
Wer weiß, was sich noch für Möglichkeiten auftun ...
(Foto: IMAGO/MediaPunch)
Die Kolumnistin ist erstaunt. Einerseits schön, dass einen noch etwas zum Staunen bringen kann, aber wenn es die Mitmenschen sind, die irgendwie weichgespülter wirken, vielleicht, weil sie einfach müde oder politikverdrossen sind, dann kommen Fragen auf.
Ich mache in letzter Zeit vermehrt die Beobachtung, dass Leute abwiegeln, wenn man ihnen mit Trump kommt und dabei seufzt. Also, wenn ich sage: "Oh mein Gott, vier Jahre liegen vor uns, in denen ich diesem Gesicht in den News nicht mehr entkomme, seinen Handlungen, seinen Ansichten. Und auch noch mit der Riege seiner superreichen Reality-Clowns im Schlepptau, oh weh!" Dann werde ich immer öfter etwas mitleidig angeschaut und mit folgenden Reaktionen, Sie können es sich aussuchen, konfrontiert: "Jetzt warte doch erst mal ab, was wirklich passiert. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn einer mal durchgreift/ sagt wie's ist/ die Grenzen schließt/ diesen ganzen Gender-Quatsch nicht mitmacht/ Geld sparen will/ auf den Tisch haut."
Und wenn Sie der Meinung sind: "Häh, der war doch schon immer so, was regste dich denn uff, er wurde schließlich demokratisch gewählt" - dann brauchen Sie jetzt, offen gesagt, nicht weiterzulesen, es sei denn, das linksversiffte Geschmiere der Kolumnistin eines um Objektivität bemühten Nachrichtensenders interessiert Sie dennoch. Ich habe den Eindruck, Trump drückt seinem Land - und der Welt- seinen imperialistischen Stempel auf. Er nennt das der Einfachheit halber "Das neue goldene Zeitalter", und bei dem ganzen Blingbling, was ihn umgibt, hat er schon mal ganz viele Gefolgsleute im Kasten.
Können Sie sich denn noch daran erinnern, dass Donald Trump einmal Demokrat war? Und zwar vor 20 Jahren, just, als er seine Melania heiratete, da war er ein Bro von Bill und Hillary Clinton. 2012 wurde er dann Republikaner, und nur fünf Jahre später wurde er zum ersten Mal Präsident der Vereinigten Staaten, fast schon eine dieser herzergreifenden "Vom Millionär zum Milliardär"-Story, wir wollen uns hier schließlich nicht mit Peanuts (Erdnüssen) rumschlagen.
Das Gute liegt so nah ....
Apropos Erdnüsse - wenn Sie auch unter akuter Rechtsruckeritis leiden sollten, wie viele andere Zeitgenossen, dann werden Sie auf diese demnächst verzichten müssen: Da Erdnüsse ja hauptsächlich in Gebieten wie Westafrika, China, Indien, Nord- und Südamerika angebaut werden, müssen AfDler und die, die es noch werden wollen, demnächst ausschließlich mit Kartoffelchips zur abendlichen TV-Predigt von Weidel und Co. vorliebnehmen. Denn die Brandenburger AfD möchte gern verbieten, dass man, zum Beispiel, ausländischen Spargel statt einheimischen isst. Wer sich den leisten kann, herzlichen Glückwunsch! Alle anderen - viel Spaß vorm Kühlregal bei der Suche nach den Lieblingsprodukten. Adieu Champagner, hallöchen Rotkäppchen. Aber egal, es heißt schließlich auch Couch-Potato und nicht Couch-Peanut. Und das ändern wir am besten auch bald in Sofa-Kartoffel um, die deutsche Sprache ist schließlich wunderschön und einzigartig. Und das Wort ausländisch an sich, das streichen wir am besten auch bald aus dem Wortschatz, das brauchen wir dann nicht mehr. Weil - zu Hause ist eh am schönsten. Sieh, das Gute liegt so nah! Offene Grenzen, das war einmal.
Und das Ausland, pffh, überflüssig. Außer im Urlaub, wenn es in Richtung Ballermann und Goldküste gehen soll. Oder in die Schweiz, zum Wohnen und Sparen. Aber ich schweife ab, ich wollte ja eigentlich nur auf The Donalds erste Woche im Amt zurückblicken.
Was noch?
Zölle für EU, Mexiko, Kanada und China stehen an, Kanada droht, zurückzuzollen. Die Diversitätsbeauftragten wurden von der neuen US-Regierung "in den Zwangsurlaub geschickt", der Grund: Schließung aller DEIA-Initiativen, -Büros und -Programme (DEIA steht für "diversity, equity, inclusion und accessibility"), also Schluss jetzt mit Vielfalt, Teilhabe, Inklusion und Barrierefreiheit. Trump meint es aber nicht böse: Die Programme würden die Amerikanerinnen und Amerikaner "nach Ethnien spalten, Steuergelder verschwenden und zu beschämender Diskriminierung führen", hauptsächlich weißer Menschen, und dort vor allem weißer Männer. Und das verhindert er nun. Good boy! Das schreit nach einem Buch über weiße alte Männer. Ach Mist, gibt's ja schon.
Anyway, es wurden bereits sämtliche Schulungen abgesagt, damit verbundene Auftragnehmer gekündigt und Websites und Social-Media-Konten mit entsprechender Werbung gelöscht. Trump hatte nach seinem Amtsantritt am Montag das Ende solcher Förderprogramme erwirkt. Bereits im Wahlkampf hatte er gegen diese Programme sowohl in der Bundesregierung als auch in der Geschäftswelt gewettert.
Was noch? Kein Geburtsrecht mehr - also wer in den USA geboren wird, ist nicht automatisch Amerikaner (obwohl das in der Verfassung verankert steht). But who cares? Also in diesem Fall blockierte ein Washingtoner Bundesrichter das Dekret zumindest als "eklatant verfassungswidrig". Aber Trump hat auch das Pariser Klimaabkommen gekündigt und ist aus der WHO ausgetreten. Es gibt fortan nur noch zwei Geschlechter, dafür wurden aber Hunderte der Kapitolstürmer begnadigt.
Und während die Welt noch rätselt, ob Ober-Buddy Elon Musk an Donalds großem Tag tatsächlich den Hitlergruß gezeigt hat, es sich lediglich um eine verspielte Zuckung aus Übermut handelte oder er einen Kellner rufen wollte, wartet der 47. Präsident der Vereinigten Staaten Amerikas noch immer auf eine Entschuldigung der Bischöfin Mariann Edgar Budde, die er eine linke Hardliner Trump-Hasserin nennt (damit wären wir schon zwei). Wir können in der Zwischenzeit ja mal darüber nachdenken, wie wir mit den Problemen vor der eigenen Haustür umzugehen gedenken.
Aber - zurück zur Anfangsfrage: "Wie salonfähig ist Trump geworden?" Diese Frage - und vor allem dieser Mann - wird, wie einige andere Menschen und Themen (zum Beispiel, wen wir im Februar in den Bundestag wählen), in der kommenden Zeit die Welt spalten. Spaltung ist immer schlecht. Wann werden wir also zur Mitte zurückfinden? Ich persönlich fürchte, das wird noch dauern, denn wie fragte ntv-Kollegin und Wirtschaftsfachfrau Sandra Navidi just in Davos in die Runde: "Wenn man sich gut mit Trump stellt - wer weiß, was sich da noch für Möglichkeiten auftun?" Sie lächelte dabei süffisant.
Quelle: ntv.de