"Schrecken und Zerstörung"Liverpool-Täter nach Autoattacke auf Fußballfans zu langer Haft verurteilt

Bei der Meisterschaftsparade des FC Liverpool rast im Mai ein Mann mit seinem Auto in eine feiernde Menschenmenge. Dabei werden innerhalb von wenigen Minuten über 130 Menschen verletzt. Jetzt verurteilt ein britisches Gericht den Angeklagten zu mehr als 21 Jahren Gefängnis.
Der Mann, der bei der Meisterfeier des FC Liverpool mit einem Auto in die Menschenmenge gefahren war, ist zu 21 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Der 54-jährige Paul Doyle hatte bei der Tat am 26. Mai 134 Menschen verletzt. Seine Missachtung des menschlichen Lebens übersteige jegliches Verständnis, sagte Richter Andrew Menary. Es sei "fast unmöglich, zu begreifen", wie ein Mensch so handeln könne, sagte der Richter zum Angeklagten. Die Tat habe Entsetzung und Verwüstung verursacht, wie sie das Gericht bislang nicht erlebt habe.
Der 54-Jährige hatte sich zuvor schuldig bekannt, nachdem er zunächst alle 31 Anklagepunkte zurückgewiesen hatte. Erst am zweiten Prozesstag im November hatte er seine Schuld vor dem Liverpool Crown Court schluchzend eingeräumt, berichtete die Nachrichtenagentur PA. Die Anklagepunkte beziehen sich auf 29 Opfer im Alter von sechs Monaten und 77 Jahren.
Der Mann war kurz nach der Tat von der Polizei noch an dem Auto festgenommen worden. Einen terroristischen Hintergrund hatten die Ermittler früh ausgeschlossen. Zahlreiche Bilder und Video dokumentieren den Schrecken der Fans des englischen Fußball-Meisters.
Die Spieler des FC Liverpool waren nach ihrem 20. Titelgewinn in der englischen Premier League auf einem offenen Bus durch die Stadt gefahren und hatten sich von hunderttausenden Fans feiern lassen. Zahlreiche Straßen im Stadtzentrum waren wegen der Parade gesperrt. Doyle nutzte jedoch den Einsatz eines Krankenwagens, um hinter ihm her durch die Absperrungen zu fahren.
Auf den Aufnahmen ist zu hören, wie der Mann im Auto flucht und die Fans anschreit, aus dem Weg zu gehen. Der Richter sagte, der Angeklagte sei von einer unerklärlichen Wut erfasst worden. Auch die Staatsanwaltschaft stuft den Fall als extremen Fall von aggressivem Verhalten im Straßenverkehr ein: Laut Staatsanwältin Sarah Hammond zeigen Aufnahmen von Doyles Armaturenbrettkamera, dass dieser "sich zunehmend über die Menschenmassen aufregte".
Statt zu warten, bis die Straße frei wird, sei er "absichtlich auf die Menge zugefahren und hat sich seinen Weg erzwungen", schilderte sie. Es handle sich nicht um eine aus dem Augenblick entstandene Fehlhandlung: "Er hat an dem Tag eine absichtliche Entscheidung getroffen und eine Feier in Chaos verwandelt."