UNESCO ehrt auch Hebammenwesen Manuelle Glasfertigung ist nun Weltkulturerbe
06.12.2023, 17:28 Uhr Artikel anhören
Ein Mitarbeiter der Glasmanufaktur in Derenburg in Sachsen-Anhalt formt aus einem Stück glühendem Glas einen Teil einer Vase.
(Foto: dpa)
Bereits in vorchristlicher Zeit entstanden in Europa die ersten Glashütten. Doch ohne Maschinen etwa Vasen herzustellen, ist ein aussterbendes Können. Die UNESCO ernennt das Handwerk nun zum immateriellen Kulturerbe.
Die manuelle Glasfertigung ist von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit ernannt worden. "Geduld, Kreativität und Teamwork zeichnen die manuelle Glasfertigung aus", sagte der Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission, Christoph Wulf. Es handle sich um ein Handwerk von "beeindruckender schöpferischer Kraft".

Ein Glasfenster im Glasmuseum in Weißwasser in der Oberlausitz zeigt Glasbläser bei der Arbeit.
(Foto: picture-alliance/ ZB)
Das Traditionshandwerk war von Finnland, Frankreich, Spanien, Tschechien und Ungarn gemeinsam mit Deutschland zur Aufnahme in die UNESCO-Liste nominiert worden. Glas wird bei Temperaturen von weit über 1000 Grad Celsius geschmolzen und ist nur für kurze Zeit formbar. Zur Herstellung von Hohlglas blasen die Handwerkerinnen und Handwerker eine kleine Kugel heißes, zähflüssiges Glas mithilfe einer Pfeife auf und bringen sie durch Drehen, Schwenken und die Bearbeitung mit traditionellen Werkzeugen in die gewünschte Form.
Für die Produktion von Flachglas wird das heiße Ausgangsmaterial zu einer Walze gestreckt und weiterverarbeitet. Die ersten Glashütten in Deutschland, Frankreich und Spanien entstanden in vorchristlicher Zeit. Das komplexe Wissen über die manuelle Glasfertigung wird nur noch von wenigen Menschen bewahrt und weitergegeben. Der UNESCO-Ausschuss für das immaterielle Kulturerbe tagt noch bis 9. Dezember in Kasane im afrikanischen Botsuana.
Hebammen und Operngesang
Auch das Hebammenwesen schaffte es auf die Liste des immateriellen Kulturerbes. "Das Hebammenwesen ist ein wundervolles Beispiel für die Menschlichkeit unseres Erbes", erklärte Deutschlands Botschafterin bei der UNESCO, Kerstin Pürschel. Deutschland hatte das Hebammenwesen gemeinsam mit sieben weiteren Staaten, darunter Kirgisistan und Kolumbien, für die Liste des immateriellen Kulturerbes nominiert.
"Überall auf der Welt stehen erfahrene Hebammen Gebärenden zur Seite. Mit ihrer Arbeit schützen sie grundlegende Menschenrechte", erklärte die Deutsche UNESCO-Kommission. Die Fähigkeiten und das Wissen von Hebammen seien über Generationen hinweg bewahrt, weiterentwickelt und weitergegeben worden. In Deutschland können sich angehende Hebammen seit 2020 in einem dualen Studium ausbilden lassen.
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Das entsprechende Übereinkommen wurde 2003 verabschiedet, Deutschland gehört der UNESCO-Konvention seit 2013 an. Neben der Liste des Immateriellen Kulturerbes führt die UNESCO auch Listen für das Welterbe und das Weltdokumentenerbe.
Bei ihrer Sitzung in Kasane in Botswana hat die UNESCO insgesamt 45 Formen von überliefertem Wissen und Können in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Dazu zählen die Rikscha-Malerei in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, der Operngesang aus Italien und das muslimische Fastenbrechen Iftar.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP