Panorama

"Hat auf meinen A... gefilmt" Kölner Voyeur-Opfer will Rechtsgeschichte schreiben

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Inzwischen haben rund 100.000 Menschen die Petition von Yanni Gentsch unterzeichnet.

Inzwischen haben rund 100.000 Menschen die Petition von Yanni Gentsch unterzeichnet.

(Foto: picture alliance/dpa)

Anfang des Jahres wird Yanni Gentsch beim Joggen von einem Spanner gefilmt. Die 30-Jährige stellt den Mann zur Rede und wendet sich an die Polizei. Doch anzeigen kann sie ihn nicht. Das will die Kölnerin nun ändern.

Ein Voyeur auf dem Fahrrad verfolgt und filmt die Kölnerin Yanni Gentsch beim Joggen und nimmt dabei ihren Po ins Visier. Die Werbetexterin merkt das und stellt ihn zur Rede. Der löscht die Aufnahmen. Doch als die 30-Jährige ihn anzeigen will, wird ihr mitgeteilt, dass das Verhalten des Mannes nicht strafbar ist. Das will Gentsch nun ändern.

Bereits mehr als 100.000 Menschen unterstützen sie dabei. Heute übergab sie NRW-Justizminister Benjamin Limbach von den Grünen ihre Petition "Voyeur-Aufnahmen strafbar machen". Im November werden die Justizminister beraten, ob wegen Fällen wie ihrem das Strafgesetzbuch geändert werden sollte. Gentsch würde Rechtsgeschichte schreiben.

Der Vorfall ereignete sich im Februar 2025 im Kölner Grüngürtel. Gentsch bemerkt den Schatten des Radfahrers, der dicht hinter ihr bleibt und dann, was er da treibt. "Er hat auf meinen A.... gefilmt. Ich war fassungslos, aber auch wütend und habe dann auf Autopilot geschaltet", berichtet Gentsch. Sie stellt den Spanner nicht nur zur Rede und zwingt ihn zum Löschen der Aufnahmen, sie filmt ihn auch dabei. "Für mich war der Punkt erreicht, an dem es genug ist."

"Es geht um eine Gesetzeslücke"

Der Mann wirkt zunächst einsichtig und entschuldigt sich, aber später wirft er ihr vor, selbst Schuld zu sein und die falsche Hose getragen zu haben. Das Video stellt sie online. Ihren Verfolger hat sie zuvor unkenntlich gemacht. Es sorgt für Furore - wird 14 Millionen Mal geklickt. Bei der Polizei wird ihr mitgeteilt, dass sie trotz der Beweislage keine Chance hat, den Mann zur Rechenschaft zu ziehen, weil sie bekleidet und im öffentlichen Raum unterwegs war.

"Mein Fall zeigt: Eine Frau kann einen Übergriff erleben und steht trotzdem am Ende ohne rechtliche Handhabe da." Das sei für sie unbegreiflich. "Sexualisierte Belästigung ist nie harmlos, sondern der erste Schritt einer Gewaltspirale", sagt Gentsch. "Es geht um eine Gesetzeslücke, die geschlossen werden muss, damit unser Strafrecht Betroffene schützt und nicht Täter."

"Unser Recht muss eine klare Grenze ziehen"

"Ich danke Yanni Gentsch sehr, dass sie ihren Fall öffentlich gemacht und damit eine notwendige rechtspolitische Debatte angestoßen hat", sagt der NRW-Justizminister. "Er legt auch nach meinem Empfinden eine Lücke in unserem Strafrecht schonungslos offen." Heimliche Bildaufnahmen des bekleideten Intimbereichs seien für ihn keine Bagatelle.

Die Lösung sieht der Minister, selbst Jurist, im Paragrafen 184 k des Strafgesetzbuches, also dort, wo vor vier Jahren schon das sogenannte Upskirting, das Filmen unter den Rock, strafbar gestellt wurde. Aufnahmen vom bekleideten Intimbereich könnten auch strafbar werden, wenn diese unerlaubt und in sexueller Motivation gemacht wurden.

"Unser Recht muss eine klare Grenze ziehen, wenn Körperteile in sexueller Absicht heimlich oder gegen den Willen einer Person abgefilmt oder fotografiert werden", fordert der Minister. "Man wird genau auf das Bildmaterial gucken müssen." Yanni Gentsch joggt derweil weiter in Köln - inzwischen mit Hund.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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