Ein halber Meter Schnee möglich "Lake Effekt" sorgt für Schneeschauer-Straßen
09.02.2021, 15:46 Uhr
Die kalte Winterluft streicht über die vergleichsweise milde Ostsee - und so entstehen Schneewolken. Und diese ziehen in einem schmalen Streifen übers Land. Wovon indes viel mehr Menschen in den kommenden Nächten etwas haben werden, ist bitterer Frost. Was sich genau zusammenbraut und wie man sich einigermaßen schützen kann, weiß ntv-Meterologe Björn Alexander.
ntv.de: Zuletzt gab es teils massive Probleme durch den Schneefall. Wie sind die aktuellen Trends für die Schneeglätte?
Björn Alexander: Vor allem ganz im Süden sowie im Norden werden auch am Mittwoch noch weitere, teilweise kräftige Schneeschauer unterwegs sein. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei sicherlich im Norden.
Warum im Norden?
Beim Schneefall dort spielt in Schleswig-Holstein bis runter Hamburg sowie in Mecklenburg-Vorpommern der sogenannte Lake-Effekt die Hauptrolle. Und der kann von der Ostsee her richtige Schneestraßen von vielen Zentimetern Höhe ins Land hineindrücken.
Was ist der Lake-Effekt?
Das ist das Zusammenspiel zwischen der noch relativ warmen Ostsee und der eiskalten und zuerst noch trockenen Frostluft. Diese Luft strömt nämlich für längere Strecken über die 2 bis 4 Grad Celsius "warme" Wasseroberfläche und nimmt Feuchtigkeit auf, die sie dann später als Schneeschauer wieder fallen lässt. Da der Wind hier relativ konstant aus Ost bis Nordost weht, führt das dazu, dass es von der Ostsee her ins Landesinnere wiederholt in denselben Regionen schneien kann und dass sich somit die Schneeschauer-Straßen richtig auftürmen können.
Wie viel Schnee kann dabei zusammen kommen?
In Nordamerika, wo es diesen Effekt wesentlich häufiger und intensiver gibt, können richtige Schneebomben herniedergehen. Hierbei kommen in Nordamerika in jedem Winter aufsummiert etliche Meter Neuschnee zusammen. Und auch bei uns in Deutschland brachte der Märzwinter 2013 beispielsweise in Lübeck um die 50 Zentimeter Neuschnee binnen 24 Stunden.
Wird der "Lake-Effekt" jetzt wieder so viel bringen?
In vergleichbar kurzer Zeit eher nicht. Aber bis zu 50 Zentimeter bis zum Mittwochabend sind in diesen recht schmalen und langgezogenen Schneeschauer-Straßen stellenweise möglich. Außerdem sorgt der mitunter lebhafte bis stürmische Wind teilweise für massive Schneeverwehungen. Je nach Geländesituation sind durchaus ein bis zwei Meter hohe Verwehungen möglich.
Was macht der Winter im übrigen Land?
Der fröstelt mit den eisigsten Temperaturen seit ziemlich genau neun Jahren ordentlich vor sich hin. So kalt wie jetzt war es in Deutschland nämlich letztmalig im Februar 2012. Damals erlebten wir deutschlandweit um oder unter minus 15 Grad. In Baruth - südlich von Berlin - wurden damals zum Beispiel knapp minus 24 Grad gemessen.
Wie kalt werden denn die nächsten Nächte?
Unter klarem Himmel und über den Schneeflächen sind in den kommenden Nächten bei häufig minus 10 bis minus 20, stellenweise bis minus 25 Grad drin. Und dabei sind jetzt nicht irgendwelche Hochtäler oder unbewohnte Kältelöcher betroffen. Auch bewohnte Gebiete und damit Millionen Menschen werden nächtliche Tiefstwerte von um die minus 15 Grad zu spüren bekommen.
Gibt es Tipps, wie man mit solchen arktischen Temperaturen umgehen kann?
Jegliche Art von Feuchtigkeit auf Haut und Haaren minimieren. Also beispielsweise nicht morgens duschen, sondern abends. Hintergrund ist, dass die Feuchtigkeit in der Früh nicht mehr in den Haaren und den Hauptporen schlummert. Fett- oder Wettercremes auf ungeschützte Hautpartien im Gesicht auftragen. Das schützt dann nämlich nicht nur vor der Kälte, sondern auch vor Trockenheit. Und am besten auf Make-up oder Schminke verzichten.
Wieso vor Schutz vor Trockenheit?
Die Winterluft ist nicht nur sehr kalt, sondern auch sehr trocken und die Haut leidet zum Teil extrem darunter. Besonders empfindliche Kinderhaut sollte natürlich noch mehr Schutz bekommen. Dann noch die passende Kleidung, Handschuhe und Mütze dazu.
Wie lange hält die Winterzeit denn noch an?
Jetzt macht sich zum Wochenende erst einmal ein richtiges Winterhoch für unser Wetter stark, sodass es in der zweiten Wochenhälfte zwar häufig klirrend kalt, aber auch ebenso sonnig weitergeht. Erst in der nächsten Woche könnte Tauwetter folgen. Allerdings ist das noch ziemlich unsicher. So sah das Gros der Wettercomputer gestern noch Winter ohne Ende, während sich heute auch vermehrt mildere Berechnungen mit eingeschlichen haben. Wir werden sehen, für welche Richtung sich das Wetterpendel in den kommenden Tagen entscheiden wird.
Quelle: ntv.de