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Fünf Opfer in Lebensgefahr Messerangreifer von Annecy soll schwer depressiv sein

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Die Mutter des Täters lebt in den USA und hat von dem Zustand ihres Sohnes über ihre Ex-Schwiegertochter erfahren.

Die Mutter des Täters lebt in den USA und hat von dem Zustand ihres Sohnes über ihre Ex-Schwiegertochter erfahren.

(Foto: AP)

Was treibt den 31-jährigen Syrer bei seiner Messerattacke in Annecy? Eine psychiatrische Untersuchung soll klären, wie zurechnungsfähig der Mann ist. Derweil meldet sich seine Mutter zu Wort: Die Weigerung Schwedens, ihm die Staatsbürgerschaft zu gewähren, habe ihn in eine schwere Depression gestürzt.

Der Messerangreifer im französischen Annecy leidet nach Angaben seiner Familie unter "schweren Depressionen". Die Weigerung der schwedischen Behörden, ihm die Staatsbürgerschaft zu gewähren, habe seinen Zustand verschlimmert, sagte seine Mutter der Nachrichtenagentur AFP. Der Angriff im Südosten Frankreichs, bei dem fünf Menschen lebensgefährlich verletzt worden waren, darunter vier Kleinkinder, hatte auch international Entsetzen ausgelöst.

Der 31-Jährige soll an diesem Freitag einer psychiatrischen Untersuchung unterzogen werden. Eine derartige Untersuchung sei für den Morgen geplant, sagte Innenminister Gérald Darmanin am Donnerstagabend dem Fernsehsender TF1.

Die laufenden Ermittlungen würden es ermöglichen, "das Motiv zu klären", sagte die Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis am Donnerstag. Sie fügte hinzu, dass sie "in diesem Stadium eine sinnlose Tat nicht ausschließen" könne. Es gebe "keine Hinweise auf ein terroristisches Motiv". Nach Behördenangaben verbrachte der Angreifer die Nacht in Polizeigewahrsam.

Der Mann war kurz nach 9.30 Uhr auf einem Spielplatz am Lac d'Annecy mit einem etwa zehn Zentimeter langen Klappmesser auf die Kinder losgegangen. Augenzeugen berichteten, dass er auch auf zwei Kinder eingestochen habe, die sich in einem Doppel-Kinderwagen befanden. Auf einem Video ist zu hören, dass er zwei Mal auf Englisch "Im Namen Jesu" schrie.

Ex-Frau des Täters fassungslos

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen
  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33

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  • Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich bei dem Täter um einen Syrer, der zehn Jahre in Schweden gelebt hatte und dort als Flüchtling anerkannt war, sich aber vergeblich um die schwedische Staatsbürgerschaft bemüht hatte. Seine in den USA lebende Mutter sagte der AFP, die Weigerung der schwedischen Behörden, ihm die Staatsbürgerschaft zu gewähren, habe "ihn wahrscheinlich aufgebracht".

Sie selbst habe vom psychischen Zustand ihres Sohnes nichts gewusst, sagte die Mutter. Erst ihre frühere Schwiegertochter habe ihr davon berichtet. "Sie sagte, dass es ihm nie gut gehe, er sei immer depressiv, mit düsteren Gedanken, er wolle das Haus nicht verlassen, er wolle nicht arbeiten (...)".

Die in Schweden lebende Ex-Frau des Mannes reagierte laut eigener Schilderung fassungslos, als sie von dem Angriff erfuhr. "Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist (...) Es ist schrecklich", sagte sie der AFP. Das Paar hatte sich im vergangenen Jahr scheiden lassen, der Mann reiste später nach Frankreich.

Quelle: ntv.de, jog/AFP

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