Alles für den deutschen WeinNeue Weinkönigin hat Botschaft an Trump

Rund 20.000 Winzer gibt es in Deutschland. Und die haben eine neue Herrscherin. Königin Angelina wird in den kommenden zwölf Monaten rund um den Globus für den deutschen Wein werben. Ihre Vorgängerin schaffte es dabei fast viermal um den Globus.
"Ich bin total geflasht und begeistert." Auf der Bühne im pfälzischen Neustadt an der Weinstraße regnet goldenes Konfetti auf Angelina Vogt herab. Die 25-jährige angehende Winzerin vom Anbaugebiet Nahe ist Deutschlands neue Weinkönigin. Die Skepsis, ob das Amt einer Weinkönigin nach mehr als 70 Jahren noch zeitgemäß sei, wischte die Ernährungswissenschaftlerin weg. "Das Amt ist moderner denn je."
Auf dem Weg zur 71. Deutschen Weinkönigin setzte sich die junge Frau aus dem rheinland-pfälzischen Weinsheim mit Fachwissen und Charme gegen fünf Konkurrentinnen durch. Die Frauen mussten etwa Weinsorten bei einer Blindverkostung erkennen und Begriffe wie "Schluckspecht" pantomimisch darstellen. Bei der bunten Show überzeugte Vogt auch mit Schlagfertigkeit. So kommentierte sie einen Schluck süffigen Portugieser mit den Worten: "Dieser Wein macht Bock auf ein Steak."
Ein Jahr lang vertritt die "First Lady" des Rebensafts nun die rund 20.000 deutschen Winzer der 13 Anbaugebiete bei mehr als 200 Terminen rund um den Globus. "In meinem Amtsjahr will ich meine Leidenschaft für Wein mit anderen teilen", sagte Vogt. Ihre erste Reise führt am 3. Oktober nach Paris, wo sie bei einer Feier zum Tag der Deutschen Einheit für den deutschen Wein wirbt.
Flamenco und "Faust"
Die höchste Repräsentantin des deutschen Weins übernahm die Krone von Carolin Klöckner. Die bisherige Hoheit vom Weinbaugebiet Württemberg nahm mit gemischten Gefühlen Abschied. "Es gab keine Sekunde, die ich missen möchte", sagte Klöckner unter dem Applaus der etwa 800 Gäste. Die Studentin der Agrarwissenschaften legte in ihrem Amtsjahr den Angaben zufolge rund 113.400 Kilometer im Namen der Rebe zurück.
Zu Weinprinzessinnen, die Angelina Vogt bei ihrer Arbeit unterstützen sollen, wählte die Jury die ebenfalls 25-jährige Julia Sophie Böcklen (Württemberg) und die ein Jahr ältere Carolin Hillenbrand (Hessische Bergstraße).
Die Weinkönigin wirbt seit 1949 für die Branche. Auch die heutige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner trug einst die Krone (1995/1996). Bis 1999 galt die Bedingung, dass die Kandidatinnen ledig sein und aus einer Winzerfamilie stammen mussten.
Auch Vogt steht für den Wandel im Amt. Sie spricht Japanisch, tanzt Flamenco, schätzt Goethes "Faust" und ist nicht unpolitisch. "Ich würde gerne 100 Flaschen Nahewein zollfrei an Donald Trump schicken, weil ich ihm zeigen möchte, dass man nicht alles was gut ist, im eigenen Land herstellen kann", sagt sie zum Beispiel.
Branche hofft auf guten Jahrgang
Vogt besteigt den Thron zu einem guten Zeitpunkt. Die Branche hofft auf einen vielversprechenden Weinjahrgang. Kühle Nächte und warme Tage seien ideal für die Aromabildung, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Der Ertrag bleibt aber wohl unter dem Durchschnitt von bundesweit neun Millionen Hektolitern im Jahr. Mit etwas mehr als 100.000 Hektar Ertragsrebfläche ist Deutschland - im Vergleich etwa zu Spanien oder Frankreich - vielleicht keine Weinanbauweltmacht. Aber deutscher Wein kommt international gut an.
Für die Branche ist das traditionsreiche Amt auch ein Marketing-Instrument. "In meinem Leben hat es mich quer durch die deutschen Anbaugebiete verschlagen", erzählte die Tochter eines Servicetechnikers und einer Hausfrau. Die Ortenau in Baden-Württemberg sei ihre Heimat, aber durch ihren Freund sei sie nach Rheinland-Pfalz gelangt. "Die Nahe ist jetzt mein Zuhause. Ich werde euch nie mehr verlassen", rief sie unter dem Applaus ihrer Anhänger im Saalbau der pfälzischen Kommune. Noch am Wahlabend kündigte Angelina Vogt eine aktive Amtszeit an. "Wertvolle Erfahrung wird oft auf abgelegenen Wegen gemacht", betonte sie. "Ich freue mich auf den Roadtrip mit euch." Dann verschwand die Monarchin auf Zeit in einer Jubeltraube aus Familie und Freunden.