Fast 20 Grad im Westen Gewaltiger Temperatursprung bringt Turbo-Frühling
18.02.2025, 13:46 Uhr Artikel anhören
Krokusse am Montag in Hessen.
(Foto: picture alliance / Jan Eifert)
Minus 23,4 Grad in Sachsen bedeuten die kälteste Nacht des gesamten bisherigen Winters. Doch bald taut Deutschland rapide auf, der erwartete Temperaturunterschied ist gewaltig. Das kommt nicht allzu oft vor, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander erklärt. Der Frühling hält allerdings nicht lange.
ntv.de: Deutschland bibbert in diesen Tagen. Wo ist es am kältesten?
Björn Alexander: Der Kältepol lag auch in der Nacht zum Dienstag in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Negativer Spitzenreiter ist Mariendorf-Kühnhaide, wo es mit minus 23,4 Grad die kälteste Nacht des gesamten Winters gab. Doch auch andere Stationen, wie Oderwitz Dorf, Deutschneudorf-Brüderwiese (alle in Sachsen) sowie Königshütte (Sachsen-Anhalt) rangierten bei um oder unter minus 20 Grad.
Wann war es zuletzt so bitterkalt in Deutschland?
Im Januar 2024. Nämlich in der kältesten Phase des Winters 2023/24, die am 19. und 20. Januar 2024 in Kältespitzen von minus 22,3 Grad auf der Zugspitze sowie von knapp minus 20 Grad in Leutkirch-Herlazhofen (Baden-Württemberg) sowie in Oberstdorf (Bayern) gipfelte.
Bleibt es auch weiterhin so eisig?
Nein. Denn Deutschland taut jetzt ziemlich rapide auf. Grund ist Wärme aus Spanien, die uns in der zweiten Wochenhälfte einen Hauch vom (Vor-)Frühling schickt. Dann geht es mit den Spitzenwerten rauf auf fast 20 Grad im Westen. Wenn wir also die nächtlichen Tiefstwerte und die Höchstwerte gegeneinanderstellen, dann erleben wir einen gewaltigen Temperatursprung von über 40 Grad.
Wie häufig sind solche Temperatursprünge?
Letztmalig erlebten wir einen Sprung aus einem krassen Eiswinter in den Frühling binnen weniger Tage im Februar 2021. Insofern kommt es vor, aber eben nicht allzu oft. Das liegt maßgeblich daran, dass solche extremen Luftmassenwechsel meistens die Folge eines gestörten Polarwirbels sind. Sprich: wenn das Kältepolster rund um die polaren Regionen außer Rand und Band ist. Dann nämlich können sehr unterschiedliche Luftmassen sich innerhalb kurzer Zeit quasi die Klinke in die Hand geben. Dabei spielt in diesem Fall sogar ein ausgewachsener Schneesturm eine prominente Rolle für den bevorstehenden Turbo-Frühling.
Schneesturm bringt Frühling - klingt irgendwie konträr.
Um das Bild aufzulösen, müssen wir zunächst auf die andere Seite des Atlantiks blicken, wo der Schneesturm "Kingston" - ein sogenannter Northeaster - aktuell für extreme Winterbedingungen sorgt.
Mit welchen Temperaturen?
In Teilen Kanadas und den USA mit Frost und Sturm, was in der Kombination mitunter für gefühlte Temperaturen von um die minus 30 bis an die minus 50 Grad sorgt. Eine wirklich außergewöhnliche Lage, die sich entspannt, wenn "Kingston" weiter auf den Atlantik zieht, dort die Tiefdruckaktivität unterstützt und gleichzeitig ins europäische Wettergeschehen eingreift. Damit gerät der massive Hochdruckblock samt Arktikluft bei uns unter Druck, sodass es in den Wetterwechsel geht.
Wie nachhaltig wird der Umschwung sein?
Derzeit sieht es so aus, als wenn der Frühlingshauch bereits nächste Woche wieder ausgebremst wird. Am Montag ziehen mit stürmischem Wind wieder vermehrt Schauer durch und nachfolgend gibt es merklich kühlere Luft. Ab Mittwoch nächster Woche liegen die Höchstwerte wohl wieder im einstelligen Bereich. Und auch für den März hat ein Teil der experimentellen Langfristvorhersagen durchaus kalte Ansätze im Angebot. Selbst ein ausgeprägter Märzwinter ist nicht auszuschließen. Auch hierbei spielt übrigens die Schwächung beziehungsweise die Formstabilität des Polarwirbels eine Rolle. Kurzum: Der Frühling 2025 könnte mit Startproblemen zu kämpfen haben.
Dann sollten wir den Vorgeschmack wohl bestmöglich genießen. Mit welchen Wetterdetails?
In der Nacht zum Mittwoch legt zunächst noch der Winter nach, im Osten erneut verbreitet mit strengem Frost von minus 10 bis minus 20 Grad. Einzig an der Ostsee ist es wolkig oder neblig trüb und dementsprechend milder bei um die 0 Grad - allerdings mit der Gefahr von Reifglätte. Ansonsten bremsen auch im Westen ein paar Wolkenfelder die Auskühlung. Hier werden es um die minus 3 Grad, die sich durch einen teilweise lebhaften Wind aber spürbar kühler anfühlen.
Und am Mittwoch tagsüber?
Erwartet uns wieder viel Sonne. Lediglich im Westen verdichten sich die Wolkenfelder. Das Ganze bei zum Teil windigen minus 2 bis plus 8 Grad.
Was erwartet uns am Donnerstag?
Im Osten bleibt es überwiegend sonnig, während im Westen kompaktere Wolken durchziehen und stellenweise etwas Regen bringen. Hier steigen die Temperaturen auf 8 bis 13, im Breisgau bis 15 Grad. Im Osten werden es 2 bis 7 Grad. Der Wind legt vor allem an den Küsten mitunter stürmisch zu, bevor bei den Nordlichtern am Freitag ebenfalls Wolken mit Regen oder Nieselregen durchziehen. Im Süden kommt indes die Sonne häufiger durch. Dazu wird es im Westen frühlingshaft mild bis warm mit 13 bis 18 Grad. Auch der Osten taut auf, mit immerhin 5 bis 10 Grad.
Worauf können wir uns am Samstag einstellen?
Am Samstag wird es in der Südosthälfte meist sonnig. Im übrigen Land gibt es hingegen mehr Wolken und von der Eifel bis zur Nordsee ist auch etwas Regen unterwegs. Die Temperaturen erreichen zwischen 8 Grad an der Oder und 16 Grad am Rhein.
Vorm nächsten Wetterumschwung: Was bringt uns der Sonntag?
Im Nordwesten geht es mit vielen Wolken und Schauern weiter. Gleichzeitig frischt der Südwestwind stark bis stürmisch auf. Bei den Temperaturen erwartet uns zuerst kaum Änderung bei 8 Grad in Vorpommern und 16 Grad am Oberrhein.
Quelle: ntv.de