Panorama

Behörden und Schulen "blind" Hunderte Fälle sexueller Übergriffe durch Lehrer

Nur neun Bundesländer führen eine Statistik zu sexualisierter Gewalt von Lehrkräften.

Nur neun Bundesländer führen eine Statistik zu sexualisierter Gewalt von Lehrkräften.

(Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild)

Von Flirt-Nachrichten bis hin zu sexueller Gewalt: Immer wieder kommt es an deutschen Schulen zu Übergriffen von Lehrern auf Schüler. Offizielle Zahlen gibt es dazu keine. Auf Anfrage veröffentlichen mehrere Bundesländer erste Statistiken seit 2012 - doch nicht alle Fälle sind dokumentiert.

Seit dem Jahr 2012 sollen in Deutschland 231 Fälle gemeldet worden, in denen sich Lehrkräfte Schülerinnen oder Schülern sexuell näherten. Das Magazin "Stern" berichtet, dass es die Zahl bei den Kultusministerien der Länder erfragt habe, weil es keine zentrale Statistik gebe. Nur acht Ministerien hätten sämtliche dokumentierte Fälle vorgelegt, hieß es weiter. Drei Länder hätten die Anfrage nicht beantwortet.

Die Daten speisten sich darum teils aus Kriminalstatistiken und teils aus Informationen der zuständigen Behörden. Fachleute seien sich darüber einig, dass nur die wenigsten Übergriffe aktenkundig würden. Häufig nähmen Lehrkräfte über soziale Medien Kontakt auf, zitiert das Magazin Traumaexpertin Astrid Herrmann-Haase, die in Halle bei der Beratungsstelle "Wildwasser" arbeitet.

Die gemeldeten Fälle dürften ein Bruchteil der tatsächlichen Anzahl sein: Nur neun Bundesländer führen überhaupt eine Statistik zu den Fällen, einige davon erst seit Kurzem, heißt es in dem Bericht. Sie zeigten auch, dass deutsche Schulen und die zuständigen Behörden erschreckend blind seien, wenn es um sexualisierte Gewalt geht.

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Fünf ehemalige Betroffene berichten im "Stern" von Grenzüberschreitungen durch ihre Lehrkräfte und von "Beziehungen", die eigentlich Missbrauch waren. Demnach seien Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Übergriffen in der Schule ausgesetzt. Einige berichteten von Mustern, nach dem diese Lehrkräfte vorgehen, um sich anzunähern.

Eine Schülerin berichtet von dem Verhältnis zu ihrem Lehrer, das begann als sie 15 war und er 51. Neun Jahre lang soll er sie psychisch und körperlich gefügig gemacht haben, erst im Erwachsenenalter konnte sie sich Dank einer Therapie losreißen. Das Ziel sei, von ihren Erfahrungen zu erzählen, damit andere gewarnt sind.

Quelle: ntv.de, vmi/AFP

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