Weißer Rauch Leo XIV.: US-Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst gewählt
08.05.2025, 18:09 Uhr Artikel anhören
Schon am zweiten Tag des Konklaves einigen sich die Kardinäle im Vatikan auf einen neuen Papst. Es ist der US-Amerikaner Robert Francis Prevost. Der Kardinal nennt sich Leo XIV.
Die katholische Kirche hat ein neues Oberhaupt: US-Kardinal Robert Francis Prevost ist Papst. Er nennt sich Leo XIV. Der 69-Jährige ist der erste Nordamerikaner in dem Amt. Seine Wahl ist ein Kompromiss - und zugleich ein Signal der Einheit. Prevost vereint amerikanische Herkunft, lateinamerikanische Prägung und römische Führungserfahrung. Damit wurde er zum Konsenskandidaten eines Kardinalskollegiums, das kulturelle wie kirchenpolitische Gegensätze zu überwinden hatte.
Nach seiner Wahl zeigte er sich auf dem Balkon des Petersdoms um 19.13 Uhr erstmals der Öffentlichkeit. Darauf brach riesiger Jubel aus. Den mehr als 100.000 Menschen, die auf den neuen Papst gewartet hatten, rief er auf Italienisch zu: "Der Friede sei mit euch allen, liebe Brüdern und Schwestern."
Prevost gehörte bislang schon zu den wichtigsten Männern im Vatikan. In der Kurie - dem Machtapparat der katholischen Kirche - leitete er das Dikasterium (Ministerium) für alle Bischöfe weltweit. Früher war er als Missionar und Bischof in Peru tätig. Aus dieser Zeit hat er auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Außerdem war er Generalprior des Augustinerordens.
Nach nur 24 Stunden Konklave war zuvor aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle im Vatikan weißer Rauch aufgestiegen. Das bedeutete, dass sich die 133 Kardinäle aus aller Welt auf einen Nachfolger für den verstorbenen Papst Franziskus geeinigt hatten. Auf dem Petersplatz brach kurz nach 18 Uhr lauter Jubel aus. Vom Petersdom läuteten die Glocken. Nach Informationen der italienischen Nachrichtenagentur Ansa wurde der neue Papst im vierten Wahlgang gewählt.
Nach der Wahl wurde der neue Papst in Weiß eingekleidet. Alle Kardinäle schworen ihm Gehorsam. Nach einem gemeinsamen Gebet ging es zur Mittelloggia des Petersdoms. Dort wurde das Habemus Papam (Wir haben einen Papst) verkündet - und auch der Name, den sich der Papst wählt. Erst dann trat Leo XIV., der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte, selbst hinaus und präsentiert sich der Öffentlichkeit.
Der Nachfolger des mit 88 Jahren verstorbenen Papstes Franziskus wurde damit verhältnismäßig schnell gekürt. Die Kardinäle waren erst am Mittwoch gegen 17.45 Uhr in die Kapelle eingezogen, wo sie dann strikt abgeschottet von der Außenwelt berieten.
Damit hat die katholische Kirche nach zwölf Jahren unter Franziskus und zweieinhalb Wochen Sedisvakanz (Zeit des unbesetzten Stuhls) einen neuen Pontifex. Mit Spannung wird erwartet, ob das neue Oberhaupt der größten christlichen Glaubensgemeinschaft der Welt den vorsichtigen Reformkurs des Argentiniers fortsetzen wird. Von konservativen Kardinälen hatte es zuvor Forderungen gegeben, zu einem traditionelleren Kurs zurückzukehren.
Auftritt beim Angelus-Gebet am Sonntag
In Europa verlor die katholische Kirche in den vergangenen Jahren erheblich an Mitgliedern, befördert durch zahlreiche Missbrauchsskandale. Auf anderen Kontinenten nimmt die Zahl der Katholiken zu. Im Vorfeld wurde deshalb viel spekuliert, dass der neue Papst wieder nicht aus Italien kommen könnte. Seit 1978 waren der Pole Johannes Paul II., der deutsche Benedikt XVI. und der Argentinier Franziskus im Amt.
Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.
Franziskus hatte mehr als zwölf Jahre an der Spitze der katholischen Kirche gestanden. Er starb am Ostermontag an den Folgen eines Schlaganfalls im Vatikan. Zuvor hatte er mehr als einen Monat mit einer lebensgefährlichen Lungenentzündung in Rom im Gemelli-Krankenhaus gelegen. Nun liegt er in der Kirche Santa Maria Maggiore begraben, seiner Lieblingskirche in Rom.
Erwartet wird, dass der neue Papst dort bald seinem Vorgänger noch einmal die Reverenz erweisen wird. Ansonsten steht am Sonntag mit dem traditionellen Angelus-Gebet vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz ein öffentlicher Auftritt auf dem Programm. Zur Amtseinführung wird es dann vermutlich nächste Woche eine große Messe geben, zu der zahlreiche Staatsgäste erwartet werden.
Quelle: ntv.de, mli/dpa