Panorama

Extremer EinsatzHilfe kommt an

21.01.2010, 20:33 Uhr
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Der Zugang zu sauberem Wasser wird langsam immer besser. (Foto: AP)

Bei der Hilfe für Haiti gab es Startschwierigkeiten. Das räumen auch die Vereinten Nationen ein. Inzwischen berichten verschiedene Hilfsorganisationen, der Einsatz sei nun annähernd stabil und effektiv. Auch langfristig wird geplant. Die Lage in dem zerstörten Land ist natürlich immer noch dramatisch.

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In einer Zeltstadt in Port-au-Prince füttert eine Mutter ihr Kind. (Foto: REUTERS)

Die Erdbebenopfer in Haiti erhalten knapp zehn Tage nach der Katastrophe endlich internationale Hilfe. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hält die Anfangsprobleme der Helfer für überwunden. Bei einem Gottesdienst für die zehntausenden Toten in New York sagte Ban: "Ich weiß, dass es in den ersten Tagen gewisse Verzögerungen gab. Aber mittlerweile haben wir ein sehr effektives System aufgebaut, um Engpässe zu umgehen." Das Rote Kreuz erklärte ebenfalls, die Hilfe komme nun an. Bei der Größe des extremen Einsatzes kommt es aber immer noch zu Koordinierungsproblemen, wie Frank Dörner von "Ärzte ohne Grenzen" im Interview mit n-tv.de erklärt.

Unterdessen fanden Retter immer noch Überlebende des Jahrhundertbebens, bei dem womöglich bis zu 200.000 Menschen starben. So konnten spanische Helfer eine 14- Jährige aus den Trümmern ihres Hauses retten. UN-Nothilfekoordinator John Holmes zufolge sind seit dem Beben am 12. Januar mit der Stärke 7,0 insgesamt mehr als 120 Überlebende geborgen worden. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurden noch drei Deutsche vermisst.

Das Deutsche Rote Kreuz schickt zwei weitere Hilfsflüge und ein mobiles Hospital nach Haiti. Dort nahm bereits eine DRK-Gesundheitsstation ihre Arbeit auf. Pro Tag können in der im Osten von Port-au-Prince in Delmas stehenden Station 250 Patienten behandelt werden.

150 Maschinen am Tag

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Ein kleiner Flüchtling kommt in den Niederlanden an. Das Land hat über 100 Kinder aufgenommen. (Foto: AP)

Endlich erreiche die Hilfe die Menschen in Haiti, betonte auch das Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). "Es ist sehr gut zu sehen, dass die Hilfe beginnt, bei den Opfern anzukommen", zitierte das IKRK seinen Chef der Haiti-Operationen, Riccardo Conti. "Die Hilfsorganisationen werden jetzt in den Stadtvierteln immer sichtbarer." Wasser sei an vielen Ausgabestellen in der ganzen Stadt verfügbar, sagte Conti weiter. Nach UN-Angaben landen inzwischen täglich 150 Flugzeuge in Port-au-Prince.

Ban berichtete ebenfalls von Fortschritten bei der Verteilung der Hilfsgüter. "Wir haben an Land fünf Transport-Routen aufgebaut und die Flughafenkapazität erhöht. Wo und was auch immer an Hilfsgütern ankommt, hat jetzt absolute Priorität." Mittlerweile stehe den Helfern auch der Seeweg offen.

Ban betonte, die Haitianer müssten die Tragödie, so weit es geht, auch in eine Chance umwandeln. Die ganze Welt stehe hinter ihnen und helfe beim Aufbau des zerstörten Landes. "Ich weiß, was das für eine große Herausforderung ist. Aber ich habe die Ausdauer der Menschen und den festen Willen der Führung Haitis selbst gesehen. Das Volk ist vereint und zusammen mit der internationalen Gemeinschaft werden wir diese Tragödie überstehen."

Geld für Selbsthilfe

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Das Lazarett-Schiff "USNS Comfort" vor der Küste von Haiti. (Foto: dpa)

Die Vereinten Nationen wollen die Menschen im Erdbebengebiet künftig für das Aufräumen bezahlen. "Wir haben in einem ersten Schritt 400 Haitianer angestellt, zum Ende der Woche sollen es 700 sein", sagte die Chefin des Entwicklungsprogramms UNDP, Helen Clark. Ziel des "Cash-for-Work"-Programms ("Bares für Arbeit") sei, bis zu 220.000 Menschen zu beschäftigen. Sie sollen Trümmer wegräumen und vor allem die Infrastruktur reparieren. Dafür würden sie fünf Dollar (etwa 3,50 Euro) am Tag bekommen.

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Die Rettungsmannschaften geben nicht auf: Wieder wird ein Kind lebend aus den Trümmern gezogen. (Foto: REUTERS)

Der Generaldirektor der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO), Jacques Diouf, sagte in Rom, dass auch Haitis Landwirtschaft dringend Hilfe brauche. Im März beginne schon die Zeit, in der gepflanzt werden müsse. Haiti braucht jährlich eine Million Tonnen Getreide. Knapp zwei Drittel davon werden eingeführt. IWF-Chef für eine Art Marshall-Plan

Am Mittwoch waren bei schweren Nachbeben der Stärke 6,1 mehrere Menschen ums Leben gekommen. Beim Einsturz eines Gebäudes starben 20 Straßenhändler unter den Trümmern. Helfer aus aller Welt arbeiten dennoch weiter rund um die Uhr bis zur völligen Erschöpfung. Russland entsandte acht weitere Ärzte und 15 Tonnen Medikamente, Nahrungsmittel und technische Geräte, sagte eine Sprecherin des Zivilschutzministeriums. Bisher arbeiten in Haiti 159 russische Ärzte, Psychologen und Rettungskräfte.

Unicef richtet in Port-au-Prince drei Schutzzentren für zunächst 900 Kinder ohne Eltern und Angehörige ein. "Wir gehen davon aus, dass tausende Kinder im Katastrophengebiet auf sich gestellt sind", sagte der Sprecher der deutschen Sektion des Kinderhilfswerks, Rudi Tarneden.

Quelle: dpa