Nur 150 Menschen überleben Nach tödlichem Erdrutsch in Darfur droht Seuchenausbruch
05.09.2025, 18:07 Uhr Artikel anhören
Nur 150 Menschen haben überlebt, darunter 40 Kinder.
(Foto: picture alliance/dpa/Sudan Liberation Movement/Army)
Die Lage in Darfur ist nach dem Hangrutsch mit 1000 Toten bereits dramatisch genug. Humanitäre Hilfe kann nur schleppend zu den wenigen Überlebenden vordringen. Da auch Tausende Tiere unter den Schlammmassen begraben sind, fürchten Helfer den Ausbruch von Seuchen.
In den Marrah-Bergen in der sudanesischen Region Darfur hat nach einem Erdrutsch, der am Sonntag ein ganzes Dorf begrub, ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Angesichts der bis zu 1000 geschätzten Toten und etwa 5000 unter den Schlammmassen begrabenen Tieren drohten die Verunreinigung des Wassers und Seuchen, sagte Francesco Lanino von der Hilfsorganisation "Save the Children". Zudem könne es zu weiteren Schlammlawinen kommen.
Bisher seien 300 Leichen in dem Dorf Tarsin geborgen worden, sagte er. Wie viele Menschen noch unter den Schlammmassen begraben sind, ist ungewiss. Die Miliz SLM/A, die die Region kontrolliert, hatte von 1000 Toten gesprochen. Ein UN-Sprecher hatte sich zurückhaltender geäußert: Lokalen Quellen zufolge könne die Opferzahl zwischen 300 und 1000 Menschen liegen, später sei lediglich noch von zahlreichen Toten die Rede.
Ein elfköpfiges Team der Hilfsorganisation war am späten Donnerstagnachmittag auf Eseln als erste Helfergruppe im Katastrophengebiet eingetroffen - nach zehn Stunden aus der 22 Kilometer entfernten Stadt Golo. Inzwischen hätten es auch Mitarbeiter anderer Organisationen vor Ort geschafft, so Lanino. Die Helfer, die durch unwegsames Gelände und über zerstörte Straßen nur schwer vorankamen, versuchten nun sich um die etwa 150 Überlebenden zu kümmern, unter ihnen 40 Kinder.
"Die Menschen haben alles verloren", so Lanino. "Sie sind traumatisiert und wissen nicht, wohin." Außer einheimischen Dorfbewohnern hätten sich in dem Dorf auch zahlreiche Flüchtlinge aufgehalten. Sie glaubten, in dem entlegenen Gebiet einen sicheren Hafen vor dem Bürgerkrieg im Sudan gefunden zu haben - bis es zur Katastrophe kam. "Der halbe Berg ist weggerutscht", sagte Lanino über das Unglück am Sonntagnachmittag, als die meisten Menschen zu Hause waren.
Medikamente sind da - aber es fehlen Transport-Esel
In der Region gab es bereits vor dem Erdrutsch einen Choleraausbruch, nun steigt das Risiko, durch verunreinigtes Wasser zu erkranken, noch weiter. In Golo, der nächstgrößeren Stadt, gebe es auf dem örtlichen Markt keine Hilfsgüter. "Wir haben Medikamente, Chlortabletten und Plastikplanen aus unserem eigenen Lager mitgebracht. Aber es gab auch nicht genug Esel, um mehr in das Gebiet zu bringen", schilderte Lanino die Herausforderungen.
Unklar sei auch, wo die Überlebenden untergebracht werden können. Einige seien in umliegenden Dörfern untergekommen, andere vorerst obdachlos. "Je nachdem, welcher ethnischen Gruppe die Menschen angehören, ist es für sie nicht überall in Darfur sicher." Vor allem die Binnenflüchtlinge unter den Überlebenden hätten Angst vor der Unterbringung in einem Flüchtlingslager, weil diese in den vergangenen Monaten wiederholt das Ziel von Angriffen der paramilitärischen Miliz RSF waren, die große Teile von Darfur kontrolliert.
Quelle: ntv.de, als/dpa