Panorama

Eine für alle Gut gemachte Unterhaltung vs. gute Unterhaltung

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Er (Mitte) hat ihr (r) gezeigt, wie man fliegt, und sie hat ihm keinen Platz auf der rettenden Holztür gemacht. Dafür hat er links unten einen Akt gemalt.

Er (Mitte) hat ihr (r) gezeigt, wie man fliegt, und sie hat ihm keinen Platz auf der rettenden Holztür gemacht. Dafür hat er links unten einen Akt gemalt.

(Foto: imago images/Mary Evans)

Es geht um Stefan Raab, Kai Pflaume, Kate Winslet und meine Weihnachtsfeier, die demnächst ja ansteht. Die Kolumnistin stellt Ihnen außerdem zwei Videos zur Erheiterung vor, is' ja schließlich Wochenende!

Stefan Raab ruft seine Jünger auf, dem "Kai zu folgen", damit dieser endlich eine Million Follower auf Instagram haben kann. Das klingt ja erstmal lieb, ist aber - zumindest in den Zwischenzeilen - doch irgendwie blöd. Ich mag Stefan Raab. Ich habe ihn schon immer gemocht, ich fand es sehr traurig, als er damals in der selbst gewählten Versenkung verschwand. Ich wurde natürlich hellhörig, als mein Sender den Mann nun aus seinem Dornröschenschlaf weckte, genauer gesagt mit angeblich 90 Millionen Euro wachküsste. Wer kann dazu schon Nein sagen?

Na, sehen Sie, ich würde das auch tun, Ja sagen zu so viel Geld, vor allem, wenn ich dazu eigentlich nur alte Kamellen wieder aufwärmen müsste und auf anderen herumhacken soll. Oder? Vielleicht doch nicht? Ich könnte mal in der internen ntv.de-Suche meinen Namen eingeben, da schlummern bestimmt noch ein paar alte, peinliche Texte von mir, die ich wiederverwenden könnte - irgendwas mit Lena Meyer-Landrut zum Beispiel oder Til Schweiger. Das Ding auch hier: Ich mag die beide. Und ich habe eigentlich gar nicht zu böse gelästert oder Witze gemacht. Und ich habe mich, zumindest mit Lena, ausgesprochen. Sie ist cool. Wir sind cool, yeah ...

Is' guter Junge, wer könnte dem schon böse sein?

Is' guter Junge, wer könnte dem schon böse sein?

(Foto: imago images/Becker&Bredel)

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?

Es ist einfach, sich über andere lustig zu machen. Es ist ein Zeichen dafür, dass einem sonst nichts einfällt. Meiner Meinung nach. Denn macht es wirklich Spaß, auf anderen herumzuhacken? Um aktuell im Raab'schen Universum zu bleiben: Man kann Kai Pflaume finden, wie man will, aber - und das isses nämlich: Es gibt kein Aber! Lass den doch machen, was er will. Man kann Kai Pflaume super finden oder doof, langweilig oder geil, und auch mit Stefan Raab kann man's halten wie ein Dachdecker. Jeder soll machen, was er will, solange niemand verletzt wird. "Worum geht's denn eigentlich, komm' mal auf den Punkt", denken Sie jetzt vielleicht, und deswegen zeige ich Ihnen mal den Song und Stein meines Anstoßes, den müssen Sie sich anschauen, bevor Sie weiterlesen. Da verarscht der Raab den Pflaume so richtig gemein.

Schei*e. Jetzt hab' ich mir das zum dritten Mal angesehen und ich finde es richtig gut. Mist! Das wollte ich nicht. Ich will es doof finden, wenn man sich über andere lustig macht, aber meine niedersten Instinkte werden getriggert, mein Easy-to-amuse-Gemüt kommt voll auf seine Kosten und ich schunkele vor dem Bildschirm.

Die Melodie des Songs ist aber auch zu gut, die Hook ist saugeil, verdammt! Und der Chor erst! Wie gesagt, ich mag Stefan Raab, is' ja ein Kollege von mir, quasi, freu' mich schon doll auf die Weihnachtsfeier, und der Song, Sie haben es gerade selbst gesehen und gehört, ist musikalisch einwandfrei. Raab hat's drauf, er kann Musik! Er hat Swing, er spielt Klavier wie ein Gott, hat 'ne Stimme und den Rhythmus, wo jeder mitmuss. Aber: Reicht das? Trägt das? Für 90 Mille? Muss ja ...

Wir können auf der Weihnachtsfeier bestimmt mal quatschen, der Stefan und ich, also bevor alle hacke sind, und dann wünsch' ich mir von ihm - warum denn nicht? - dass er den Song noch mal neu betextet und damit 2025 zum Eurovision Songcontest in die Schweiz fährt, hopp Schwiiz!!

Wenn Winslet sich auf dem Tisch wälzt

Programmwechsel, weil ich das hier nämlich WIRKLICH für gute Unterhaltung halte und in meiner Freizeit (!) auf Youtube entdeckt habe, neulich bei der "Late Show with Stephen Colbert": Kate Winslet ist eingeladen, sie redet, wie schon so oft, darüber, ob Jack (Leonardo DiCaprio) es damals auf die rettende Tür hätte schaffen können, bevor die "Titanic" sank, Sie wissen schon, Rose wird überleben, nur ihre Tränen gefrieren, doch Jack, der Ärmste, der erfriert komplett. Er sinkt in die Tiefe, stocksteif. Rose überlebt. Und statt sich nun wenigstens für sie zu freuen oder zu sagen: "Ist doch nur ein Film" (ja, aber eben auf wahren Tatsachen beruhend), haben böse Menschen im Internet immer wieder darauf hingewiesen, dass Jack durchaus hätte überleben können.

Wenn er es auf die rettende Holztür geschafft hätte. Wenn Rose vielleicht schlanker gewesen wäre? Oder nicht so ein Klassendenken gehabt hätte. Aber war es denn eine Tür aus der 1. Klasse? Oder nicht vielleicht doch aus dem Unterdeck? Es gibt noch so viele offene Fragen zum "Titanic"-Film. Oder wussten Sie, dass eigentlich Matthew McConaughey den Jack spielen sollte? Dass die Akt-Zeichnung von Rose (meine Rechtschreibkorrektur schlug mir soeben "Rosé" vor, cheers) gar nicht von Leo DiCaprio, sondern von Regisseur James Cameron angefertigt wurde und Frau Winslet während des Aktliegens einen Badeanzug trug? Wäre Rose also hilfsbereiter, zupackender, nicht so blöd oder bereits selbst so angefroren gewesen, dass nichts mehr ging, dann hätte Jack überleben können.

Wie dem auch sei, Kate Winslet muss sich diese Frage "Hätte Jack gerettet werden können"? nun seit über 25 Jahren anhören, die Ärmste (dafür hört sie aber niemals, never ever "My Heart Will Go On" von Céline Dion). Kurzentschlossen demonstriert sie daher mit dem Moderator, wie viel Platz in der kleinsten Hütte, respektive auf dem kleinsten Late-Night-Schreibtisch und ergo auf einer Tür sein kann. Sehen Sie sich diese vier Minuten bitte an. Ist doch Samstag heute! Ich finde das sehr amüsanten, sehr intelligenten Humor, vor allem, da Kate Winslet langen Atem beweist und sich selbst auf die Schippe nehmen kann. Und statt entnervt zu reagieren, zeigt sie, wie man etwas Blödes in etwas Witziges umwandelt. Das ist sehr gelungene, sehr gute, und eben nicht nur gut gemachte, Unterhaltung, wo man nicht unbedingt auf den Nerven einer anderen Person herumtrampeln muss.

Quelle: ntv.de

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