uns aber auch nichts vormachen: Es gibt eine Gruppe von Menschen, die lehnen grundsätzlich Impfungen ab, und diese Gruppe ist sehr schwierig zu erreichen - auch für die Gesundheitsämter. Tatsächlich ist diese Gruppe aber so klein, dass sie dem Ziel der Herdenimmunität gar nicht entgegensteht. Es gilt viel mehr alle anzusprechen, die aus anderen Gründen nicht kommen.

Es wird einiger Impflogistik bedürfen, um die Nachimpfungen oder die sogenannten Dritt-Impfungen durchzuführen. Was muss man organisatorisch noch machen, damit das nicht zum Chaos wird?

Das ist ein wichtiges Thema, das man planerisch unbedingt mitberücksichtigen muss, wenn es jetzt auch um die Erhaltung der Impfstrukturen, etwa der Impfzentren, geht. Es macht keinen Sinn, die Impfstrukturen, die gut funktioniert haben, abzubauen. Wir könnten tatsächlich mehr impfen, wenn wir mehr Impfstoff hätten. Das heißt, daran muss man als erstes mal schrauben.

Mit Ute Teichert sprach Nina Lammers

Quelle: ntv.de

Corona-ImpfungCorona-Maßnahmen