Feuerwehr: "Wir retten Berlin" Land unter in Berlin und Brandenburg
29.06.2017, 15:24 Uhr
Stundenlang öffnet der Himmel über der Hauptstadt seine Schleusen. Straßen werden überflutet, Kellerlaufen voll. Flüge werden umgeleitet. Die Feuerwehren sind im Dauereinsatz. Auch in Brandenburg ist die Lage extrem.
In Berlin und Brandenburg haben heftige und teils ergiebige Regenfälle für Verkehrsbehinderungen und Überschwemmungen gesorgt. Die Feuerwehr in der Hauptstadt hatte bereits am Mittag - zunächst vorsorglich - den Ausnahmezustand ausgerufen. Am Abend knackte sie Marke von 2000 wetterbedingten Einsätzen. Wegen sintflutartiger Regenmengen musste zwischenzeitlich ein Teilstück der A100 - immerhin eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands -, gesperrt werden. Besonders heftig traf es Oranienburg, nördlich der Hauptstadt. Dort fielen in nur sechs Stunden 173 Liter Regen pro Quadratmeter - 102 Liter davon in nur einer Stunde, wie n-tv Meteorologe Björn Alexander sagte. Am Abend waren es dann sogar deutlich mehr als 200 Liter.
"Um 20.25 Uhr ist die '2000-Einsätze-Grenze' geknackt...so viel sind es sonsttypischerweise nur in der Silvesternacht", twitterte die Feuerwehr. Am Abend griff auch das Technische Hilfswerk unterstützend ein. Zudem waren sämtliche Freiwillige Feuerwehren im Einsatz - immerhin fast 700 Mann Auch im Umland kamen die Einsatzkräfte nicht zur Ruhe.
Die Berliner Flughäfen hatten zwischenzeitlich nach eigenen Angaben Probleme bei der Abfertigung von Maschinen. Einige Flüge wurden umgeleitet. Der U-Bahnhof Spichernstraße in Wilmersdorf wurde wegen eines Wassereinbruchs gesperrt, wie die Berliner Verkehrsbetriebe mitteilten. Regenwasser war bis auf den Bahnsteig hinuntergelaufen. Am Abend wurde der Betrieb auf einem Teil der U9 komplett eingestellt. Zudem liefen Dutzende Keller voll. Mehrere Straßen standen unter Wasser. Grünflächen konnten die Niederschlagsmengen nicht mehr aufnehmen und verwandelten sich in kleine Seen.
Insgesamt kann das Unwetter allein in Berlin für 200 Liter Regen pro Quadratmeter sorgen, wie Alexander weiter sagte. Das wäre mehr als das Dreifache der durchschnittlichen Niederschlagsmenge in einem Juni. In einem normalen Jahr summiert sich die Regenmenge laut Meteorologe Alexander auf gut 500 Liter in der Hauptstadt. In gut 24 Stunden wären dann gut 40 Prozent der Jahresmenge gefallen. Nur langsam zieht das Regengebiet in den nächsten Stunden weiter nach Nordwesten Richtung Mecklenburg und nachts nach Schleswig-Holstein.
Stromausfälle in Polen
Auch in anderen Teilen Deutschlands gingen heftige Regenschauer herunter. Sie ließen Flusspegel steigen und überfluteten Straßen. Am Schmücke-Tunnel auf der A71 in Thüringen wurde die Beifahrerin in einem Auto leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte. Ihr Auto sei in Fahrtrichtung Erfurt zu schnell unterwegs gewesen, ins Schleudern geraten und in die Leitplanke geprallt. Auf der A9 rutschten innerhalb einer Stunde drei Autos zwischen Lederhose und Dittersdorf in die Leitplanke. Auch hier war überhöhtes Tempo die Ursache.
Auch in Niedersachsen hatte die Feuerwehr vielerorts vollgelaufene Keller und Firmengebäude auspumpen müssen. Einige Straßen waren vorübergehend nicht passierbar. Allein in Hannover rückte die Feuerwehr zu rund 160 Einsätzen aus. Beim Reifenhersteller Continental und der Zentralen Polizeidirektion gab es einen Wassereinbruch. In Langenhagen wurden bis zum Abend 40 Einsätze gezählt. Auch in Wildeshausen bei Oldenburg und in Molbergen bei Cloppenburg standen der Polizei zufolge Straßen unter Wasser. Zahlreiche besorgte Anrufer meldeten überlaufende Gullydeckel.
Unterdessen führten heftige Gewitter mit Starkregen und Hagel in Polen zu Stromausfällen. Etwa 30.000 Haushalte waren am Donnerstag ohne Strom, wie das Sicherheitszentrum der Regierung (RCB) mitteilte. Am stärksten traf es demnach die Wojewodschaft Mazowieckie in Zentralpolen.
Vielerorts wurden Bäume herausgerissen und Keller geflutet. Tausende Feuerwehrmänner waren Behördenangaben zufolge im Einsatz und beseitigten die Schäden. Angaben zu Verletzen gab es zunächst keine. Das Sicherheitszentrum warnte vor allem in Westpolen vor weiteren Gewittern und riet Anwohnern, möglichst in ihren Häusern zu bleiben.
Quelle: jwu/dpa